2024-04-30T13:48:59.170Z

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Regionalliga-Fußballer Marcel Andrijanic präsentiert die Poacher-Plattform, die er zusammen mit D/A-Kollege Oliver Ioannou sowie zwei befreundeten Fußballern gegründet hat. Mit diesem ambitionierten Angebot wollen sie den Markt im Amateurfußball professionalisieren.
Regionalliga-Fußballer Marcel Andrijanic präsentiert die Poacher-Plattform, die er zusammen mit D/A-Kollege Oliver Ioannou sowie zwei befreundeten Fußballern gegründet hat. Mit diesem ambitionierten Angebot wollen sie den Markt im Amateurfußball professionalisieren. – Foto: Jan Bröhan

D/A-Fußballer geben Kickern eine Plattform

Bei „Poacher“ können sich Amateure präsentieren

Marcel Andrijanic und Oliver Ioannou haben mit zwei Freunden die Online-Plattform „Poacher“ gegründet. Das anspruchsvolle Ziel der beiden Fußballer des Regionalligisten SV Drochtersen/Assel: den Amateurfußball zu professionalisieren und zu revolutionieren.
Die erste Frage, die sich aufdrängt, ist: Warum Poacher, was soll das bedeuten? Das englische Wort Poacher bedeutet Wilderer, im Englischen wird ein Abstauber-Tor Poacher-Goal genannt. „Bei uns kann man nach Fußballern wildern und Spieler sozusagen abstauben“, sagt Marcel Andrijanic. Am kommenden Sonnabend, 5. Dezember, wird die Online-Plattform www.poacher-sports.de freigeschaltet. Dann können sich dort Fußballer von der Kreisklasse bis zur Regionalliga, aber auch Profis, selbst darstellen und sich Vereinen präsentieren – mit ihrem selbst erstellten Spielerprofil. Schon jetzt sind Registrierungen auf dem aufrufbaren Webauftritt möglich.
Die Entstehung und die Idee dahinter: Neben Andrijanic und Ioannou gehören Noel Below und Yannik Jaeschke zum Gründerteam von Poacher. 2017 wurden Andrijanic, Below und Jaeschke mit dem TuS Erndtebrück Meister in der Oberliga Westfalen. „Und trotz des Erfolges stellten sich uns die Fragen, ob der Verein nach dem Aufstieg mit uns weitermachen will, ob wir bleiben wollen – einfach, was passiert nächste Saison“, sagt Andrijanic. Die drei Stammspieler hatten ein bisschen das Gefühl, ihre eigene fußballerische Zukunft nicht in der Hand zu haben. „Da hatte Noel schon die Idee für so eine Plattform“, sagt Andrijanic. Zumal Noel Below, heute beim Oberligisten Sportfreunde Siegen, schon Jahre zuvor das Problem hatte, einen Verein zu finden, nachdem er fürs Studium aus dem Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Kaiserslautern nach Hamburg gezogen war. Damals begann Below schon über bessere Möglichkeiten für Amateurfußballer nachzudenken, erzählt Andrijanic. Er selbst spielte mit Jaeschke, heute beim TSV Havelse, auch beim SV Rödinghausen zusammen. Below spielte mit Ioannou auch beim Lüneburger SK Hansa zusammen. So ist die jetzige Konstellation für das ambitionierte Poacher-Projekt entstanden.
„Wir wollen den Spielern eine Plattform bieten, auf der sie sich darstellen können und sich mit Videos präsentieren können“, sagt Andrijanic. Durch die vielen Apps heutzutage können die Fußballer ihre Videos leicht schneiden und hochladen. Der Kreativität seien dabei keine Grenzen gesetzt. Die Vereine und Mannschaften können so einfach Spieler sichten und bei Interesse kontaktieren. „Das hilft im Amateurbereich, wo das Scouting sehr zeitintensiv ist, enorm weiter“, sagt Andrijanic. Die Spielersuche werde dadurch wesentlich effizienter und sei nicht mehr komplett auf die Region begrenzt.
Poacher setzt dabei auf totale Transparenz, so Andrijanic. So erfahren beispielsweise Landesligisten, dass ein Regionalligaspieler kürzertreten möchte. Oder ein Spieler sich regional umorientiert. Spieler, die höher spielen wollen, können sich präsentieren. Dabei sind auch Filter einsetzbar. Ein Spieler kann eingrenzen, dass beispielsweise erst Vereine ab einer bestimmten Klasse sie kontaktieren brauchen. Gleiches gilt für die Vereine bei Spielern, die sich anbieten wollen. Es wird auch die Möglichkeit geben, Mitschnitte von Spielern während eines Spiels zu sehen.
Das Poacher-Team machte eine Umfrage unter 1000 Amateurfußballern, von der Kreis- bis zur Regionalliga, stellte dabei verschiedene Fragen in Richtung eigener Leistungsstärke und Zufriedenheit. Das Ergebnis: 85 Prozent der Fußballer sehen sich selbst besser, als sie im Team oder vom Trainer wahrgenommen werden. Das sei in dieser Breite natürlich nicht realistisch, sagt Andrijanic. „Aber das Selbstbewusstsein ist bei der Mehrheit da.“ Auf die Frage, warum ein Fußballer dort spiele wo er spielt, kam meistens die Antwort: Weil keiner zuguckt, ihn also nicht entdeckt. Ob die Selbsteinschätzung also richtig ist – das könnten sich die Fußballer durch das Poacher-Angebot selbst besser beweisen.
Andrijanic sagt, dass sich Qualität, sofern sie gesehen wird, auch durchsetzen wird. Dabei brauche er nur in die eigene Regionalligamannschaft der SV Drochtersen/Assel schauen. Mit Jannes Wulff, Martin Sattler oder Lennard Fock sind zuletzt drei junge Spieler vom Landesligisten SV Ahlerstedt/Ottendorf zu D/A gewechselt und hätten ihre Chance genutzt. „Wer alle Qualitäten mitbringt, wird sich auch akklimatisieren“, sagt Andrijanic bezüglich eines Wechsels zu höherklassigen Mannschaften. Die ersten Standardregistrierungen der Spielerprofile sind kostenlos bei Poacher.
Es gibt dann aber natürlich auch die bezahlbare Premiumversion. Dort können sich die Spieler detaillierter mit all ihren Stärken, ob im Steckbrief wie auch mit zugehörigem Video präsentieren – sprich ihre Technik oder Schnelligkeit zeigen. Die Spieler können selbst Vereine anschreiben. Diese können vorab einen Filter anlegen, damit sie nicht von Anfragen überschwemmt werden. Zudem können Vereine Merklisten von potenziell interessanten Spielern anlegen und diese so immer im Blick behalten.
Kurzfristiges Ziel ist ebenso, mit allen wichtigen Presse-Portalen verknüpft zu sein. So werden relevante Artikel über einen Spieler mit dessen Poacher-Profil gekoppelt und können angeklickt werden. Wenn das Projekt so durchstartet, wie sich die ambitionierten Gründer das vorstellen, werde Poacher selbst für das Fußball-Fachmagazin Kicker relevant, hofft Andrijanic.
Die reelle Entwicklungszeit des jetzt am kommenden Sonnabend freigeschalteten Online-Auftritts habe fünf bis sechs Monate gedauert. Die Gründer haben dabei mit einer IT-Firma zusammengearbeitet. Erste Unterstützer haben sie. Andrijanic, Below und Jaeschke kümmern sich ab sofort primär nur noch um das Poacher-Projekt und wollen dies vorantreiben. „Wir wollen das jetzt etablieren und das im Idealfall flächendeckend in Deutschland“, sagt Andrijanic. Eine ständige Weiterentwicklung soll für immer mehr Tiefe und Breite sorgen, so Andrijanic. Dass Poacher in Zukunft auch von Basketballern oder Handballern genutzt werden kann, sei ebenso denkbar.
Das bisherige Feedback während der Entwicklung sei durchweg positiv gewesen. Das Motto „Von Fußballern für Fußballer“ und das Angebot werde im Amateurbereich gut angenommen.
Die vier Gründer sind durch ihre jeweiligen Laufbahnen in Deutschland gut vernetzt. „Das kommt uns schon zugute“, sagt Andrijanic. Jetzt muss sich das Netz ab Sonnabend immer weiter spinnen, damit das ambitionierte Ziel erreicht wird: „Als leidenschaftlicher Fußballer verfolge ich das Ziel, meinen Sport immer weiter voranzubringen. Das große Informationsdefizit auf dem Markt des Amateurfußballs führt oft dazu, dass Vereine und Spieler nicht effizient arbeiten können. Dieses Problem werden wir mit Poacher lösen“, wird Ideengeber Noel Below auf der Poacher-Plattform zitiert.
https://poacher-sports.de
Aufrufe: 04.12.2020, 19:30 Uhr
Jan BröhanAutor