2024-05-17T14:19:24.476Z

Ligabericht
Die Mienen von Keeper Kiefmann, Hauser und Co. waren schon entspannter. Wobei nach dem jüngsten Sieg der SpVgg Neukirchen-Balbini gegen den TB 03 die Rechnung von Coach Rogalski bis zum Winter aufgehen könnte. Foto: Archiv
Die Mienen von Keeper Kiefmann, Hauser und Co. waren schon entspannter. Wobei nach dem jüngsten Sieg der SpVgg Neukirchen-Balbini gegen den TB 03 die Rechnung von Coach Rogalski bis zum Winter aufgehen könnte. Foto: Archiv

Den ,,Fröschen" fehlt ein Leitwolf

Zufrieden ist derzeit kaum jemand bei der SpVgg Neukirchen-Balbini. Trainer Rogalski ist vorsichtig optimistisch, dass sein Team ,, hinten rauskommt".

Momentan geht\'s rund im Leben von Andreas Rogalski. Der Beruf bringt neue Herausforderungen, der Storch in den nächsten Tagen ein freudiges Ereignis, und der Fußball Zweifel und ungewohnte Abstiegssorgen. Denn wer die SpVgg Neukirchen-Balbini in der Kreisliga-Rangliste sucht, wird heuer viel weiter unten fündig als in den Jahren zuvor, als die ,,Frösche" stets in Schlagdistanz zur Spitze waren, es irgendwann wieder wissen wollten.
Aktuell aber ,,lockt" statt der Bezirksliga die Kreisklasse, und deshalb ist es logisch, dass Trainer Rogalski mit dem bisherigen Saisonverlauf ,,nicht zufrieden" ist - ,,das sind wir alle nicht". Für Außenstehende freilich überraschend, denn in schöner Regelmäßigkeit wurde in jüngerer Vergangenheit unter den Fachleuten der Szene auch der Ex-Langzeit-Bezirksligist genannt, wenn es um die Aufstiegskandidaten ging. Bei der SpVgg selbst träumte man vor dieser Runde freilich nicht vom großen Coup, sagt Andreas Rogalski: ,,Einige Leistungsträger standen uns nicht mehr zur Verfügung, Verletzte hatten wir anfangs auch. Deshalb haben wir schon gewusst, dass es wohl nicht für ganz vorne reichen wird. Aber zwischen Platz drei und fünf haben wir uns schon gesehen." Natürlich hat man auch bei den ,,Fröschen" beobachtet, wie die Konkurrenz auf dem Spielermarkt zugeschlagen hat.

An die Wand gespielt worden
SpVgg-Coach Rogalski etwa glaubt, dass er im Duell mit dem aufgerüsteten Neukirchen aus dem Hohenbogenwinkel den Meister gesehen hat: ,,Wir sind selten so an die Wand gespielt worden, die waren einfach zu stark. Über das 3:1 dürfen wir uns nicht beschweren." 1:0 führte Rogalskis Ensemble zwar, aber die Retourkutsche des Tabellenführers war nur eine Frage der Zeit. Generell aber seien die Kicker der SpVgg ,,zu grün, eine Führung auch mal über die Zeit zu retten und auf Konter zu spielen", hat ihr Trainer festgestellt - eine Folge des Jugendstils, den sich die SpVgg mehr oder weniger ungewollt verordnet hat. Denn ganz ohne Führungsfiguren geht\'s auf dem Platz nicht, weiß Andreas Rogalski, der am liebsten selbst wieder eingreifen würde, wenn es denn ginge.

,,Der Rainer war eine Bank"
,,Uns fehlt ein Leader, der die Mannschaft in dieser Situation führt", vermisst der Walderbacher die Stützen wie Mittelfeld-Ass Michael Heimerl oder Abwehrrecke Rainer Biebl, die aufhören mussten oder kürzertraten. Vor allem in der Verteidigung müssen Rogalski & Co. deshalb einen Qualitätsverlust verkraften, wie der Trainer sagt: ,,Der Rainer war eine Bank, er hat fast alle Zweikämpfe gewonnen. Die Defensive ist heuer unser Manko, vor allem das Kopfballspiel." Würde Andreas Rogalski am Schachbrett stehen und nicht am Fußballplatz, könnte er seine Figuren je nach Gusto platzieren - doch seine Offensivspieler zu vermehrter Abwehrarbeit zu verdonnern und das ganze System auf den Kopf zu stellen, ,,das geht nicht von heute auf morgen".Vor allem mental muss der 34-Jährige seine jungen Spieler immer wieder aufrichten nach dem einen oder anderen der Unsicherheit geschuldeten Fauxpas: ,,Wir machen zu viele Fehler und legen den Gegnern die Tore oft selber auf, verlieren in der Vorwärtsbewegung zu oft den Ball." Zuckerbrot und Peitsche - mit diesem Rezept versucht Rogalski die Wende hinzukriegen. Denn nur streicheln hält der Ex-Landesliga-Kicker nicht für richtig. ,,Intern wird schon Tacheles geredet. Ein paar haben\'s zu leicht genommen, nach dem Motto, nach hinten kann nichts passieren. Du musst sie bei jedem Training, in jeder Spielersitzung auf den Ernst der Lage hinweisen, ihnen jede Nachlässigkeit vor Augen führen."

Krisensitzung hat gefruchtet
Nach dem jüngsten 1:2 bei Schlusslicht FC Wald/Süßenbach baten Trainer Rogalski und Abteilungsleiter Marco Kiener zur Krisensitzung - und hoffen, dass die Ansprache gefruchtet hat. Das darauf folgende 5:0-Schützenfest gegen Aufsteiger FC Chammünster könnte darauf hindeuten, das Match gegen die ,,Rosenkränzler" war für Andreas Rogalski kein Maßstab. ,,Die letzten drei Spiele vor der Winterpause werden richtungsweisend", sagt der 34-Jährige. Sechs Punkte aus den drei Spielen gegen Roding, Schönthal und Stamsried, und die ,,Frösche" wären aus dem Gröbsten erstmal raus. Gegen den TB03 ging die Rechnung schon mal auf.Auch für Rogalski ist die Lage ungewohnt, wie er einräumt: ,,Das ist jetzt mein fünftes Jahr als Trainer - bisher ging es immer bergauf, jetzt geht\'s mal in die andere Richtung." Nicht mal zwei Jahre ist es her, dass die SpVgg ganz nahe dran war am großen Wurf - ,,mit fast der gleichen Mannschaft. Wir können es auf ein Jahr ja nicht verlernt haben, hatten auch keinen großen Systemwechsel." Was ihm Sorgen bereitet, ist der studien- und berufsbedingt schlechtere Fitnesszustand der Mannschaft, sagt Rogalski. ,,Das hat sich in der Rückrunde der letzten Saison schon abgezeichnet. In den letzten Jahren haben wir den Gegner in der zweiten Hälfte oft überrannt, uns Chancen im Minutentakt herausgearbeitet. Aber wir können nicht mehr zulegen, das ist der Unterschied. Wenn unsere Leistungsträger ihr Spiel nicht abrufen können, kannst du das nicht kompensieren." Deshalb appelliert Rogalski eindringlich an die Eigenverantwortung der Spieler, mit denen er während einer Trainingswoche nicht gezielt an den Defiziten arbeiten kann. Immerhin ist das Umfeld der SpVgg nicht hypernervös, sodass Trainer Rogalski die Verantwortlichen hinter sich weiß.

Stimmung ist nicht schlecht
,,Natürlich hinterfrage auch ich mich und kenne die Mechanismen des Geschäfts. Aber die Stimmung in der Mannschaft ist nicht schlecht, keiner schimpft über den anderen, das ist in unserer Situation das Allerwichtigste."Der SpVgg-Coach ist deshalb vorsichtig optimistisch beim Blick in die nahe Zukunft: ,,Ich bin davon überzeugt, dass wir da hinten rauskommen, aber auch der Meinung, dass es bis zum Schluss dauern kann. Je schneller wir den Kampf annehmen, desto eher können wir es schaffen."
Aufrufe: 06.11.2013, 19:25 Uhr
Jürgen ZiereisAutor