2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Gallier-Kapitän Stefan Piecha traf sich in Würzburg mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zum Gespräch.
Gallier-Kapitän Stefan Piecha traf sich in Würzburg mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zum Gespräch. – Foto: Dieter Rebel

"Derzeit ist Fußball tatsächlich zweitrangig"

Im Rebel-Interview spricht Großbardorfs Leitfigur Stefan Piecha über die aktuelle Corona-Situation - und über seine weitere Karriere

Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Deshalb wird FuPa-Reporter Dieter Rebel während der unerwarteten Fußball-freien Zeit infolge der Corona-Krise seine Interview-Serie fortsetzen. Nächster Gesprächspartner in diesem Zusammenhang ist Stefan Piecha, langjähriger Leistungsträger und Kapitän von Bayernligist TSV Großbardorf. Der 32-Jährige blickt im Gespräch natürlich auf die Corona-Sache und deren Folgen für den Sport. Er verkündet aber auch Überraschendes was seine weitere Karriere betrifft...

Stefan, was überwiegt in der aktuellen Situation: Die Angst? Die Unwissenheit? Oder die Wut, weil Du nicht mehr Fußballspielen kannst?
Angst: Auf keinen Fall. Das Ungewisse ist eher das, was mir Sorgen bereitet. Man weiß nicht, was auf einem zukommt und wie lange diese Krise dauert. Wut verspüre ich überhaupt nicht. Denn in der aktuellen Situation ist Fußball tatsächlich mal zweitrangig bzw. hintangestellt.

Aus Deiner Sicht: War es richtig, den Spielbetrieb wegen Corona vorerst auszusetzen?
Ja, absolut.

Wie soll es Deiner Meinung danach weitergehen. Die Saison komplett abbrechen oder die Spiele auf Gedeih und Verderb nachholen?
Schwierige Frage, auf die wohl noch keiner eine Antwort hat. Hier sind wir wieder bei dem Punkt Ungewissheit. Mich würde es schon freuen, wenn die Saison noch zu Ende gespielt werden könnte - aber nicht mit aller Gewalt.

Wie versuchst Du Dich während der Zwangspause fit zu halten?
Es ist tatsächlich ähnlich wie in der Winterpause. Wir haben individuelle Laufpläne vom Trainer bekommen. Nach diesen Vorgaben versuchen wir, das aktuelle Fitnesslevel beizubehalten. Nachdem wir eigentlich mitten in der Saison sind, stehen nur wenige Ausdauerläufe auf dem Plan, sondern eher Intervall-Einheiten. Natürlich arbeite ich, wie eigentlich immer, nebenher auch an der Athletik.


Piecha verrät das Bardorfer-Geheimrezept

Themawechsel: Seit Jahren gehört der TSV Großbardorf zu den absoluten Spitzenteams der Bayernliga Nord. Doch woran scheitert es, doch mal aufzusteigen?
Um den Aufstieg mitgespielt haben wir die letzten Jahre ein paar Mal. Der letzte Schritt hat jedoch leider aus unterschiedlichen Gründen immer gefehlt. Ich denke da vor allem an die Saison 2015/16, in der wir mit einem Sieg im letzten Spiel Meister geworden wären.

Anders gefragt: Wann und warum klappt es in absehbarer Zeit tatsächlich mal mit der Regionalliga?
Keine Ahnung (überlegt). Generell ist der Verein gut für die Zukunft aufgestellt. Es wird sich in der neuen Saison einiges ändern - allen voran auf der Trainerbank. Doch ich bin davon überzeugt, dass auch in der kommenden Spielzeit Großbardorf wieder super aufgestellt ist. Die aktuelle, gute Situation ist die Folge von hervorragender Arbeit in der Vergangenheit. Viele aktuelle Spieler haben die Bardorfer Jugend durchlaufen, und ich denke auch, dass in den nächsten Jahren wieder einige eigene Talente zum Kader dazustoßen. Sollte es dann irgendwie mit dem Aufstieg klappen - super. Sollte es nicht klappen, werden wir trotzdem unseren Weg weitergehen.

Der 32-Jährige geht beim TSV Großbardorf voran.
Der 32-Jährige geht beim TSV Großbardorf voran. – Foto: © PresseFoto Evans/ EvRy

Wieso hat des der TSV im gerade einmal knapp 900 Einwohner zählenden Großbardorf geschafft, zu Bayern besten Amateurvereinen zu zählen?
Ein Blick auf die Entwicklung des Sportgeländes reicht. Was sich hier entstanden ist, ist einfach irre. Sowohl die 1. und 2. Mannschaft, aber vor allem die Jugend profitiert davon ungemein. Der Weg über den eigenen Nachwuchs, den Bardorf seit einigen Jahren verfolgt, ist generell unser Geheimrezept. Und ich bin davon überzeugt, dass sich das auch in Zukunft fortsetzen wird.

Seit einiger Zeit bezeichnet sich Bardorf selbst als die "Grabfeld-Gallier". Wie viel Gallier steckt tatsächlich im Verein, in der Mannschaft?
Entstanden ist dieser Begriff in der Regionalliga-Zeit. In der damaligen 3. Liga war Großbardorf tatsächlich das kleine gallische Dorf, das sich gegen Eindringlinge aller Art gewehrt hat - dazu zählten damals u.a. Darmstadt oder Waldhof Mannheim. Leider war das vor meiner Zeit. Als ich 2009 zum TSV gekommen bin, hatte sich der Begriff "Grabfeld-Gallier" bereits etabliert.

Du bist seit über zehn Jahren für den TSV aktiv. Warum passt's so gut?
Ich habe mich in Großbardorf vom ersten Tag an wohl gefühlt. Das entscheidende war meiner Meinung nach hierbei das Umfeld. Obwohl Großbardorf seit Jahren erfolgreich ist, ist der TSV ein Dorfverein geblieben. Was die vielen ehrenamtlichen Helfer rund um das Team auf die Beine stellen, ist gigantisch. Fußball ist ein Hobby und ein Hobby muss Spaß machen - und das tut es in Bardorf.


Piecha verkündet sein Karriereende

Im Sommer wirds bei Euch einen Trainerwechsel geben. Andreas Bendler übernimmt für Andre Betz, der Teammanger wird. Die richtige Entscheidung?
Ja. Es ist ein sehr interessanter weg, den Bardorf da geht. Ich kenne Andreas Bendler bereits seit längerer Zeit. Wir haben gemeinsam studiert. Einhergehend mit dem Trainerwechsel ist eine generelle Umstrukturierung der sportlichen Führung. Es wird ja künftig den Teammanager-Posten geben - eine gute Variante, weil damit dem Trainer Arbeit was das Drumherum angeht abgenommen wird. Und mit Andi konnte man einen Trainer an Land ziehen, der menschlich und sportlich sehr interessant ist.

Apropos Coach: Ist das ein Posten, denn auch Du Dir vorstellen kannst?
Absolut - irgendwann. Aktuelle sehe ich mich aber noch gar nicht auf der Trainerbank. Auch die Variante Spielertrainer reizt mich nicht. Ich möchte eher einen klaren Cut machen, ehe ich nicht mehr Spieler, sondern Trainer bin.

Wie siehst Du generell Deine sportliche und private Zukunft?
Es wird sich einiges ändern für mich. Aktuell bestreite ich nach Rücksprache mit allen Beteiligten meine letzte Saison in Bardorf. Ich werde dann zunächst einmal eine Fußball-Pause einlegen. Eigentlich hatte ich vor, mich in dieser Phase vom Schuldienst freistellen zu lassen und für längere Zeit ins Ausland zu gehen - es zieht mich nach Mittel- und Südamerika. Allerdings ist mit der jetztigen Situation alles ein bisschen infrage gestellt. Mal abwarten...

Vielen Dank für das Gespräch - und alles Gute für die Zukunft.

Aufrufe: 016.3.2020, 14:02 Uhr
Dieter RebelAutor