2024-04-29T14:34:45.518Z

FuPa Portrait
Aufstieg bei seiner ersten Trainerstation: RW Kirchlengerns Coach Daniel Halfar gelang auf Anhieb ein Erfolgserlebnis.
Aufstieg bei seiner ersten Trainerstation: RW Kirchlengerns Coach Daniel Halfar gelang auf Anhieb ein Erfolgserlebnis. – Foto: Noah Wedel.

Daniel Halfar: So sieht der Kirchlengern-Coach Arminias Aufstieg

32-jähriger Erfolgstrainer von RW Kirchlengern ist mit seiner Zeit als Spieler von Arminia Bielefeld im Reinen. Trotz vieler Turbulenzen blickt er gern zurück.

Da ist der Bub erstmals weg von Zuhause, und dann das: Trainer kommen und gehen, der Sportliche Leiter wird entlassen, der Vorstand tritt zurück, finanzielle Turbulenzen gipfeln in einem Punktabzug. Und zwischendurch der Abstieg in die 2. Liga. Der gebürtige Mannheimer Daniel Halfar dürfte beim DSC Arminia Bielefeld in den Jahren von 2007 bis 2010 so ziemlich alles mitgemacht haben, was der Profifußball an negativen Begleitumständen mit sich bringen kann. Umso überraschender ist die Sichtweise des heute 32-jährigen Ex-Profis, der in Ostwestfalen sowohl familiär als auch sportlich als Trainer des Landesligisten FC Rot-Weiß Kirchlengern heimisch geworden ist: „Ich habe mitgefiebert und mich riesig gefreut, dass es für Arminia jetzt endlich wieder mal mit dem Aufstieg geklappt hat. Das gönne ich dem Verein, dem ich definitiv verbunden geblieben bin.“

»Sind in der Familie alles Arminen«

Letzteres gilt nicht nur für ihn. Bruder und Tante haben eine Dauerkarte für die Heimspiele in der Schüco-Arena. Die besucht der frühere Arminia-Spieler auch selbst noch gern, sofern es mit Familie, Beruf und der eigenen Mannschaft, mit der er den Aufstieg in die Landesliga geschafft hat, unter einen Hut zu bringen ist. Dann kann Halfar einen Plausch halten mit früheren Bundesliga-Kollegen wie Tom Schütz oder Fabian Klos. Auch zum Bünder Michael Schweika aus dem Funktionsteam und Zeugwart Rainer Schonz, den Halfar nur „den Schonzi“ nennt, habe er nach wie vor einen guten Draht. Und zu Hause gibt es mit Ehefrau Marina (einer Herforderin) und Sohnemann Louis noch zwei weitere DSC-Daumendrücker. „Eigentlich sind wir bei uns in der Familie alle Arminen“, stellt er amüsiert fest.

In seine Zeit bei Arminia fiel in der Saison 2008/09 auch die Trainer-Posse um Jörg Berger. Der war nach der Freistellung von Michael Frontzeck geholt worden – vor dem letzten Spieltag. „Das war schon eine skurrile Situation. Jörg Berger kam ja quasi aus dem Urlaub und hatte nur eine Woche Zeit, um uns auf das entscheidende Spiel vorzubereiten. Er musste sich erst einmal die Namen der Spieler einprägen“, erinnert sich der damals 21-Jährige an die „sehr spezielle Situation“. Doch auch der als „Retter“ bekannte Berger konnte die Bielefelder nicht mehr vor dem Abstieg bewahren. Das 2:2 gegen Hannover 96 war zu wenig, Arminia stieg als Tabellenletzter ab und das Intermezzo des „Ein-Spiel-Trainers“ war schon wieder vorbei.


»Wir waren eine sehr gute Truppe«

In der darauffolgenden Saison ging es dann drunter und drüber bei Arminia. Der Abstieg und die Schieflage mit einer Etatunterdeckung von zwölf Millionen Euro gipfelten im Rücktritt des gesamten Vorstands und der Freistellung von Finanzchef Roland Kentsch. Und als die Bielefelder wegen Verstöße gegen die Lizenzierungsordnung auch noch von einem Punktabzug getroffen wurden, war der Traum vom direkten Wiederaufstieg geplatzt.

„Wir hatten eine sehr gute Truppe beisammen, weil viele Spieler nach dem Abstieg geblieben sind. Von der Qualität her hatten wir den Aufstieg eigentlich drin, doch irgendwann haben wir es einfach nicht mehr geschafft, diese anderen Faktoren auszublenden“, erzählt Daniel Halfar, der in diesem verkorksten Zweitligajahr u. a. mit Andre Mijatovic, Arne Feick, Markus Bollmann, Rüdiger Kauf, Zlatko Janjic, Oliver Kirch und Christopher Katongo zusammenspielte.

Nach diesem turbulenten Jahr wechselte der Mittelfeldspieler zu 1860 München (2010 – 2013) und wurde 2014 mit dem 1. FC Köln Meister der Zweiten Liga und stieg in die Bundesliga auf. Zur Saison 2015/16 kehrte Halfar zum 1. FC Kaiserslautern zurück und wurde auf dem Betzenberg Kapitän, ein Hüftschaden beendete die Karriere des dreimaligen U21-Nationalspielers dann aber 2018 vorzeitig. Eine Zäsur für den zu diesem Zeitpunkt gerade mal 30-jährigen Berufsfußballer, ein Segen für den FC Rot-Weiß Kirchlengern, bei dem Halfar Ende Oktober 2018 seine erste Station als Trainer antrat. Und das mit Erfolg, denn in dieser vorzeitig abgebrochenen Saison schaffte „RWK“ die Rückkehr in die Landesliga. Und den Aufstieg der Arminia gab es für den der Liebe zur Familie wegen nach Ostwestfalen zurückgekehrten Daniel Halfar als Kirsche oben drauf.


»Für Arminia bin ich von zu Hause weg«

„Arminia war der erste Verein, seit ich als Fußballer erstmals von zu Hause weggegangen bin. Ich hatte keine Vorstellungen von Bielefeld, habe mich dort aber auf Anhieb wohlgefühlt, weil hier alles überschaubar und nicht so groß ist. Dass auch andere ehemalige Spieler in diese Region zurückgekehrt sind, zeigt doch, wie familiär es hier zugeht“, betont der 32-jährige Familienvater. Auch mit dem sportlichen Verlauf während der drei intensiven Arminia-Jahre ist Daniel Halfar im Reinen, „weil wir es innerhalb der Mannschaft geschafft haben, die gute Stimmung unter uns Spieler zu erhalten.“

Gut war die Stimmung jetzt auch im Hause Halfar. „Man muss der Mannschaft und dem Trainerteam ein großes Kompliment machen. Arminia hatte in dieser Zweitligasaison die mit Abstand größte Konstanz aller Mannschaften. Der Aufstieg ist absolut verdient.“ Mitsamt der anderen Arminen-Fans in der Familie wird Daniel Halfar bald wieder in der Schüco-Arena mitfiebern wollen – dann endlich wieder beim Erstliga-Fußball.

Aufrufe: 05.7.2020, 15:45 Uhr
Andreas Gerth / FuPaAutor