2024-06-17T07:46:28.129Z

Spielbericht
Immer feste drauf: Engagierte Zweikämpfe um den Ball wie hier zwischen Haunshofens Torhüter Sebastian Worzfeld und Bernrieds Ali Ghazi am vergangenen Wochenende sind bei Duellen dieser beiden Mannschaften an der Tagesordnung.
Immer feste drauf: Engagierte Zweikämpfe um den Ball wie hier zwischen Haunshofens Torhüter Sebastian Worzfeld und Bernrieds Ali Ghazi am vergangenen Wochenende sind bei Duellen dieser beiden Mannschaften an der Tagesordnung. – Foto: gronau

Derby artet wieder aus: Bernried gegen Haunshofen ein Kartenfestival - keiner weiß, warum

„Kann mir das auch nicht erklären“

Wieder einmal hagelte es Karte im Derby zwischen dem SV Bernried und dem SV Haunshofen. Auf dem Platz tut es oft weh. Erklären, kann das niemand.

Haunshofen/Bernried – Als die Partie zu Ende war, reichten sich die beiden Trainer in aller Freundschaft die Hand. „Wir haben ein gutes Verhältnis.“ So beschreibt Bernrieds Coach Josef Effner seine Beziehung zu Haunshofens Spielertrainer Korbinian Steigenberger auch nach der 1:2-Niederlage des SVB im Nachbarderby der A-Klasse 5 weiterhin als positiv.

Auch die Kicker der beiden Mannschaften verstehen sich gut, wenn es nach dem Trainer des SV Bernried geht. „Man redet auf Festen miteinander und trinkt auch mal gemeinsam ein Bier.“

Nur während der 90 Minuten kann hin und wieder schnell Schluss mit lustig sein. Zum Auftakt der neuen Saison lieferten sich die beiden Kontrahenten ein farbenfrohes Derby. Vier Spieler des SV Haunshofen sahen Gelb, Maximilian Steigenberger sogar den roten Karton wegen groben Foulspiels. Die Bernrieder sammelten fünf gelbe Karten, alle nach der Pause in einem Zeitraum von einer guten halben Stunde. Auch gegen die Platzherren sprach Schiedsrichter Yunis Widholz alle Verwarnungen bis auf eine Ausnahme nach dem Seitenwechsel aus.

„Der Schiedsrichter hat alles super im Griff gehabt“, lobte Steigenberger den jungen Referee, der seiner Ansicht nach eine starke Vorstellung ablieferte. Auch Effner machte dem Unparteiischen ein großes Kompliment: „So ein Spiel ist nicht leicht zu pfeifen.“ Beanstandungen gab es so gut wie keine. Widholz musste das eine oder andere taktische Foul oder hin und wieder eine Unsportlichkeit ahnden. Bei der roten Karte hätten sich beide Trainer etwas mehr Milde gewünscht, sprich: Gelb-Rot hätte es auch getan. Aber vielleicht setzte Widholz auch ein Zeichen, nachdem er eine Viertelstunde zuvor im Drei-Minuten-Rhythmus Verwarnungskarten verteilt hatte.

Es ist bislang nicht das einzige Spiel, in dem es leidenschaftlich zwischen den beiden Rivalen zuging, so wie es Steigenberger ausdrückt. In der Hinrunde der Saison 2018/19 stellten die beiden Mannschaften mit einmal Rot, einmal Gelb-Rot sowie insgesamt sieben gelben karten eine unrühmliche Marke auf. Damals steckten die Verantwortlichen der beide Vereine die Köpfe zusammen und berieten, wie sich die Hitzköpfe in Zukunft beruhigen ließen. Beim Aufeinandertreffen in der Rückrunde wurden dann nur zwei Verwarnungen notiert.

Dieser Friedensschluss ist nicht die Ausnahme von der Regel. Ein Jahr zuvor siegten die Bernrieder in Haunshofen mit 4:3, und der Schiedsrichter musste überhaupt nicht in die Tasche greifen. „Ich kann mir das auch nicht erklären“, sagt Steigenberger. Er kann sich keinen Reim darauf machen, warum hin und wieder eine Partie zwischen den Nachbarn eskaliert.

Vollmond war am vergangenen Sonntag jedenfalls nicht. Und die 150 Zuschauer, die um das enge Geviert in Haunshofen für Stimmung sorgten, sind bei diesem Spiel eigentlich Standard. Auch existieren unter den Kickern keine Rivalitäten von Kindesbeinen an. Die Bernrieder orientieren sich am Starnberger See mehr nach Tutzing, Die Wege der Haunshofener Kicker führen meist nach Pähl oder Wielenbach. Auch hat kein Bernrieder Fußballer jemals einem Haunshofener die Freundin ausgespannt oder umgekehrt. „Da gibt es keine Kleinkriege“, versichert Steigenberger. „Ich unterstelle keinem der beiden Vereine, dass er absichtliche Fouls macht“, spricht Effner von einem Kräftemessen mit offenem Visier und frei von Revanchegelüsten. Hässliche Szenen, dass zum Beispiel eine Mannschaft der anderen die Kabine demoliert, sind nicht bekannt.

„Es ist nicht so eine Rivalität, wie man sie sich vorstellt“, so Steigenberger. Der Haunshofener Spielertrainer fragt sich, ob die Bezeichnung „Derby“ für dieses Duell überhaupt zulässig ist. Effner widerspricht da gern. „Für mich ist es schon eines.“ Zwar liegen Tutzing und Seeshaupt viel näher an Bernried, doch den Vergleichen mit dem TSV und dem FC fehlt am Ende das, was das Kräftemessen mit Haunshofen stets für den Coach beinhaltet: „Es ist immer was Besonderes.“

Dieses Wochenende können sich beide Teams auf ein vergleichsweise normales Spiel einstellen: Die Haunshofener sind am Samstag zu Gast bei Aufsteiger SV Polling II 17.30 Uhr), die Bernrieder treten am Sonntag bei den Spielfreunden Bichl an (15 Uhr).

Aufrufe: 06.8.2021, 22:59 Uhr
Christian HeinrichAutor