2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Oliver Gorgiev (am Ball) kocht so schnell keiner ab - auch wenn die Gegenspieler manchmal gut 15 Jahre jünger sind. F: Wiedel
Oliver Gorgiev (am Ball) kocht so schnell keiner ab - auch wenn die Gegenspieler manchmal gut 15 Jahre jünger sind. F: Wiedel

Der Unverwüstliche: »Ich lebe für den Fußball«

Oliver Gorgiev wird in diesem Jahr 39 Jahre alt und ist aus dem Bayernliga-Team der DJK Gebenbach nicht wegzudenken

Er läuft und läuft und läuft: Oliver Gorgiev hat in seiner Fußballerlaufbahn schon fast alles gesehen. Trotzdem hat sich der 38-Jährige die fast kindliche Freude am Spiel bewahren können. Beim Bayernliga Nord-Titelkandidaten DJK Gebenbach ist der Stammspieler nach wie vor nicht wegzudenken. Wie schafft es der gebürtige Nürnberger, der seit eineinhalb Jahren in Erlangen eine Bar betreibt, scheinbar immun zu sein gegen die ungeschriebenen Gesetze der Branche? Wir haben uns mit Oliver Gorgiev über Verschleißerscheinungen nach über drei Jahrzehnten Fußball unterhalten, warum er immer noch nicht genug hat, was ihm an Gebenbach so gefällt und was sich in all den Jahren im Amateurbereich geändert hat.

FuPa: Oliver, mit 38 bist du immer noch Stammspieler in der Bayernliga und zeigst keinerlei Altersmüdigkeit. Gelten für dich keine Naturgesetze?
Oliver Gorgiev (38): Das weiß ich nicht. (lacht) Ich lebe für den Fußball und habe nach wie vor großen Spaß an der Sache. So lange ich gesund und verletzungsfrei bin und den jungen Spielern immer noch helfen kann, werde ich auch weitermachen.

Gedanken an einen Rückzug machst du dir anscheinend noch nicht. Wird man dich mit 40 noch in der Bayernliga sehen?
Warum nicht? Das kann ich mir durchaus vorstellen. Ich werde auch in der nächsten Saison für Gebenbach spielen.

Manche deiner Teamkollegen sind über 15 Jahre jünger als du. Wie gehst du mit den jungen Akteuren um? Nimmst du sie manchmal zur Seite nach dem Motto: Junge, so läuft der Hase...?
Das ist von Fall zu Fall verschieden. Manche müssen - im übertragenen Sinn - immer wieder gestreichelt werden. Andere brauchen den Tritt in den Hintern. Ich kann durchaus auch mal sehr laut werden, wenn ich merke, da läuft was in die falsche Richtung. Aber es kommt immer auf das Wie drauf an. Konstruktive Kritik ja, Beleidigungen nein. Der Ton macht die Musik. Fußball lebt von Emotionen, da wird`s mitunter schon mal ruppiger. Aber du darfst nie persönlich verletzend werden. Du willst ja auch von deinen Mitspielern respektiert werden. Wenn du ausfällig wirst, verlieren sie den Respekt vor dir.

Du bist jetzt das dritte Jahr in Gebenbach, hast eben erwähnt, dass du auch kommende Saison bleiben wirst. Was gefällt dir so am Dorf?
Ganz ehrlich, so eine mannschaftliche Geschlossenheit habe ich selten in meiner Laufbahn erlebt. Die Jungs sind alle bodenständig, da schert keiner aus und es gibt keine Grüppchenbildung.

»Für junge Spieler ist es heute einfacher als früher.«

Ihr könnt Historisches schaffen in diesem Jahr: Bayernligameister und Aufstieg mit Gebenbach. Steigt die Anspannung schon?
Wir machen uns da wirklich keinen großen Kopf. Wir versuchen, unseren Teil zum Erfolg beizutragen. Aber der Rest liegt nicht in der Hand der Spieler. Auf den Verein würden große Herausforderungen zukommen, dessen sind sich alle bewusst. Aber wir sind in einer komfortablen Lage: Wenn`s klappt, wäre das super schön. Wenn`s nicht klappt, wäre das auch überhaupt kein Beinbruch.

Seit fast 20 Jahren bist du jetzt auf gehobenem Amateurniveau unterwegs. Wie hat sich deiner Meinung nach der Fußball in der Zeit verändert?
Es wird alles professioneller. In der Landes- oder Bayernliga trainierst du heutzutage drei- bis viermal die Woche. Dazu kommen technische Erneuerungen, die es möglich machen, Videoanalysen durchzuführen. Obwohl der Aufwand schon enorm ist, da unter halbprofessionellen Bedingungen gearbeitet wird, bin ich der Meinung, dass es für junge Spieler heute einfacher ist als früher.

Inwiefern?
Früher hattest du überwiegend Trainer der alten Schule, die oft über die Schiene Autorität gekommen sind. Da hast du als junger Spieler, der gerade in den Seniorenbereich gekommen war, in der ersten Zeit den Ball so gut wie nie gesehen und bist stundenlang über den Platz gescheucht worden. Das kannst du heute nicht mehr bringen.

Stichwort Trainer. Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, nach deiner aktiven Karriere als Coach einzusteigen?
Die Überlegung ist definitiv da, ich will auf alle Fälle im Fußballgeschäft bleiben. Ich liebe Fußball und kann`s mir ohne eigentlich gar nicht vorstellen. (lacht) In welcher Form, das wird sich noch zeigen. Ich könnte mir auch eine Aufgabe im Scoutingbereich oder im Management vorstellen. Ich habe mich schon dahingehend ein wenig informiert, am IFI (Internationales Fußball-Institut, Anm.d.Red.) in München kann man dazu Fortbildungen absolvieren. Mal sehen, was ich dann letzten Endes machen werde. Aber noch bin ich ja Spieler. (lacht)



Aufrufe: 011.3.2019, 10:10 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor