2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Spitze in der Breite bei Gluthitze: 21 Spieler scharten sich zum Trainingsauftakt um Trainer Klaus Gallmann.   | Foto: bachmann
Spitze in der Breite bei Gluthitze: 21 Spieler scharten sich zum Trainingsauftakt um Trainer Klaus Gallmann. | Foto: bachmann

Der geheime Traum des FC Neustadt

Trainingsauftakt beim Fußball-Landesligisten +++ Alte Rinke-Zeiten wieder lebendig

Ziel Verbandsliga? Trainer Klaus Gallmann will den Landesligisten FC Neustadt zukunftsfähig machen, setzt auf handverlesene Neue und akribische Kleinarbeit.
FUSSBALL-LANDESLIGA. Die Spuren einer durchgefeierten Nacht sind dem einen oder anderen der 21 zum Auftakttraining erschienen Blauen an diesem glutheißen Samstag noch anzusehen. Rennen, grätschen, dem Ball nachjagen müssen sie nach gerade einmal fünf Wochen Fußballpause - bei 33 Grad. Ohne Schatten. Das kann nicht gesund sein, mutmaßt der Laie, doch FCN-Trainer Klaus Gallmann, gerade 26 Jahre jung geworden, ist eiskalt, lässt Passformen üben und ist dennoch fürsorglich: "Wenn es zu viel wird, macht langsam." Diese Blöße gibt sich keiner. Langsam? Das ist vielleicht die Konkurrenz. Nicht der FC Neustadt.


Es ist diese Hartnäckigkeit bei schwierigen Bedingungen, die den FCN in der kommenden Spielzeit auszeichnen soll, wenn es nach Klaus Gallmann geht. Auf Rang drei hat er sein Team in der vergangenen Saison geführt. Zur Vizemeisterschaft und der Verbandsliga-Relegation fehlte am Ende nur ein Pünktchen. Es war der größte Erfolg des FC Neustadt seit mehr als 15 Jahren. Unerhört stolz war Gallmann nach der Saison auf sein Team - und ist es jetzt sogar noch ein (bisschen) mehr. Die Verbandsliga, die der FC Neustadt zuletzt vor der Jahrtausendwende unter einem gewissen Dieter Rinke erlebte, "ist natürlich ein Traum", sagt Rolf Eckert, der sportliche Leiter des FCN.

Es klingt wie eine klare Vorgabe, die es zumindest offiziell nicht gibt. "Ich werde mir kein Saisonziel entlocken lassen", sagt der Trainer, "aber intern erfährt die Mannschaft, um was es geht, was sie leisten soll". Das lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Viel. Die Ausgangslage: Der FCN startet als Beinahe-Vizemeister. Und damit in den Augen der Konkurrenz wohl als (Mit-) Favorit. Das weiß auch Gallmann, der keinen Zweifel hat am Potenzial seiner Mannschaft, die gezielt verstärkt wurde. Aber die Landesligaelf des FCN ist eben kein Fertigkuchen, sondern ein Produkt für Genießer, das es ständig zu verfeinern gilt. In Nuancen beim Garnieren, oder auch mal kräftig beim Teig anrühren.

"Qualitative Dinge verbessern" will Gallmann. Die Mannschaft dürfe sich nicht ausruhen auf dem Erreichten. Ja, aber da ist doch Rang drei aus der vergangenen Saison? Das sei jetzt vergessen, behauptet der Trainer, "jetzt geht es wieder bei Null los, das muss jeder im Team wissen". Akribisch arbeiten müsse die Mannschaft, zusammenwachsen, harmonieren und jene Lust am Fußball verspüren, die bei Gallmann aus jeder Pore quillt. "Das ist ein Fußballverrückter", sagt Rolf Eckert über den Trainer - und der Übungsleiter gesteht, dass er voller Tatendrang sei "und unheimlich froh, dass es wieder los geht". Fünf Wochen ohne Ball, das kam ihn zuletzt offensichtlich hart an - kein Wunder also, dass Klaus G. am vergangenen Wochenende als Stürmer Anteil am Aufstieg des FC Weizen hatte.

Fünf Wochen, die für die Spieler wie im Flug vergingen. Die Technik, sie funktioniert, die Ballbehandlung ist tadellos, die Instinktfußballer des FC Neustadt finden auch bei sengender Hitze sofort wieder zueinander. Und doch gibt es viel zu tun. Die Fitness steigern, die Feinabstimmung verbessern, mit neuen Kollegen neue Laufwege einüben, das ist die Herausforderung für die kommenden Wochen mit elf Testspielen und einem ersten Härtetest am 1. August: in der ersten Runde des südbadischen Vereinspokals erwartet der FC Neustadt den Oberligisten FC 08 Villingen, der nur dank des Bahlinger SC, der in der Relegation den Sprung in die Regionallliga schaffte, den Sturz in die Verbandsliga vermeiden konnte.

"Das ist ein Kracher, auf den wir uns freuen, sagt Gallmann, "das wird ein Fußballfest". Die Nullachter waren schon mehrfach Pokalsieger, in der ersten Runde gescheitert sind sie seit Jahrzehnten nicht. "Das muss nicht so bleiben", sagt Rolf Eckert. "Ein tolles Los" sieht Gallmann, "wir haben die Chance, ein Stolperstein zu werden". 21 Mann waren beim Trainingsauftakt am Ball, 28 Spieler werden Gallmann und sein neuer Co-Trainer Devis DeMin in den kommenden zwei Wochen bei intensiven Trainingseinheiten beobachten. Dann wird der Kader reduziert: "Die Formel heißt 20 plus zwei", sagt Gallmann. Ein Pechvogel ist nicht dabei: Sascha Waldvogel brach sich im Auftakttraining den Knöchel und fällt mindestens sechs Wochen aus. Den Sprung in die Stammelf schaffen wollen ehrgeizige Neuzugänge - allen voran Torwart Simon Gantert (20), der Wirtschaftsingenieur werden will und zwischen den Pfosten ein ausgewiesener Flieger ist. "Ein Toptormann" lobt Gallmann den Neuen aus Ühlingen-Birkendorf, zusammen mit der aktuellen Nummer eins Florian Hoffmann habe der FCN jetzt einen doppelten Klasse-Rückhalt. "Das wird ein Kopf-an-Kopf-Duell um den Platz zwischen den Pfosten."

Nach einem Jahr beim Bezirksligisten SV Hinterzarten kehrt Stefan Cardoso (19) zum FCN zurück, ebenfalls wieder heimisch im Jahnstadion wird Jonas Feser, der in der vergangenen Saison für die A-Junioren des SV Kirchzarten kickte. Drei Spieler aus der zweiten Mannschaft hätten den Sprung in die Erste "verdient", so Gallmann: Assan Saye aus Gambia sowie die Brüder Mohammed und Hussain Hodroj. "Da bin ich mal gespannt", begrüßt Gallmann den 19-jährigen Robin Maier, der zuletzt beim FC 08 Villingen und VfR Aalen spielte, aber lange verletzt war. "Ich werde dem Robin keinen Riesenrucksack voller Erwartungen aufladen", so der Trainer. Das gilt auch für den erfahrenen Landesliga-Haudegen Tobias Falkowski, der von der DJK Villingen kommt und für Sam Samma aus Gambia. Der 20-Jährige erzielte in 16 Kreisliga-B-Spielen 42 Treffer für die SG Schluchsee/Feldberg. "Sam soll sich weiterentwickeln", so Gallmann, "ich bin der Letzte, der von ihm Wunderdinge erwartet." Immerhin: im ersten Testspiel, das der FCN am Sonntag in Bernau gegen den Hochrhein-Landesligisten FV Lörrach-Brombach mit 1:3 verlor, gelang Samma nach 0:2-Rückstand das 1:2.
Aufrufe: 06.7.2015, 00:00 Uhr
Johannes Bachmann (BZ)Autor