2024-05-16T14:13:28.083Z

Analyse
Kouami "Raul" Dalmeide schleicht im Spiel gegen Breidenbach (1:4) angeschlagen vom Feld - irgendwie typisch für den bisherigen Saisonverlauf des skandalgeschüttelten VfB Unterliederbach. Archivfoto: Schmidt.
Kouami "Raul" Dalmeide schleicht im Spiel gegen Breidenbach (1:4) angeschlagen vom Feld - irgendwie typisch für den bisherigen Saisonverlauf des skandalgeschüttelten VfB Unterliederbach. Archivfoto: Schmidt.

Chaos und Skandale im Akkord

MTK-Verbandsligisten im Check +++ Teil 5: VfB Unterliederbach

MAIN-TAUNUS. Die Winterpause neigt sich auch in der Verbandsliga Mitte langsam aber sicher dem Ende zu. Bereits am vergangenen Samstag gingen die ersten Spiele wieder über die Bühne. Grund genug für uns, nochmal auf die Trends der fünf Vereine aus dem Main-Taunus-Kreis zurückzublicken und über aktuelle Entwicklungen und Ziele für die Rückrunde zu berichten. Heute im Fokus: VfB Unterliederbach.

Sportliche Situation: Während Germania Schwanheim (3:0 bei Eintracht Wetzlar) und der FSV Schröck (2:1 gegen Oberliederbach) ihre Kellerduelle zum Auftakt gewinnen konnten und sich eindrucksvoll zurückmeldeten, musste der VfB Unterliederbach zum Start tatenlos (weil das Spiel gegen Dietkirchen verlegt wurde) zuschauen. Dies wird wahrscheinlich auch am Wochenende so sein, denn das Spiel gegen Dorndorf droht den schlechten Witterungsbedingungen zum Opfer zu fallen. Durch die Erfolge der Konkurrenten ist der VfB zudem auf den letzten Tabellenplatz zurückgefallen - den zurückgezogenen Türkischen SV mal ausgeklammert. 14 Punkte aus 18 Spielen bei einem horrenden Torverhältnis von -40 stehen zu Buche. Daneben sorgten Skandale neben dem Platz für einiges Aufsehen (siehe "Das lief schlecht").

Das lief gut: So richtig viele positive Erlebnisse gab es nicht zu verzeichnen. Höchstens die Derbysiege über den FC Eddersheim (3:2) und Germania Schwanheim (3:1). "Das zeigt, dass wir die Qualität für diese Liga haben", meint Unterliederbachs Sportlicher Leiter Santiago Borrueco. Nur abgerufen wurde diese viel zu selten. Ein weiteres Highlight war das Freundschaftsspiel gegen Eintracht Frankfurt vor 1200 Zuschauern im heimischen Stadion in der Hans-Böckler-Straße anlässlich des Hundertjährigen Jubiläums des VfB (das allerdings schon vor drei Jahren war).

Das lief schlecht: Eigentlich alles. Auf dem Platz sorgten unerklärliche individuelle Fehler für eine wahre Gegentorflut (3,7 Gegentore pro Spiel). Dazu kamen immer wieder Verletzungssorgen von Stammspielern. Aufgrund der Personalnot mussten teilweise A-Jugendliche wie Dominic Rabij in die Bresche springen. Doch junge Talente helfen dem VfB in seiner momentanen Situation nicht wirklich weiter. Im November brachte der 0:12-Offenbarungseid bei Abstiegskonkurrent Niedernhausen das VfB-Pulverfass schließlich zum Überlaufen. "Bei so einem Ergebnis spielt entweder die Mannschaft gegen den Trainer oder sie kriegen keine Gelder mehr gezahlt", stellt Borrueco klar. Danach folgte ein interne Aussprache, in der beschlossen wurde, dass für das Spiel in Niedernhausen nichts bezahlt werde. Alle finanzielle Zuwendungen für den November würden zudem eingefroren, für den Fall, dass aus den verbleibenden zwei Punktspielen gegen Eddersheim (2:4) und Kelsterbach (0:2) im November keine drei Punkte geholt werden würden. Dies war nicht der Fall, wobei vor dem Kelsterbach-Spiel ein Spielerstreik die Mannschaft erschütterte. Fünf Spieler (Hakim Azouagh, Abdi Bentayaate, Reda El Ouardani, Artem Deverenko, Jens Bretthauer) kündigten an, für das Training am Freitag sowie dem Kelsterbach-Match am Sonntag bis auf weiteres nicht zur Verfügung zu stehen. Alle fünf sind mittlerweile nicht mehr im Verein. Genauso wie Adnan Murtic. Der Montenegriner sorgte Anfang Januar beim prestigeträchtigen Offensiv-Cup für den nächsten Skandal, als er im Spiel gegen DJK Flörsheim einer der Hauptbeteiligten einer Massenschlägerei war. Ein Video davon geisterte wochenlang durch die sozialen Medien und liegt auch dem Autor dieser Zeilen vor. Im Anschluss dessen wurde Murtic suspendiert. "Er war unbestritten ein guter Fußballer. Doch was bringt das, wenn keine Disziplin an den Tag gelegt wird?", meint Borrueco daher.

Kommen und Gehen in der Winterpause: Neben der Murtic-Affäre gab es eine hohe Fluktuation im Kader der Blau-Weißen. Für die Problemzone "Defensive" wurden in Keeper Murat Kaymakci (FC Lorsbach). Krzysztof Bilski (RW Hadamar), Lucien Scheurich (FC Eschborn), Steffen Jahnke (FV Bad Vilbel), Darius Johnson (Germania Schwanheim) und Nabil Kabbouz (FC Kalbach) Verstärkungen geholt. Außerdem kamen: Idris Osmani (Kalbach), Marius Troll, Benjamin Wussler (beide Bad Vilbel), Gennaro Silvestri (SV Zeilsheim), Mohamed Maach (SG Seckbach), Bernard Appiah (SV Sachsenhausen) und Fatih Celik (Germania Okriftel). Am vergangenen Freitag warf zudem Trainer Andreas Schuldt hin, für ihn wurde der ehemalige Eddersheimer Christian Kreil als Nachfolger verpflichtet.

Wie sehen die Ambitionen für die Rückrunde aus? Mit Neu-Coach Kreil und den 13 Neuzugängen soll die Herkulesaufgabe Klassenerhalt noch gelingen. "Uns bleiben noch 13 Spiele. Wir müssen arbeiten und Gas geben. Die Gruppenliga kommt für uns eigentlich nicht in Frage", gibt Santiago Borrueco die Marschroute vor. Weitere Skandale schließt Borrueco mit dem aktuellen Kader aus. "Ich kann mir das nicht vorstellen. Wir haben ein reinigendes Gewitter hinter uns. Und eine gesunde Mischung in der Mannschaft."

Wer wird Meister und wo landet Unterliederbach? Santiago Borrueco: "Eine schwierige Sache. Vorne machen Watzenborn und Kelsterbach den Titel unter sich aus. Die Kelsterbacher haben einen Lauf und eine starke Mannschaft, die über Jahre zusammengewachsen ist. Der Titelgewinn wäre ihnen zu gönnen. Wir schaffen den Klassenerhalt."

Aufrufe: 025.2.2015, 03:00 Uhr
Philipp DurilloAutor