2024-05-02T16:12:49.858Z

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Saison der vergebenen Chancen: Sebastian Walter und Dustin Gräwe können es hier nach dem Rüchrunden-Unentschieden gegen den SV Rödinghausen nicht fassen. Der Delbrücker SC hat in der Saison 2017/2018 viele Chancen liegen gelassen. F: Heinemann
Saison der vergebenen Chancen: Sebastian Walter und Dustin Gräwe können es hier nach dem Rüchrunden-Unentschieden gegen den SV Rödinghausen nicht fassen. Der Delbrücker SC hat in der Saison 2017/2018 viele Chancen liegen gelassen. F: Heinemann

Der Saisonrückblick des Delbrücker SC

Nach einem guten Start kommt der Delbrücker SC in Herford aus dem Tritt. Dazu kommen viele Verletzungen. Im Kreispokal gibt es ein bitteres Finale

Ganz klar, eine Durchschnittssaison. Ein geschulter Blick auf die finalen Zahlen dürften dem Fußballexperten reichen, um so die Westfalenligaspielzeit 2017/2018 des Delbrücker SC abschließend zu bewerten. Wie zu oft, greift genau dieser oberflächliche Blick allerdings deutlich zu kurz. Denn in der vergangenen DSC-Saison steckte eine ganze Menge mehr.

Da waren zum einen die großen Erwartungen. Nach zwei äußerst erfolgreichen Jahren, in denen die Delbrücker jeweils erst in der Relegation oder am letzten Spieltag den Aufstieg in die Oberliga verpasst hatten, sollte sich der Spruch, dass aller guten Dinge drei sind, bewahrheiten. „Die Erwartungshaltung war groß. Wir wurden auch in der Liga als einer der Topfavoriten gesehen und haben uns davon anstecken lassen“, gibt auch Jörg Runge in der Rückbetrachtung zu. Delbrücks Trainer war selbst nicht ganz frei von der Euphorie. Sprach er doch bei seinem Amtsantritt davon, mit 18 Siegen vielleicht den einen Saisonsieg mehr einfahren zu können, der in der Saison 2016/2017 noch gefehlt hatte.

Im Sommer verließen mit Capretti und Kurzen zwei Unterschiedspieler den Verein

Was alle Verantwortlichen zu der Zeit allerdings nicht sahen oder wahrhaben wollten, war, dass die Delbrücker mit dem als Spielertrainer fungierenden Innenverteidiger Guerino Capretti und mit dem Außenbahnsprinter Patrick Kurzen im Sommer zwei Unterschiedspieler abgegeben hatten. „Patrick gehört beim Regionalligisten SC Verl zu den Top-3-Spielern der Saison. Über die Qualitäten eines Guerino Capretti brauchen wir nicht zu sprechen“, so Runge heute.

Zentraler Ausfall: Delbrücks Kapitän Marvin Frenz (l.) zog sich im Spiel beim SV Rödinghausen II einen Kreuzbandriss zu. F: Arndt
Hinzu kam ein Verletzungspech, welches direkt mit dem Kreuzbandriss von Angreifer Mario Freise in der ersten Trainingseinheit begann und nachher teilweise tragische Züge annahm. Anfang Oktober riss sich Kapitän Marvin Frenz beim 1:1 gegen den SV Rödinghausen II ebenfalls das Kreuzband.

Eine unfassbare Serie an Verletzungen

Patryk Plucinski und Lukas Cramer schleppten sich mit Rückenproblemen durch die Hinrunde. Später stellten sich Bandscheibenvorfälle heraus. Auch die beiden Leistungsträger kamen nicht zurück. Sebastian Walter startete ebenfalls verletzt in die Spielzeit. Marius Ferber und Dustin Gräwe mussten zwischenzeitlich aus beruflichen Gründen kürzer treten. Trotzdem gab der DSC in der Winterpause noch Ersin Gül in Richtung Türk Sport Bielefeld ab und verlieh Mohamad Basel Kawakbi zum BV Bad Lippspringe in die Landesliga. „Ersin wollte weg. Da war nichts zu machen. Basel hätten wir aus heutiger Sicht halten müssen. Allerdings hat der Verein ja Ersatz geholt“, betont Runge. Luca Cazacu kam aus der Oberliga-U21 des SC Paderborn 07. Auch er verletzte sich nach vier Einsätzen ohne Tor und fiel komplett aus. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Sportmannschaften nach Phasen an der Leistungsgrenze in ein körperliches Loch fallen und sich Verletzungen häufen. Beim DSC war dies nach den zwei Erfolgsjahren definitiv der Fall.

Der Saisonstart gelingt. Nach der Niederlage in Herford geht es bergab

Trotzdem gelang der Start in die Saison zunächst. Mit allen Leistungsträgern an Bord holten die Delbrücker aus den ersten fünf Partien gleich vier Siege. Am 6. Spieltag ging es zum noch punktlosen Ligaschlusslicht SC Herford. Ein Sieg dort und der DSC würde als Tabellenführer ins Katharinenmarktwochenende gehen. Trotz drückender Überlegenheit hieß es am Ende 0:2. „Das ist das Knackpunktspiel der Saison. Wenn du dich auf dem Fest plötzlich rechtfertigen musst, ist das immer eine schwere Situation“, sagt Runge.

F: Heinemann
F: Heinemann
Treffsicher: Sebastian Walter (r.) war mit sechs Toren Delbrücks bester Schütze. F: Heinemann

Am folgenden Wochenende mussten die Delbrücker zum 1. FC Gievenbeck und gingen sang und klanglos mit 0:3 unter. Danach gab es eine 0:1-Heimniederlage gegen den SV Spexard. Statt Euphorie regierte plötzlich die pure Unsicherheit. „Gievenbeck ist mit 14 Punkten Vorsprung Meister geworden. Da kann man verlieren. Spexard ging so nicht. Das Team wollte immer. Wenn man aber irgendwann merkt, dass es nicht so läuft, wie es der eigene Anspruch ist, kommt man in einen negativen Lauf.“ Diesen Lauf zog das Team vom Laumeskamp bis zum Ende der Rückserie durch. In den noch offenen sieben Partien gab es nur noch einen Sieg. Mit dem noch im Dezember 2017 ausgetragenen Start der Rückserie hieß die Ansage Abstiegs- statt Aufstiegskampf. „Als der Weg klar war, haben wir uns damit arrangiert“, betont Runge. Aus den ersten beiden Partien der Rückrunde gegen Neuenkirchen (4:2) und Schermbeck (1:1) holten die mittlerweile arg verletzungsgebeutelten Delbrücker vier Punkte.

Nur eine Niederlage aus den ersten neun Spielen im Jahr 2018

Und im Jahr 2018 gab es in den ersten neun Partien nur eine Niederlage. Fünf Spiele endeten allerdings teilweise unglücklich mit einer Punkteteilung, so dass es nicht mehr gelingen sollte, noch einmal in die höheren Tabellenregionen zu schauen. „Ich habe trotzdem nicht geglaubt, dass wir noch einmal richtig in den Abstiegsstrudel geraten könnten. Dafür hat die Mannschaft zu viel Charakter und Qualität. Wie sie die ganzen Verletzungen angenommen hat, ist aller Ehren wert. Wir haben teilweise nur mit acht Leuten trainiert“, meint Runge. Am Ende stehen 40 Punkte, Tabellenplatz 8, 10 Siege, 10 Niederlagen und 10 Unentschieden bei einem Torverhältnis von 46 zu 45 auf der Habenseite. Damit ist die Geschichte der Saison allerdings noch nicht ganz erzählt.

Der Bezirksligist SV Heide Paderborn als Spielverderber

Denn auch der SV Heide Paderborn gehört dazu. Der Bezirksligist warf den DSC im Winter in der Halle durch ein 1:2 aus dem Viertelfinale des Silvester Cups. Verkraftbar. Allerdings standen sich beide Teams auch im Kreispokalfinale gegenüber, welches der DSC unbedingt gewinnen wollte, um das Saisonziel Einzug in den Westfalenpokal zu egalisieren. Delbrück, das klassenhöchste Team im Wettbewerb, war den Pokal bis dato hochseriös angegangen. Aber das Finale wurde dann wieder ein Spiegelbild der Saison. Chancen, das Spiel zu entscheiden, hatte der DSC nach 90 Minuten, in der Verlängerung und selbst noch im Elfmeterschießen. Am Ende jubelten die anderen. Heide gewann nach Elfmeterschießen mit 7:8. „Es tut mir für die Mannschaft leid, dass sie sich nicht belohnt hat und in der kommenden Saison in dem Wettbewerb zuschauen muss“, so Runge.

Ein neues Kapitel mit einem neuen Trainerstab ab Sommer

Er selbst und auch sein Co-Trainer Martin Diekotto werden den DSC im Sommer verlassen und eine Pause einlegen. Möglich ist, dass er als Talentscout für den DSC arbeiten wird. „Ich habe viel gelernt in der Saison und werde Fan des Vereins bleiben. Die finalen Gespräche über das Scouting sind noch nicht geführt.“ Ex-Profi Detlev Dammeier und Carsten Johanning übernehmen und rufen die Mannschaft am 25. Juni zur ersten Trainingseinheit zusammen.


Nachdenklich: DSC-Trainer Jörg Runge hat eine intensive Saison hinter sich. Er geht im Sommer und pausiert zunächst. F: Heinemann

Plucinski und Cramer sind dann wieder dabei. Frenz, Marius Ferber und auch Stammtorwart Kevin Hund, also Leistungsträger aus den zwei Erfolgsjahren, haben den DSC aus beruflichen Gründen verlassen. Sportlich ein Verlust, insgesamt aber vielleicht die Möglichkeit, die Erwartungen hinter sich zu lassen und mit einem neuen Kapitel in der Delbrücker Vereinsgeschichte zu beginnen.

Aufrufe: 01.6.2018, 15:15 Uhr
Mark HeinemannAutor