2024-04-29T14:34:45.518Z

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Feinsten Espresso gibt es selbstverständlich auch in der Pizzeria Napoli von Antonio Caruso. Einen besonders starken hat er wohl selbst getrunken – und zwar nach dem Aus seiner Squadra Azzurra in der WM-Relegation. Foto: Albrecht
Feinsten Espresso gibt es selbstverständlich auch in der Pizzeria Napoli von Antonio Caruso. Einen besonders starken hat er wohl selbst getrunken – und zwar nach dem Aus seiner Squadra Azzurra in der WM-Relegation. Foto: Albrecht

„Der Horror“: Eine WM ohne Italien

Vereinswirt des Tus Oberding leidet

Ganz Deutschland ist im WM-Fieber. Doch was machen eigentlich unsere italienischen Mitbürger, deren Squadra Azzurra diesmal nicht dabei ist? Antonio Caruso, Vereinswirt des TuS Oberding, lässt uns in sein Seelenleben blicken.

Fußball spielt eine große Rolle in der Pizzeria Napoli in Oberding, denn der Italiener Antonio Caruso (30) ist nicht nur Vereinswirt des TuS Oberding, sondern auch selbst ein großer Fan der Sportart. Der Inhaber des Lokals verfolgt die WM trotz des Relegations-Aus’ der italienischen Nationalelf, für die sein Herz schlägt.

Der gebürtige Erdinger ist Sohn eines Neapolitaners und einer Kalabresin und hat die italienische Staatsangehörigkeit. Er hat lange beim FC Erding gespielt. Als Fußballer hat er allein deshalb Spaß an der WM. Natürlich hat ihn das Aus seiner Italiener in der WM-Relegation gegen Schweden sehr mitgenommen: „Es schmerzt, aber man kann es nicht ändern“, sagt Caruso. Das Spiel gegen Schweden habe er mit der Familie und seiner Freundin Hannah zusammen angeschaut, mit der er gerade nach Schwaig umgezogen ist. „Es war der Horror und sehr schlimm für uns alle“, blickt der TuS-Wirt noch immer entsetzt zurück. Die Enttäuschung über die Leistung sei bei allen immens gewesen.

Seiner Meinung nach sind die Italiener schon vor der WM gescheitert, weil zu wenig für die Jugendarbeit getan worden sei. Man habe in der heimischen Liga, der Serie A, zu sehr auf Spieler anderer Nationen gesetzt und zu wenig auf junge Fußballer aus dem eigenen Land, kritisiert Caruso.

Frotzeleien über das WM-Aus Italiens musste er sich natürlich auch gefallen lassen, „aber es blieb alles im Rahmen“, erzählt Caruso. Aber gerade jetzt, zu Beginn der WM, habe er sich oft anhören müssen, wann Italien spielen würde und ob sie in der Gruppenphase mit Holland und der Türkei antreten würden. Mit einem Lächeln versichert Caruso: „Ich weiß, wie ich kontern muss.“

Nun drückt er der deutschen Elf die Daumen. Denn: „Ich liebe schönen Fußball“. Nun gut, so schön war’s gegen Mexiko nicht unbedingt. Für das Schicksalsspiel am Samstag (20 Uhr) gegen Schweden macht er sich aber keine Sorgen: „Deutschland wird sich souverän zeigen und das schon schaukeln“, meint er.

Caruso warnt davor, „das Spiel nicht wie gegen Mexiko auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn Schweden würde sogar ein Unentschieden reichen.“

Über ein mögliches Ausscheiden Deutschlands in der Vorrunde möchte er gar nicht groß nachdenken oder gar sprechen: „Das darf nicht sein. Dieses Jahr würde ich nicht mehr vergessen.“ Zwei Fußball-Desaster bei einer WM müssen es eben doch nicht sein. Caruso hat sogar noch Hoffnung, dass Deutschland seinen Titel verteidigen kann.

Die Überraschungsmannschaft der WM wolle und könne er noch nicht benennen. „Bei jeder Weltmeisterschaft gibt es Überraschungen“, sagt er. Am ersten Spieltag sei alles sehr knapp gewesen, „und die meisten Favoriten haben enttäuscht“. Es sei noch zu früh, um sich auf ein Sensationsteam festzulegen. Zu seinen WM-Favoriten zählen neben Deutschland auch Brasilien und Spanien.

Was seine Italiener angeht, meint er: „Mit etwas Abstand betrachtet ist die gescheiterte WM-Teilnahme vermutlich gar nicht so schlecht gewesen. Durch das kritische Echo in Italien sind viele Köpfe gerollt, und ein Neuanfang ist angestoßen worden. Manchmal ist es das Beste, nicht dabei zu sein, um dann als Favorit zurückzukehren.“ Bei den Deutschen könne sich der italienische Verband „Vieles abgucken“, gerade was die Jugendarbeit betreffe.

In seinem Lokal zeigt Caruso täglich ab 17 Uhr jedes WM-Spiel. „Viele Italiener verirren sich zur Zeit aber nicht zum Fußballschauen in meine Pizzeria“, fügt er schmunzelnd hinzu.

Aufrufe: 022.6.2018, 10:03 Uhr
Erdinger AnzeigerAutor