2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Fixpunkt bei Hansa Rostock II: Der Neuruppiner Eric Birkholz ist Kapitän der jungen Hansa-Reserve in der Oberliga Nord. In der Vorsaison hatte er noch Station in Altlüdersdorf gemacht.  ©Matthias Haack
Fixpunkt bei Hansa Rostock II: Der Neuruppiner Eric Birkholz ist Kapitän der jungen Hansa-Reserve in der Oberliga Nord. In der Vorsaison hatte er noch Station in Altlüdersdorf gemacht. ©Matthias Haack

Der Profi-Traum verblasst

Eric Birkholz aus Neuruppin ist Captain bei Hansa Rostock II und wollte einst ganz nach oben - ein Interview.

Den Traum vom Profi-Fußball hat Eric Birkholz noch nicht gänzlich aufgegeben. Ein Liebäugeln ist unentwegt vorhanden. "Aber man muss realistisch sein", schätzt der Neuruppiner seine Chancen, doch noch den großen Durchbruch zu schaffen, als eher gering ein. Mittlerweile ist Birkholz 24 Jahre alt. Er führt die zweite Mannschaft des FC Hansa Rostock in der Oberliga Nord als Kapitän aufs Feld. Auf diesem Niveau lassen sich Fußball und das Lehramtsstudium vor Ort vereinen. Aktuell liegt der Abwehrrecke, der einst beim MSV Neuruppin groß wurde, ehe es ihn zu Energie Cottbus zog, mit seinem Team auf Tabellenplatz zwei, sprich, auf Meisterkurs. Sportredakteur Gunnar Reblin fragte nach, wie der bisherige Saisonverlauf einzuordnen ist, wie seine Pläne für die Zukunft sind und welche Kontakte in die Heimat noch bestehen.

Herr Birkholz, aktuell belegt die Hansa-Reserve Platz zwei in der Oberliga Nord. Elf von 16 Spielen wurden gewonnen. Ist der Kapitän des FC Hansa Rostock II derzeit ein stolzer Kapitän?

Eric Birkholz: Ja, definitiv. Was wir als Mannschaft bisher geleistet haben, ist allen Ehren wert. Dass es so gut für uns laufen würde, hätte ich auch nicht gedacht, gerade weil im Sommer viele Junioren aus der A-Jugend aufgerückt sind, die sich beweisen wollen, müssen und es bisher sehr gut machen. Da bin ich als Kapitän durchaus stolz auf die Mannschaft und das Erreichte.

Kommt die Winterpause nach zuletzt drei klaren Siegen eher ungelegen oder ist die Zeit reif zum Durchschnaufen?

Birkholz: Ich sage mal Jein. Denn zum Ende des Jahres war schon ein Stück weit die Luft raus, obwohl wir es immer noch super gespielt haben. Aber ein bisschen Abstand zum Fußball tut jetzt auch mal ganz gut. Ich hoffe, dass wir mit Beginn der Rückrunde nahtlos an die Leistungen in der Hinrunde anknüpfen können. Jedoch müssen wir im Winter zwei, drei Abgänge verkraften, gerade der Verlust von Torwart Philipp Puls ist ein großer.

Hat die Hansa-Reserve eine realistische Chance auf den Gewinn der Oberliga-Meisterschaft? Ist der Kapitän im Meistermodus? Welche Zielstellung gibt es?

Tennis Borussia steht letztendlich verdient oben im Moment, die haben auch viele Kicker mit Regionalliga- oder gar Drittliga-Erfahrung. Klar, wir schielen schon ein wenig auf Platz eins, wollen gerne oben dran bleiben. Aber es ist nicht das Ziel, denn so richtig haben wir gar keines formuliert. Wir wollten nichts mit dem Abstieg zu tun haben, okay. Und aufsteigen dürfen ja nicht, so lange die erste Mannschaft nicht auch aufsteigt. Unser Trainer ist auch eher zurückhaltend, betont stets, dass wir weiterhin die Teams oben ärgern wollen.

Und wie fällt Ihr allgemeines Resümee aus?

Naja, wir haben leider unnötig eine paar Punkte liegen lassen. Ich denke da an das 0:0 beim Tabellenletzten BSC Süd 05. Gerade als junge Mannschaft mussten wir uns zu Beginn der Saison erst finden, den Kampf in der Liga annehmen.

Geht es in der Oberliga Nord demnach eher kampfbetont zu oder überwiegen die spielerischen Elemente?

Beides. Wir sind eine Mannschaft, die viel Wert auf das Spielerische legt, da auch alle Jungs so im Nachwuchs ausgebildet worden sind. Aber in einigen Mannschaften spielen auch paar richtige Haudegen, die knallen dann schon mal dazwischen. Da geht es dann auch mal rustikal zur Sache.

Sie pendeln zwischen Innenverteidigung und Sechser-Position. Welche Rolle bevorzugen Sie? Und welche Überlegungen hat Ihr Trainer Axel Rietentiet?

Ich spiele am liebsten auf der Sechs, das macht mir am meisten Spaß. Man kann offensiver agieren, kann kreativer sein. Wenn wir einen Engpass in der Innenverteidigung haben, helfe ich da natürlich aus, alles zum Wohle der Mannschaft. So sind auch die Überlegungen des Trainers. Er stellt mich da auf, wo ich gebraucht werde.

Die Statistik weist 24 Einsätze, aber noch kein Tor aus. Was ist da los?

(lacht laut los) Das Toreschießen ist ja nicht so meine Stärke. Wenn, dann bin ich meist auch nur bei Standards vorne mit drin und da glaube ich, suchen mich die Standardschützen nicht (lacht). Ein Scherz. Mit Henri Haufe (bislang 14 Saisontore, d. Red.) haben wir natürlich auch einen erstklassigen Vollstrecker vorne drin, der hat den Riecher, weiß, wo der Ball runter- oder hinfällt. Unfassbar.

Ihr Vertrag endet im Juni 2020. Gibt es noch einmal einen Angriff Richtung Profitum? Bleiben Sie bei Hansa?

Da ist im Moment noch alles offen. Das hängt auch mit dem Pensum meines Studiums zusammen. Wie es ab Sommer weitergeht, mal schauen. Profi? Klar, man liebäugelt immer damit, dass man es doch noch mal packen könnte. Aber ich werde bald 25, da muss man realistisch sein. Ab und zu kam mal das Angebot, bei Hansa I mitzutrainieren, aber das passt zeitlich nicht mit der Uni zusammen. Wie gesagt, im Moment ist alles offen.

Gibt es noch Kontakte in die Heimat? Verfolgt das Nordlicht Birkholz noch die Szenerie im Ruppiner Land?

Zwei, drei Kontakte sind noch da, aber es sind weniger geworden mit der Zeit. Mit den Unionern Tizian Fülbier, der jetzt in Leipzig lebt, und Philipp Wiese, der zuletzt in Rostock studierte, tausche ich mich noch ab und an aus. Ich verfolge auch noch, was der MSV so macht.

Gutes Stichwort. Und wenn der MSV Neuruppin rufen würde? Ist eine Rückkehr in die Heimat überhaupt vorstellbar?

Utopisch ist das nicht. Es gab diesbezüglich schon Gedankengänge. Noch läuft mein Studium, vieles hängt auch davon ab, wo ich dann meinen Referendariatsplatz bekomme und wo meine Freundin ihren Arbeitsplatz hat.

Der Winter steht vor der Tür. Apropos, wie schmeckt der Glühwein auf dem Rostocker Weihnachtsmarkt?

(lacht) Sehr gut. Zwei-, dreimal war ich schon dort. Ein toller Weihnachtsmarkt. Vergangenen Freitag waren wir als Mannschaft dort, haben uns aber natürlich zurückgehalten, da wir am Sonntag noch ein Spiel hatten.

Heißt Weihnachtspause auch gleich Fußballpause?

Nicht ganz, denn wir sind als Mannschaft noch bei einigen Hallenturnieren dabei. Unser Trainer ist da immer ganz heiß drauf, weil wir stets ein paar Prämien für die Teamkasse einspielen können. Das erste ist beim Rostocker FC. Ich glaube, insgesamt sind wir bei vier Turnieren am Ball. Alle werde ich sicher nicht mitmachen. Ich bin ja auch nicht der typische Hallenspieler.

Die Fragen stellte Gunnar Reblin.

Stationen seit der Jugendzeit beim MSV

In der Jugend spielte Eric Birkholz von den Bambini an bis zur B-Jugend beim MSV Neuruppin. "Meine Trainer waren Michael Tessmann, Olaf Bachmann, Danilo Möller, Mario Stärck, Andre Erdmann und Frank Graff", zählt er auf.

Bei Energie Cottbus spielte er von Juli 2011 bis Juni 2014 in der Junioren-Bundesliga.

Die folgenden Stationen samt Einsatzbilanz waren: 13/14 FC Energie Cottbus RL Nordost14/15 FC Hansa Rostock II NOFV Oberliga Nord (19 Einsätze)15/16 FC Hansa Rostock 3. Liga (ohne Einsatz)15/16 FC Hansa Rostock II NOFV Oberliga Nord (21 Einsätze)16/17 FC Schönberg 95 Regionalliga NO (26 Einsätze)17/18 VfB Lübeck Regionalliga Nord (drei Einsätze)18/19 FC Hansa Rostock II NOFV Oberliga Nord (27 Einsätze)

In Rostock studiert Eric Birkholz auf Lehramt Sport (9. Semester) und Geschichte (3. Semester). Er sagt: "Inzwischen bin ich ein Nordlicht, bin hier sesshaft geworden. Mir gefällt’s hier oben."⇥gü

Aufrufe: 022.12.2019, 18:01 Uhr
MOZ.de / Gunnar ReblinAutor