2024-06-17T07:46:28.129Z

Interview
Markus Wolf.  F: Bock
Markus Wolf. F: Bock

"Der Spaß war etwas verloren gegangen"

Markus Wolf aus dem neuen Lübbener Trainer-Duo im FuPa Brandenburg-Interview

Nach dem Trainerwechsel bei Grün-Weiß Lübben betreut Markus Wolf gemeinsam mit Oliver Keutel als neues Gespann den Brandenburgligisten. FuPa Brandenburg sprach mit Wolf über seine ersten Eindrücke und die neue Liga.

Herr Wolf, wie bewerten Sie das Unentschieden bei Schlusslicht BSC Preußen am vergangenen Wochenende?

Wir können mit dem Punkt grundsätzlich zufrieden sein. Wir wollten heute die Null hinten stehen haben, das haben wir geschafft. Das ist in Ordnung. Wir denken, dass wir ein leichtes spielerisches Übergewicht hatten und wenn uns Gott gewogen ist, geht der Pfostenschuss kurz vor Schluss rein. Aber im Endeffekt können wir von einem gerechten Unentschieden sprechen.

Wie ist Ihr Eindruck nach den ersten beiden Wochen mit der Mannschaft?

Bombe. Es sind super Jungs, sie sind alle gallig und unheimlich bereit zu arbeiten. Das sieht man auch im Ergebnis von letzter Woche, wo wir gegen Neuruppin zwei Mal nach einem Rückstand zurückgekommen sind. Gegen den BSC war es nicht so der kämpferische Aspekt, sie hat es eher spielerisch versucht. Aber die Mannschaft ist intakt. Was fehlt ist das Abschlussglück und der Spaß als solches. Der war in den letzten Monaten etwas verloren gegangen. Daran arbeiten wir.

Wie bekommt man den Spaß zurück?

Wir machen Torschussübungen oder wenn mal etwas schräg läuft wird derjenige nicht gleich niedergemacht. Wir nehmen ihn in den Arm und machen ein Späßchen oder Witzchen. Also auf dem Platz entspannt mit den Jungs umgehen. So versuchen wir ihnen Vertrauen zurück zu geben. Und auch mal wieder im Training lachen. Trotzdem sind sie gut unterwegs und arbeiten gut.

Gerade im Abstiegskampf ist das sicher eine schwierige Aufgabe, bei negativen Ergebnissen noch Spaß zu vermitteln.

Natürlich, das ist eine Gradwanderung. Aber nur wenn du Spaß hast kannst du Erfolge erreichen. Und wenn du Erfolg hast, hast du auch wieder Spaß. Wir vermitteln den Spielern auch, dass sie Fehler machen dürfen und sie nicht gleich rund gemacht werden. Im Training wie im Spiel. Jeder kann auch ein oder zwei Fehler machen. Daraus müssen sie lernen. Wenn wir den Jungs aber Druck machen, dann verkrampfen sie. Wir versuchen im Moment die Verkrampfung zu lösen und das gelingt uns denke ich ganz gut.

Wie ist es für Sie persönlich, nach zehn Monaten Pause wieder an der Seitenlinie zu stehen?

Das ist eine klasse Sache. Und dann auch noch bei einem Brandenburgligisten mitmachen zu dürfen. Das wünscht man sich. Ich bin hervorragend aufgenommen worden in Lübben, von den Jungs und im Verein. Meine Stärke ist, mit den Spielern in das persönliche Gespräche zu gehen und ihnen ihre Stärken und Schwächen aufzuzeigen.

Sie haben vorher bei Wünsdorf und Trebbin in der Landesklasse trainiert. Wie ist der Unterschied zur Brandenburgliga?

Der ist riesig. Die Disziplin und die Trainingsbeteiligung ist eine ganz andere. Die Dynamik, die spielerischen Qualitäten und die körperlische Präsenz sind besser. Das ganze Spiel ist etwas schneller. Die Jungs sind auch ballsicherer und technisch stärker, aber deswegen spielen sie auch Brandenburgliga.

Das ist auch ein Niveau, auf dem Sie gerne trainieren möchten?

Ich hatte früher eine B-Lizenz, aber habe es leider verpennt sie zu verlängern, als ich 2001 aus Kaiserslautern nach Brandenburg gekommen bin. Für die Brandenburgliga braucht man aber eine B-Lizenz. Die hat Oliver Keutel, deswegen machen wir das als Gespann. Aber ich möchte mich auch nicht nochmal vier Wochen auf die Schulbank setzen, um die Lizenz wieder zu erwerben. Ich bleibe nach außen hin gerne hinter Oliver Keutel. Innerhalb wissen wir genau, dass wir ein Team sind und zusammen arbeiten. Das passt.

Ist diese Konstellation für länger angedacht oder erstmal nur bis zum Saisonende?

Von meiner Seite aus ist es jetzt erstmal für diese Saison angedacht. Ich habe auch 110 Kilometer einfacher Weg zu fahren von Gladow bis Lübben. Wir werden sehen, wie es sich entwickelt. Und wenn es erfolgreich ist und wir die Klasse halten, werden wir weitersehen.

Dadurch kehrt man ja auch wieder ins Rampenlicht zurück.

Natürlich. Als Trainer war man jahrelang in der Landesklasse unterwegs und jetzt ist man bei einem Team in der Brandenburgliga und sieht auch mal andere Dinge. Das macht schon Laune. Dann holt man als neues Team gleich noch den Sieg gegen Neuruppin, dann will man natürlich noch mehr. Das haben wir auch der Mannschaft diese Woche vermittelt. Ich könnte mir schon vorstellen - auch weil in der Vita jetzt steht "Trainer Brandenburgliga" - in Zukunft Engagements im näheren Umkreis zu bekommen in der Landesliga oder Brandenburgliga. Soweit möchte ich aber noch gar nicht denken. Die momentane Aufgabe ist Grün-Weiß Lübben und ich fühle mich hier sauwohl. Man bekommt es aber auch leicht gemacht. Man muss sich um nichts kümmern und kann locker und befreit die Sache angehen. Und Oliver Keutel ist menschlich ein super Typ, wir haben die gleiche Philosophie und versuchen einen offensiven Fußball zu bieten. Das macht Spaß.

Sie haben bei Trebbin die erste Saison gemeinsam mit Michael Dischereit ebenfalls in einem Trainer-Duo gearbeitet. Ist das ein gutes Modell?

In der Landesklasse war es nicht mein Ding, weil ich in der Liga zu weit in meinem Fussballerischen bin. Hier ist man jetzt auf einer Wellenlänge und es ist nicht der die Nummer eins oder der, sondern wir machen es zusammen. Da bin ich auch gerne bereit Dinge zu tun, die ich als einziger Trainer nicht gemacht habe. Man lernt auch hinzu. Oliver Keutel kennt gewisse Dinge, die ich so noch nicht kannte. Und ich kenne Dinge, die ihm vielleicht weiterhelfen. Man ergänzt sich also gut. Das ist eine klasse Sache.

Mit Markus Wolf sprach Sven Bock.

Aufrufe: 026.3.2019, 14:31 Uhr
Sven BockAutor