Interview

Bernd Hollerbach ist mit dem bisherigen Saisonverlauf seiner Truppe zufrieden, warnt aber zugleich seine Jungs eindringlich davor, den Schlendrian einziehen zu lassen. F: Leifer

»Der Meister muss direkt aufsteigen«

Bernd Hollerbach über die Kickers-Ambitionen und die Wettbewerbsverzerrung "Drittligarelegation"

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Regionalliga Bayern 14/15

Bernd Hollerbach

Im April 2014 gingen die Würzburger Kickers mit ihrem Drei-Jahres-Plan an die Öffentlichkeit. Innerhalb der nächsten drei Spielzeiten wollen die Unterfranlen den Sprung in die 3. Liga schaffen. Der Kader wurde mit namhaften Neuzugängen aufgerüstet. Der bekannteste Name sitzt allerdings auf der Trainerbank: Ex-Profi Bernd Hollerbach hat im Sommer das Kommando am Main übernommen. Nach zwei Dritteln der Saison stehen die Kickers auf Platz eins, mit drei Punkten Vorsprung auf den TSV 1860 München II und sieben Zählern auf den amtierenden Meister FC Bayern München II. Im FuPa-Interview bezieht Coach Hollerbach Stellung zur "unerwartet" positiven Ausgangslage zur Winterpause und wagt einen Ausblick auf die Restsaison, an deren Ende schon nach einem Jahr der angepeilte Aufstieg stehen könnte.

Schon gewusst? Die Regionalliga wird bei vielen gängigen Sportwetten-Anbietern wie zum Beispiel Tipico geführt.
FuPa: Herr Hollerbach, Sie stehen mit ihrem Team souverän an der Regionalliga-Tabellenspitze. Alles eitel Sonnenschein in Würzburg?
Bernd Hollerbach (45): Wir können bisher sehr zufrieden sein. Dass wir Erster sind und dass es so gut gelaufen ist, haben wir nicht erwartet. Umso schöner, dass wir ganz oben stehen. Aber: Es ist schwer nach oben zu kommen, aber noch schwerer ist es, oben zu bleiben. Wir müssen weiter ganz hart arbeiten.

Der mittelfristig angestrebte Aufstieg in die 3. Liga könnte schon im Sommer realisiert werden. Wie stehen die Chancen?
Es sieht im Moment gut aus, aber wir haben noch gar nichts erreicht. Es wird noch ein langer und harter Weg, denn wir sind jetzt die Gejagten. Wir müssen jetzt noch mehr tun, die anderen guten Mannschaften wie Sechzig II, Bayern II und auch Illertissen sind uns auf den Fersen. Im Fußball kann viel passieren, da muss man bis zum Schluss konzentriert sein. Das gilt für jedes Spiel.

Mit Nico Herzig konntet ihr einen Drittliga-Stammspieler vom SV Wehen-Wiesbaden loseisen. Fabian Weiß kam sogar aus der 2. Bundesliga vom VfR Aalen, als Reaktion auf den Abgang von Manuel Duhnke?
Wir haben uns mit Fabian Weiß, einem jungen ambitionierten Offensivspieler, verstärkt. Er ersetzt Manuel Duhnke, der uns aus zeitlichen Gründen verlässt, um sich auf sein Studium zu konzentrieren. Wenn sich solche Situationen ergeben, reagieren wir sofort, um den Kader wieder zu komplettieren. Joannis Karsanidis, der sich in der Sommervorbereitung einen Kreuzbandriss zugezogen hat, beginnt jetzt wieder. Aber wir geben ihm Zeit. Da werden wir nichts überstürzen.

Hollerbach: »Spiele im DFB-Pokal waren absolute Highlights.«

Sie haben den Modus kritisiert, dass der Meister der Regionalliga nicht direkt aufsteigt. Stehen Sie weiterhin dazu?
Ja, uneingeschränkt. Wenn der Meister, der ja über ein ganzes Jahr hinweg die beste Mannschaft war, nicht direkt aufsteigen kann, dann geht das gegen mein sportliches Naturell. Zudem hat das auch noch andere Nachteile. So kann der Verein zum Beispiel erst viel später planen als die anderen Drittligisten, denn man weiß ja nicht, ob man aufsteigt. Und dann sind vielleicht schon der oder die Wunschspieler, die man haben wollte, zu anderen Vereinen gewechselt.

Sie spielen zumeist nur mit Christopher Bieber als einziger echten Spitze. Adam Jabiri kommt meistens von der Bank, hat aber auch schon neun Treffer erzielt. Ist es geplant, auch mal mit Bieber und Jabiri zusammenzuspielen?
Wir spielen ja zumeist mit vier Angreifern. Bieber im Zentrum und Haller dahinter sowie über die Außen mit Lewerenz und Shapourzadeh. Aber wir haben in Schalding-Heining mit Bieber und Jabiri in der Startelf gespielt. Wir sind da also vollkommen flexibel.

Später Abseitstreffer: auch in Runde zwei des DFB-Pokals waren die Kickers gegen Eintracht Braunschweig auf Augenhöhe. Weil Schütze Christopher Bieber (2. v. re.) im Abseits stand, blieb`s aber bei der knappen 0:1-Heimniederlage gegen den Erstliga-Absteiger. F: Getty Images

Im DFB-Pokal seid ihr in die zweite Runde vorgestoßen. Die Mannschaft hat sich gegen Düsseldorf und Braunschweig zweimal toll verkauft. Wie beurteilen sie die Pokalauftritte?
Das waren richtig gute Spiele. Gegen Braunschweig hatten wir auch etwas Pech. Wir hatten zweimal 12.000 Zuschauer. Da hat man gesehen, dass man in Würzburg etwas auf die Beine stellen kann. Die Atmosphäre war jedes Mal super. Toll ist auch, dass wir zum zweiten Pokalspiel kurzfristig eine Flutlichtanlage bauen konnten. Diese Abendspiele sind zusätzliche Highlights und werden auch von den Fans hervorragend angenommen.

Hollerbach mahnt: »Dürfen uns nicht einlullen lassen.«

Wie beurteilen sie die Qualität der Regionalliga Bayern im Vergleich mit den anderen Regionalligen?
In der Spitze ist das Niveau ziemlich gleich. Man hat ja gesehen, dass in den beiden Vorjahren der TSV 1860 München II und der FC Bayern München II nur ganz knapp am Aufstieg in die 3. Liga gescheitert sind. Das war natürlich für unseren Bayerischen Fußballverband sehr bedauerlich.

Sie waren Bundesliga-Profi. Wird sich ein Bernd Hollerbach, wenn der Aufstieg in Liga drei geschafft werden sollte, damit zufrieden geben?
So weit ist es noch nicht und ich schaue da auch nicht zu weit voraus. Wir haben jetzt ein Ziel vor Augen und das heißt Aufstieg in die 3. Liga. Wenn wir das geschafft haben, dann kann man weiter denken.

Sollte der Aufstieg erreicht werden, muss dann der Kader nochmals verstärkt werden?
Was nach dem Aufstieg passiert, muss man abwarten. Im Moment sind wir gut aufgestellt. Aber ich betone nochmals: Wir dürfen uns nicht einlullen lassen. Es ist noch ein weiter Weg, den wir vor uns haben und da kann noch viel passieren. Schalke 04 hat auch schon mal am letzten Spieltag die Meisterschaft gefeiert und dann haben die Bayern in der 96. Minute doch noch ein Tor geschossen. Wir stehen gut da, aber wir haben noch nichts erreicht.