2024-05-31T10:52:53.652Z

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Das Team von Türkspor Melle mit Ismail Cevik (oberste Reihe ganz rechts). Foto: Thomas Osterfeld/Archiv
Das Team von Türkspor Melle mit Ismail Cevik (oberste Reihe ganz rechts). Foto: Thomas Osterfeld/Archiv

Der Moment, in dem der Ball auf ihn zufliegt...

Ismail Cevik, Spieler des SV Türkspor Melle, über die schwere Gehirnerschütterung, die er aus der Partie gegen Concordia Belm-Powe davontrug

Seit Dienstag ist Ismail Cevik wieder zu Hause. „Mir geht’s wieder gut“, sagt der Verteidiger von Türkspor Melle. In den vergangenen Tagen ist er bei vielen Fußballern im Landkreis Osnabrück ein Thema gewesen. Viel mitbekommen hat er davon nicht. Cevik lag mit einer schweren Gehirnerschütterung und einer kleinen Platzwunde am Auge im Meller Krankenhaus.

Am Sonntagnachmittag war Cevik an einer Szene beteiligt, die zum Spielabbruch führte: 80 Minuten waren zwischen Türkspor und Concordia Belm-Powe gespielt, als der 26-jährige Verteidiger einen Vollspann-Volleyschuss aus kurzer Distanz ins Gesicht bekam. Cevik ging zu Boden, blieb bewusstlos liegen. „Heftig“, sagt Cevik, und meint damit die Erzählungen seiner Freunde, die ihm den Unfall schilderten, und die Bilder, die er davon sah. Er selbst habe „keine Erinnerungen“ mehr an das Spiel. Nur eine Szene ist hängen geblieben: Der Moment, in dem der Ball auf ihn zufliegt.

Mitspieler wie Metin Bicici haben die Szene noch genau vor Augen. An ihm segelt die Flanke vorbei, er dreht sich um, sieht, wie sich Cevik noch zum Ball dreht, getroffen wird – und liegen bleibt. „Wir hatten ein bisschen Panik und waren schockiert. Wir wussten gar nicht, was wir machen sollten“, sagt Bicici über die Schrecksekunde und lobt das professionelle und schnelle Eingreifen der Gäste.

Einer weiß sofort, was zu tun ist: Belms Betreuer Gerd Braksiek ist ausgebildeter Sanitäter, gibt selbst Kurse in Erster Hilfe, wie Concordia-Trainer Dieter Strakeljahn erzählt. Braksiek und weitere Helfer ergreifen sofort erste Maßnahmen: „Puls fühlen, Stabilität herstellen – wie das eben so ist...“, klingt es aus Strakeljahns Mund ganz einfach. Als der Krankenwagen kommt, übernehmen die Rettungskräfte alles Weitere. Auf Wunsch der Meller wird die Partie abgebrochen. „Die Betroffenheit war groß. Wir haben Verständnis für die Situation gehabt“, sagt Belms Trainer.

Mit etwas Verwunderung habe die Concordia allerdings die Nachricht aufgenommen, dass die Partie noch einmal neu angesetzt werden soll. Das Regelwerk lasse einen Spielabbruch mit Neuansetzung zu, sagt Norbert Fuest, Staffelleiter der Kreisliga Süd. Ob eine Partie in der 5. oder aber erst in der 80. Minute abgebrochen wird – das sei völlig unerheblich. Das Vorgehen sei auch schon mit dem Spielausschuss abgestimmt. Wahrscheinlich Anfang Dezember treffen Türkspor und Belm erneut aufeinander. Es geht wieder beim Stand von 0:0 los. In der abgebrochenen Partie führt Belm mit 2:1, hatte zehn Minuten vor Schluss den Sieg vor Augen. In der Mannschaft sei viel diskutiert worden über die Entscheidung, sagt Strakeljahn. Dadurch solle die Geschichte aber keinen falschen Zungenschlag erhalten: Der Verein werde die Entscheidung akzeptieren. „Der Mensch steht im Vordergrund – das ist uns absolut wichtig.“

Der Mensch Ismail Cevik hat die schwierige Phase gut überstanden. An Fußball ist momentan nicht zu denken. Er muss sich erholen. Erst einmal eine Woche ist er krankgeschrieben. „Ich bin 48 Stunden überwacht worden“, blickt er auf die letzten Tage zurück. Das Krankenhaus-Personal habe jede Stunde seinen Zustand kontrolliert. Der Großteil der Türkspor-Mannschaft schaute ebenfalls am Krankenbett vorbei. Auf der Facebook-Seite des Vereins dankt Ceviks Familie allen Besuchern, die ihn „nicht alleine gelassen haben“. Auch die Verantwortlichen von Concordia Belm-Powe haben sich informiert, über positive Nachrichten aus dem Krankenhaus gefreut und gute Besserung gewünscht.

Ob die Concordia nun für einen Fairplay-Preis vorgeschlagen werde, wie es im Raum steht, sei egal, sagt Dieter Strakeljahn. Großes Lob für ihre Erste Hilfe wollen die Belmer gar nicht. „Das war selbstverständlich.“ Wichtig sei, dass es Cevik gut geht.


Ismail Cevik

Aufrufe: 018.9.2013, 17:24 Uhr
Johannes Kapitza / Neue Osnabrücker ZeitungAutor