2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Akribisch schwört Martin Prediger seine Spielerin auf den kommenden Einsatz ein. F: Stefan Günter
Akribisch schwört Martin Prediger seine Spielerin auf den kommenden Einsatz ein. F: Stefan Günter

"Da braucht es so Wahnsinnige wie mich"

Kaufbeurens Trainer Martin Prediger exklusiv im FuPa-Interview

Er ist ein sympathischer, offener Typ: und absolut Fußball verrückt. Mit Leidenschaft und Emotion betreut Martin Prediger die Kaufbeurer Damen und macht aus geringen Möglichkeiten das Beste. Im FuPa-Interview spricht er offen über seine Mädels, die Bayernliga, sich selbst und die Zukunft im Kaufbeurer Damen-Fußball.
Als er seiner Zeit die Bayernliga Mannschaft der SpVgg Kaufbeuren übernahm hatten diese nur ein Landesliga-Team zur Verfügung. Sein erstes Spiel ging damals - ausgerechnet gegen Hof - auch dementsprechend deutlich verloren. Selbstbewusst verkündete er im Anschluss auf der damaligen Pressekonferenz: "Wir werden nicht absteigen!" Die Hofer Verantwortlichen mussten freilich schmunzeln, aber er behielt recht. Kaufbeuren blieb drin und spielte sich in der Folgesaison sogar in den Kreis der Aufstiegsfavoriten. Seitdem ist die SVK ein fester Bestandteil der Bayernliga und das soll, wenn es nach Martin Prediger geht, auch so bleiben.

Martin, zufrieden sieht anders aus.
Ja natürlich hätten wir gerne etwas Zählbares hierbehalten. Aber gegen Hof kann man verlieren. Die ersten beiden Treffer haben wir ja quasi hergeschenkt, danach kamen wir besser ins Spiel und hatten es eigentlich weitgehend ganz gut im Griff. Die beiden anderen Tore sind ja erst am Ende gefallen, da sind ein Stück weit die Dämme gebrochen.

Dass hinten raus noch einmal Tore kassiert werden, kennt ihr ja bereits aus dem ersten Spiel gegen Frauenbiburg. Liegt das an der Jugend deiner Mannschaft?
Ja, sicher. Wir haben ein blutjunges Team, unser Altersdurchschnitt beträgt so um die 20. Da sind Schwankungen normal. Viele von unseren Spielerinnen spielen ihre erste oder zweite Saison, da sind sie noch nicht so abgezockt, um zu wissen, wie sie manche Situationen besser oder einfacher lösen können. Der Vorteil natürlich bei so einem jungen Team ist, dass sie sehr schnell lernen und es läuft, wenn es dann mal läuft.

Zuletzt lief es ja nicht so schlecht, jetzt diese Schlappe und das Spiel gegen Regensburg vor der Brust. Ein richtungsweisendes Spiel. Angst, dass es unruhig werden könnte, wenn ihr verlieren solltet?
Nein, ganz und gar nicht. Regensburg hat denke ich ein ähnliches Problem wie wir, dass sie eine sehr unerfahrene Mannschaft haben und es derzeit nicht läuft. Das Spiel ist natürlich wichtig für uns, klar, aber das Schöne hier in Kaufbeuren ist, dass wir alle im Team sehr ruhig und konzentriert arbeiten können. Wir wollen natürlich in Regensburg gewinnen und auch mit allem, was wir haben, was nicht viel ist, die Bayernliga halten, aber wenn das nicht gelingen sollte, stellen wir im nächsten Jahr eben eine starke Landesliga-Mannschaft.

Du sprichst es an, ihr habt hier nicht die finanziellen und auch nicht die strukturellen Möglichkeiten wie andere Bayernliga-Teams. Wie schafft ihr es dennoch immer wieder, dabei zu sein?
Ich will den Mädels absoluten Spaß vermitteln und dass es etwas total Geiles ist im Allgäu Bayernliga zu spielen. Und dass es für die Mädels eine tolle Chance ist, sich in einer so hohen Klasse zu beweisen. Das geht aber nur über Teamgeist, Geschlossenheit und absoluter Freude am Sport.


Teamwork und Geschlossenheit ist das Kaufbeurer Erfolgsrezept. F: Stefan Günter

Du bist hier Trainer, Betreuer und auch immer wieder Psychologe. Anstrengend oder?
lacht Nein gar nicht. Ich bin da aber ein Stück weit Wahnsinnig. Aber ich glaube das musst du sein, wenn du mit einem Verein wie Kaufbeuren in der Liga mithalten willst. Und solange die Mädels mitziehen und der Verein hinter uns steht, was er absolut tut, ist das vollkommen in Ordnung.

Du selbst bist am Spielfeldrand eher emotional und greifst viel ein. Überträgt sich deine Art auf die Mannschaft oder sind Damen da eher anders gestrickt.
Ich hoffe doch, dass sich das überträgt. Nein, ich bin einfach voll drin im Spiel und versuche einzugreifen. Da gelingt mir auch, denke ich. Aber frag das besser mal die Mädels. Grundsätzlich sind Damen im Fußball schon anders gestrickt, ja. Man muss sie anders ansprechen. Ich komme ja auch aus dem Herrenbereich und was bei Männern funktioniert, so platte Fußballphrasen oder Weisheiten wie "Das runde muss ins Eckige", da gucken dich Mädels an und sagen: "Ja, eh klar. Wissen wir schon. Was erzählst du uns da?" Darauf muss man sich eben einstellen.

Das Allgäu ist jetzt nicht allzu bekannt für zahlreiche höherklassige Damenteams. Fürchtest du mittelfristig um die Möglichkeit, Qualität von unten hochzuholen?
Ja, mei, das ist nunmal so. Wir scouten an sich eigentlich recht wenig, dafür haben wir nicht die Möglichkeiten. Wir versuchen das immer wieder von unten aus den eigenen Teams aufzufangen, sollte uns eine Spielerin verlassen. Wie du richtig sagst, du hast im Allgäu eigentlich nur den FC Memmingen, die richtig stark sind, und irgendwie uns. Außerdem ist die Vereinstreue beim Damenfußball größer. Wir fahren bisher gut so und gehen das weiter, so lange es klappt. Und das wird es.

Wie seht ihr eure Perspektive? Langfristig an den Aufstieg zu denken?
Oha, nein, das wäre verfrüht. Die Liga kontinuierlich zu halten wäre ein enorm guter und richtiger Weg. Natürlich wollen wir die aktuelle Mannschaft, die ein super gutes Gefüge und echtes Talent hat, auch gerne etwas längerfristig halten, damit die Mädels in der Liga wachsen können und besser werden. Aber derzeit sind erstens andere Teams dem möglichen Aufstieg weitaus näher als wir und wir könnten nicht mit Gewissheit sagen, ob wir Regionalliga überhaupt stemmen könnten.

Welche Clubs siehst du denn vorne?
War klar, dass die Frage kommt. lacht Die Liga ist so eng, dass das eine spannende Saison wird, oben wie unten. Ich denke aber schon, dass Ingolstadt auf Grund ihrer Erfahrung und ihrer strukturellen Möglichkeiten ganz oben landen kann. Ich halte auch Frauenbiburg für stark, die sind enorm torgeil und spielen starken Fußball. Wenn sie nicht den typischen Schwankungen einer jungen Mannschaft unterliegen, können die das schaffen. Auch wenn es mein Kollege aus Hof nicht hören will, aber ich denke, dass auch Hof da noch ein Wörtchen mitreden kann.

Wo landet die SVK?
Wir bleiben drin!

Weil?
Ich das sage. lacht Nein, die Liga ist ausgeglichen wie selten zuvor und wir haben gezeigt, dass wir gegen Topteams wie Ingolstadt gewinnen können. Wenn wir noch das ein oder andere Mal überraschen, dann bleiben wir drin.

Danke Martin und weiter viel Erfolg mit der SVK.
Aufrufe: 025.10.2013, 09:42 Uhr
Philipp ReiberAutor