2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
2014 beim FC Augsburg – als Co-Trainer von Markus Weinzierl (li.) schaffte Wolfgang Beller den Sprung in den Profifußball. Foto: Tobias Hase/dpa
2014 beim FC Augsburg – als Co-Trainer von Markus Weinzierl (li.) schaffte Wolfgang Beller den Sprung in den Profifußball. Foto: Tobias Hase/dpa

Der Name Beller hat Klang im Landkreis

Ob in Bad Kötzting oder in Cham - Wolfgang Beller (55) war lange vor seiner Profi-Trainer-Zeit eine Nummer im Bayerwald.

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Natürlich, der Name Wolfgang Beller ist allen Bundesliga-Fans ein Begriff - Markus Weinzierls Co-Trainer beim SSV Jahn, beim FC Augsburg, beim FC Schalke 04 und beim VfB Stuttgart. Soweit die jüngste Geschichte Bellers im Profizirkus.

Im Landkreis Cham ist der Name Beller allerdings schon lange ein Begriff - Wolfgang Beller, der elegante Stürmer des 1. FC Bad Kötzting, der mit seinem Bruder Sepp als Trainer in der denkwürdigen Saison 1989/90 aus der BOL in die Landesliga aufgestiegen ist. Wolfgang Beller, der ab 1998 zwei Jahre als Trainer die Geschicke des ASV Cham gelenkt hat. Und 2005 an der Further Straße den “Feuerwehrmann” gab und mit den Chamern den Verbleib in der Landesliga sicherte. Wolfgang Beller, der mit dem 1. FC Bad Kötzting 2009 in letzter Sekunde den Klassenerhalt in der Bayernliga geschafft hat.

Bis 1980 kickte Wolfgang Beller bei seinem Heimatverein SpVgg Mariaposching, ehe er in die Talentschmiede der SpVgg Deggendorf wechselte. Von 1982 bis 1985 sammelte der Stürmer bei den Donaustädtern auch seine ersten Erfahrungen im Herrenbereich, ehe er vier Spielzeiten für den TSV Straubing auf Torejagd ging. Von 1989 bis 1991 streifte Wolfgang Beller das Trikot des 1. FC Kötzting über. Nach einem dreijährigen Gastspiel beim SV Landau stieg der Lohamer ins Trainergeschäft ein und wurde spielender Chefanweiser beim TSV Straubing. Nach vier Jahren am Peterswöhrd coachte Beller zwischen 1998 und 2000 den ASV Cham.

Nächste Station des A-Lizenzinhabers war der Freier TuS Regensburg (2000-2003), ehe der Niederbayern für eine Saison die U19 des SSV Jahn Regensburg betreute. Im Herbst 2005 sprang Wolfgang Beller nochmal beim ASV Cham ein. Nach eineinhalb Jahren beim FC Dingolfing hatte Beller ein kurzes Gastspiel beim 1. FC Bad Kötzting in der Bayernliga. Als Co-Trainer von Markus Weinzierl schaffte Wolfgang Beller den Sprung in den Profifußball. Nach dem Aufstieg mit dem SSV Jahn Regensburg in die 2. Bundesliga wechselte das Duo 2012 gemeinsam zum FC Augsburg. Nach vier erfolgreichen Jahren bei den Fuggerstädtern folgte eine Saison beim FC Schalke 04 und eine verkorkste Kurzzeit-Station beim VfB Stuttgart.


Schönstes Erlebnis Ihrer Laufbahn...
Als Spieler waren es natürlich die Aufstiege, die über Meisterschaften und Relegationssiege zustande kamen. Sowohl mit der SpVgg Deggendorf, dem TSV Straubing, dem 1. FC Kötzting und dem SV Landau konnten wir jeweils den Sprung in die Landesliga schaffen. In meiner Zeit als Co-Trainer beim FC Augsburg bleibt natürlich immer das Wunder von Belgrad mit dem Weiterkommen in der Europa-League-Gruppenphase in bleibender Erinnerung. Dadurch erreichten wir die K.o.-Phase und hatten dann das Highlight-Spiel an der Anfield Road beim FC Liverpool

Bester Kicker, mit dem Sie in einer Mannschaft zusammen gespielt haben...
Dies zu beurteilen ist mega schwer, da es in allen Teams und all den Jahren so viele gute Fußballer gab, die, wie ich behaupten würde, bei entsprechender Förderung den Sprung zum Profi hätten schaffen können.

Bei welchem Verein hatten Sie als Aktiver Ihre schönste Zeit?
Als ganz junger Spieler hatte ich in Deggendorf eine tolle Gemeinschaft mit jungen und älteren Akteuren. Mit meinen ehemaligen Mitspielern vom damaligen TSV Straubing habe ich heute noch durch die Benefizmannschaft „Brüder Straubinger“ eine große Verbundenheit. Auch beim 1. FC Kötzting war es eine wunderbare Zeit, die sowohl sportlich als auch kameradschaftlich hervorragend war. Die schönste Zeit hatte ich aber beim SV Landau. Da passte der engere Kern des Kaders wie die Faust aufs Auge. Mit Werner Brunner, Thomas Sokol und Christian Schiebelsberger, um nur ein paar Namen zu nennen, verbindet mich heute noch eine richtige Freundschaft. Wir haben damals unsere heutigen Frauen kennengelernt, wurden allesamt in einem engen Zeitraum Eltern und haben über zig Jahre gemeinsam Silvester gefeiert. Zudem haben wir eine Skifahrergruppe, die bereits seit 29 Jahren jeden Winter einmal gemeinsam unterwegs ist.

Fußballerisches Vorbild Ihrer Jugendzeit…
Da brauche ich nicht überlegen: Ganz klar der Bomber der Nation, Gerd Müller.

Was nervt Sie am heutigen Fußballgeschäft?
Dass es bei der Berichterstattung nicht um sportliche Höhepunkte geht, sondern meist nur darüber diskutiert wird, wer als nächstes entlassen wird, welcher Spieler seiner Form hinterherläuft oder wer mal wieder keine Mentalität zeigt. Diese Negativberichterstattung schürt auch unsere gesellschaftlichen Probleme.

Haben Sie irgendetwas in Ihrer Laufbahn bereut...
Wenn ich in jungen Jahren das gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich bewusster und vorbeugender gegen Verletzungen trainiert.

Lieblings-Rückennummer...
Die 9. Wenn die besetzt war, dann die 7 oder 11.

Gibt es ein Spiel, das Sie nie vergessen werden?
Das Europa League-Spiel mit dem FC Augsburg beim FC Liverpool. Nach einem 0:0-Unentschieden im Hinspiel haben wir zwar an der Anfield Road mit 1:0 verloren, haben es aber dem haushohen Favoriten sehr schwer gemacht und standen dicht vor einer Sensation. Die Atmosphäre und das ganze Flair waren überwältigend.

Bester Trainer, den Sie hatten...
Beim TSV Straubing war das unvergessenen "Hepp" Parzl, der ein echter Menschenfänger war. Herausragend war natürlich auch mein Bruder Sepp, der alles vereinte, was ein Trainer haben muss.

Sinnloseste Regel im Fußball?
Grundsätzlich habe ich nicht viel zu kritisieren und bin relativ zufrieden. Man sollte allerdings die Abseitsregel und den Videobeweis nicht verkomplizieren.

Größte Enttäuschung Ihrer Karriere...
Der erste Knick in der Erfolgswelle im Profibereich mit der Freistellung beim FC Schalke 04.

Lieblings-Fußballschuh...
Für meine Altersgeneration natürlich der Copa Mundial von Adidas.

Wo haben Sie auswärts nie gerne gespielt?
Beim TSV Mauth. Ich kann mich an ein Spiel dort erinnern, bei dem es Ende Oktober zehn Zentimeter Neuschnee hatte.

Aufrufe: 018.4.2020, 11:00 Uhr
kd / Thomas SeidlAutor