2024-06-14T14:12:32.331Z

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Den ganz Großen der Zunft ganz nahe zu sein, sie in derem Wonzimmer gar zu besiegen - davon träumt Christoph Janker (l.) inzwischen wieder.
Den ganz Großen der Zunft ganz nahe zu sein, sie in derem Wonzimmer gar zu besiegen - davon träumt Christoph Janker (l.) inzwischen wieder.

Christoph Janker: Mit 32 isoliert im Überangebot

Der Chamer Christoph Janker will sich beim FC Augsburg ohne Einsatzzeiten weiterhin in Geduld üben.

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War des Deutschen liebstes Kind namens Bundesliga vor ein paar Monaten noch gut bestückt mit ostbayerischen Fachkräften (Weinzierl, Beller, Zellner, Janker), sitzen inzwichen die Verbliebenen nur auf der Bank (Janker, Früchtl). Nach den fetten Jahren bei 1860 München, in Hoffenheim, bei Hertha BSC und jüngst beim FC Augsburg ist für den Chamer Christoph Janker seit einem halben Jahr das Brot des Profigeschäftes hart geworden.
Noch keine einzige Bundesliga-Minute hat der ehemalige Jugendkicker der DJK Vilzing und des ASV Cham in dieser Saison absolviert, war schon lange nicht mehr im Kader für den Spieltag und die Vorrunde ist bald zu Ende. Im Test gegen den heimatnahen SSV Jahn Regensburg waren es immerhin 64 Minuten, die der langjährige Profi mit Europa League-Erfahrung bei zwei Vereinen mitmachen durfte. Weil die Medien-Abteilung der Fugger-Städter sehr kooperativ ist, drangen wir vor zu Christoph Janker, obwohl das in anderen Fällen nicht so einfach ist, wenn der Profi nicht im Rampenlicht steht.

“Da kommen immer mehrere Komponenten zusammen. Ich habe definitiv gute Werte”, behält Janker die Ruhe. Das Wichtigste in so einer Situation. Einem gestandenen Bundesliga-Abwehrmann geht es allerdings ganz oben bisweilen nicht anders als jedem Hobbyfußballer: Wenn man fit ist, ist zuschauen immer am schwersten. Doch das Wort “aufgeben” gibt es nicht in Jankers Wortschatz: “Ich versuche im Training stets mein Bestes zu geben, um mich anzubieten, sodass die Trainer vor einer schweren Entscheidung stehen, mich draußen zu lassen. Denn wer spielt, entscheidet allein der Trainer”, nimmt es Janker gelassen. Einen heimatnahen Vorgesetzten hat er nun wieder, denn “Tobi” Zellner ist nach dem Lehrjahr bei den “Knappen” wieder im Trainerstab der Schwaben, wollte nicht länger pausieren wie es die Ex-Kollegen Weinzierl und Beller tun. Irgendwie ist der Hobbyfußball der Bundesliga manchmal ganz nahe, gilt schließlich als Basis für den Profizirkus. Ungeduldige wären schon längst auf die Idee gekommen, einen Wechsel anzustreben, irgendwer hat Bedarf an einem erfahrenen Abwehrspieler, der wieder regelmäßig spielen will. Doch an einen Wechsel denkt der 32-Jährige bislang (noch) nicht: “Ich habe in Augsburg Vertrag bis zum Sommer 2018. Den möchte ich gerne erfüllen”, lässt der Ex-Löwe keinerlei Frust durchschimmern: “Wir Spieler sind Angestellte des FC Augsburg und haben es zu akzeptieren, wenn der Trainer anders aufstellt. Ich für meinen Teil kann mich nur im Training immer wieder anbieten”. Was bleibt einem auch schon groß anderes übrig: “Wenn irgendetwas Verrücktes kommen würde, wäre ich der Letzte, der sich das nicht mal anhören würde”. Also Zweitliga-Abstiegskampf am Darmstädter “Bölle” oder so. Oder den 1. FC Köln noch auf den Relegationsplatz ackern zu helfen - nichts von alledem. Christoph Janker ist lange genug Profi genug, um zu wissen, dass nur Fleiß und Demut den Weg aus der Isolation weisen. Und das Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein für die Einwechslung.

Außerdem gilt FCA-Coach Manuel Baum als Übungsleiter, der keinen verkommen lässt. Aber Überangebot an Abwehrspielern, hohe Leistungsdichte und fehlende Zeit für Experimente im jüngsten Kampf um Konsolidierung in der Bundesliga-Tabelle haben eben gegen Janker gearbeitet. Wandeln die FCA-Profis bald auf Weinzierls Spuren mit Grobrichtung Europa League, dann sind Jankers Dienste vielleicht doch wieder gefragt. Um gegen Bilbaos knorrige Stoßstürmer die Kopfball-Stärke auszuspielen oder in Donezk die Dreierkette zu stabilisieren. So hilft wohl nur Geduld, Geduld, Geduld, Geduld und nochmals Geduld.

Aufrufe: 011.12.2017, 08:00 Uhr
Thomas MühlbauerAutor