2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Sechs Jahre TuS Tengern, zehn Jahre Preußen Espelkamp: Der 31-jährige Can Akbas konnte mit beiden Teams aus dem Mühlenkreis viele Erfolge feiern.
Sechs Jahre TuS Tengern, zehn Jahre Preußen Espelkamp: Der 31-jährige Can Akbas konnte mit beiden Teams aus dem Mühlenkreis viele Erfolge feiern. – Foto: Fotomontage: Jan-Philipp Kaul

Can Akbas: Den Adler und das Kleeblatt im Herzen!

Aufstiege, Kreispokalsiege und auf den oberen Tabellenrängen zu Hause. Der 31-jährige Can Akbas kann auf eine beachtliche Karriere zurückblicken - sowohl im Trikot des TuS Tengern als auch in dem des FC Preußen Espelkamp.

Knapp sechs Jahre für den TuS Tengern und insgesamt zehn Jahre beim FC Preußen Espelkamp. Kaum ein anderer kennt die Derbys und die bittere Rivalität zwischen den beiden Vereinen aus dem Mühlenkreis so gut wie der 31-jährige Can Akbas. Obwohl er letzte Saison mit den "Adlerträgern" den Aufstieg in die Westfalenliga feiern durfte und durch seine Familie fest in Espelkamp verankert ist, blickt er sportlich in eine ungewisse Zukunft.

Vater Sevcan regelt das Transfergeschäft

Sevcan Akbas brachte seinen Sohn schnell zum Fußball. Zunächst als Minikicker beim TuS Gehlenbeck, dann aufgrund eines Umzugs nach Diepenau zum SC Viktoria Lavelsloh. Als die Familie zurück in den Mühlenkreis zog, spielte Can Akbas als rechter Außenspieler beim BSC Blasheim. In der C-Jugend wechselte er zur Spielgemeinschaft SC Isenstedt/VfB Fabbenstedt. Als sie den Aufstieg in die Landesliga knapp verpassten, sind viele Spieler gegangen. Can Akbas ist geblieben.

"Das war nicht so, dass Papa überall angerufen hat - von wegen: 'Mein Sohn soll da und da ein Probetraining machen'. Wir haben eher auf einen Anruf gewartet. Vielleicht hätten wir im Nachhinein aber auch mal irgendwo hinfahren sollen", erinnert sich der gebürtige Lübbecker zurück und muss lachen.

Vom Küken zum Adler

Durch seine guten Leistungen in den jungen Jahren wurde Akbas jedoch schnell zur Mühlenkreisauswahl eingeladen. Das Team, welches aus den besten Spielern aus dem Kreis Minden-Lübbecke zusammengestellt wird, nimmt jährlich am Freeway-Cup teil, einer großen U16-Hallenmeisterschaft mit Teilnehmern wie FC Bayern München oder Borussia Dortmund. "Viele Spieler von Preußen Espelkamp haben in der Auswahl gespielt und die kickten in der Landesliga. Da habe ich das erste Mal gedacht, 'warum spiele ich eigentlich noch in der Kreisliga?'", berichtet Akbas. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Preußen auf ihn aufmerksam, und der damals 15-Jährige nutzte seine Chance und transferierte in der B-Jugend zum FCP.

Die harte Arbeit und strenge Disziplin unter Coach "Kalle" Wessel zahlte sich aus, Can Akbas erlebte eine wahnsinnig erfolgreiche Zeit in der A-Jugend. Der Mannschaft gelang der Doppelaufstieg von der Bezirks- bis in die Westfalenliga. Einmal vom Erfolg geküsst, sollten es nicht die letzten Aufstiege sein, die Akbas feiern durfte.

Als 2010 das erste Seniorenjahr in der Landesliga anstand, war sich Akbas trotz der starken Leistungen in der Jugend zunächst unsicher, ob er den Schritt überhaupt schaffen würde. Verletzungsbedingt wurde ein Platz als Außenverteidiger in der ersten Mannschaft frei und Akbas war zur Stelle, brachte Leistung und spielte sich ins Team - zunächst als Linksverteidiger, später als klassischer Sechser. Sein zweites Jahr bei den Senioren verbrachte Akbas beim SV Rödinghausen, wo er allerdings nur ein halbjähriges Engagement einging, denn es folgte ein entscheidender Anruf in seiner Fußball-Laufbahn.

»Klappi« Meyer am Apparat

Tengerns Sportlicher Leiter Christian „Klappi“ Meyer holte Can Akbas schließlich in den südlichen Hüllhorster Ortsteil. Nach einem Spiel für die zweite Mannschaft kam der damalige Trainer Jörn Paulsen auf Akbas zu und fragte ihn, ob er nicht für die "Erste" in der Landesliga spielen wolle. Lange kickte er allerdings nicht unter der Führung von Paulsen, weil der ehemalige SC Paderborn-Profi René Müller die Truppe übernahm. "René hat uns mit einfachen Mitteln viel beigebracht. Man hat gemerkt, der hat Ahnung und weiß, wovon er redet“, sagt Akbas über seinen damaligen Coach.

Als "Kleeblatt" spielte Akbas fast jede Minute und entwickelte sich fußballerisch extrem weiter. Nachdem Müller ebenfalls den Verein verließ und Holm Holger Hebestreit Trainer wurde, übernahm auch Akbas mehr Verantwortung auf dem Platz. Auch wenn die Tengeraner in diesen Jahren immer oben mitspielten, zum Westfalenliga-Aufstieg reichte es nicht. Dennoch hat Akbas die Zeiten an der Schulstraße in bester Erinnerung.

Taktikbesprechung: "Dank Holm waren alle sehr ehrgeizig. Fußballerisch habe ich in der Zeit einen Riesensprung gemacht", so Akbas. Auf dem Foto zu sehen sind Co-Trainer Bastian Bartelheimer (v.l.), Erdal Gökcen, Coach Holm Holger Hebestreit und Can Akbas.
Taktikbesprechung: "Dank Holm waren alle sehr ehrgeizig. Fußballerisch habe ich in der Zeit einen Riesensprung gemacht", so Akbas. Auf dem Foto zu sehen sind Co-Trainer Bastian Bartelheimer (v.l.), Erdal Gökcen, Coach Holm Holger Hebestreit und Can Akbas. – Foto: Stefan Pollex

Der Maskenmann: Durch einen Nasenbruch im Spiel gegen SpVg. Steinhagen musste Akbas mit einer Maske auflaufen. „Holm Holger Hebestreit hat mich nach der Operation im Krankenhaus besucht und er meinte, ob ich mir vorstellen könnte auch mit Maske zu spielen und das war kein Problem für mich“, erzählt Akbas.
Der Maskenmann: Durch einen Nasenbruch im Spiel gegen SpVg. Steinhagen musste Akbas mit einer Maske auflaufen. „Holm Holger Hebestreit hat mich nach der Operation im Krankenhaus besucht und er meinte, ob ich mir vorstellen könnte auch mit Maske zu spielen und das war kein Problem für mich“, erzählt Akbas. – Foto: Stefan Pollex

"Die Jahre in Tengern waren schon richtig klasse, vor allem wegen der Jungs. Bei einer Mannschaftsfahrt sind beispielsweise 16 Mann mitgekommen. Das ist nicht selbstverständlich. Unsere Frauen haben sich auch getroffen, nicht nur beim Spiel, sondern auch privat. Das war cool", so Can Akbas, der beruflich als IT-Systemelektroniker bei Tengerns Hauptsponsor arbeitet.

Back to Preußen Espelkamp

Ein privater Umzug machte es Preußen 2017 schließlich möglich, Tengerns Nummer 17 zurückzuholen. Obwohl sportlich als auch menschlich in Tengern alles passte, ist Akbas zu dieser Zeit mit seiner schwangeren Frau Katrin und Sohn Cem nach Espelkamp gezogen, da sich die junge Familie dort ein Haus kaufte. "Das war dann schon ein weiter Weg. Ich hätte drei- bis viermal aus Espelkamp nach Tengern fahren müssen. Da ist die Familie einfach wichtiger", erzählt Akbas. Der Wechsel sollte sich auszahlen. Unter dem damaligen Trainer Alexander Lang konnte Akbas erneut direkt den Aufstieg aus der Bezirks- in die Landesliga zelebrieren.

Voller Einsatz: Can Akbas im Duell mit VfL Holsens Omar Khaled.
Voller Einsatz: Can Akbas im Duell mit VfL Holsens Omar Khaled. – Foto: Stefan Pollex

Zwei Jahre Landesliga, einige Transfers und der Aufbau des Sportpark Mittwalds später - und Akbas erlebte den historischen Aufstieg in die Westfalenliga. "Leider spielten wir durch Corona nicht die komplette Saison, und man konnte es nicht ordentlich feiern. Das war aber so ein hohes Level mit den Jungs und jeder hat einfach Gas gegeben. Das hat Spaß gemacht", sagt er. Es ist kein Geheimnis, dass mit dem Westfalenliga-Aufstieg das Ziel von Preußen Espelkamp noch nicht erreicht worden ist. Die Oberliga soll es schließlich werden!

Der große Plan spricht sich daher natürlich auch über die Grenzen der Sportanlage rum. In der Innenstadt oder in der Nachbarschaft wird Akbas des Öfteren angesprochen. Man philosophiert beispielsweise über das letzte Spiel vom Wochenende. "Die Leute bekommen das schon alles mit. Es ist ja auch attraktiver mit dem Sportpark und in einer höheren Liga. Es kommen viel mehr Zuschauer als früher", so der 31-Jährige. Auf volle Ränge konnte sich Akbas aber auch damals verlassen, wenn das Derby aller Derbys auf dem Spielplan stand.

»Früher war mehr Rivalität«

Es versprüht diese gewisse knisternde Atmosphäre, wenn TuS Tengern und FC Preußen Espelkamp aufeinandertreffen, sei es in der Liga oder im Lübbecker Kreispokal. Das El Clásico im Mühlenkreis. Heißerwartet von Jung und Alt. Can Akbas kann auf eine Vielzahl von Derbys zurückblicken, hat bis auf ein einziges Mal noch kein Kreispokalfinale verpasst, bemerkt aber eine Veränderung in den letzten Jahren. "Früher war viel mehr Rivalität zwischen den Vereinen. Das waren harte Duelle, es ging richtig zur Sache. Da war es auch ein Unding, wenn man von Tengern nach Espelkamp gewechselt ist oder umgekehrt", sagt Akbas und blickt zurück. Heute ist bei ihm die Spannung allerdings ein wenig abgeflacht. Nichtsdestotrotz will er natürlich kein Derby verpassen, geschweige denn verlieren - vor allem nicht, wenn seine Familie zuschaut.

Luftkampf: Can Akbas im Preußendress gegen Ex-Teamkollege Alexander Knicker.
Luftkampf: Can Akbas im Preußendress gegen Ex-Teamkollege Alexander Knicker. – Foto: Stefan Pollex

Derbytime: Das Kreispokalfinale 2016 konnte der TuS Tengern mit 3:0 für sich entscheiden. Auf dem Foto stehen sich Can Akbas (l.) und Waldemar Jurez (r.) gegenüber. Heute spielen beide für das jeweils andere Team.
Derbytime: Das Kreispokalfinale 2016 konnte der TuS Tengern mit 3:0 für sich entscheiden. Auf dem Foto stehen sich Can Akbas (l.) und Waldemar Jurez (r.) gegenüber. Heute spielen beide für das jeweils andere Team. – Foto: Andreas Gerth

Can Akbas - der Familienmensch

Neben dem Platz ist Can Akbas schon lange in festen Händen. Mit seiner Frau Katrin, mit der er seit 13 Jahren zusammen ist, hat er drei Kinder - Cem, Ilay und Ayla. Vor allem durch die Coronapandemie und den Wegfall des Fußballs hat Akbas gemerkt, wie alles entspannter und harmonischer ist. "Meine Frau kann sich das jetzt gar nicht mehr vorstellen, dass ich dreimal unter der Woche abends weg bin oder den kompletten Sonntag unterwegs. Jetzt frage ich mich teilweise auch, wie ich das alles überhaupt mit Fußball noch geschafft habe. Man merkt zur jetzigen Zeit doch, was wichtiger ist - nämlich die Familie", berichtet der stolze Familienvater.

Sein ältester Sohn Cem trägt den Adler ebenfalls schon auf der Brust und kickt seit seinem vierten Lebensjahr bei den Preußen, obwohl sich das zunächst nicht abzeichnete. "Meine Frau hat früher getanzt, da war er auch ein paar Mal mit und hat die Tanzschule besucht. Irgendwann hat er sich aber für den Fußball entschieden", erzählt Akbas, der sich ein Grinsen nicht verkneifen kann. Seine Familie steht hinter dem 31-Jährigen und guckt oft im Sportpark zu, wenn der Papa wieder in der Westfalenliga das ein oder andere Tor vorbereitet oder selber erzielt. Ob die Vier allerdings nächste Saison ihren Vater und Ehemann im FCP-Trikot anfeuern können, ist noch nicht sicher.

Hallenmeister 2015: Beim gemeinsamen Siegerfoto darf Sohnemann Cem Siegerluft schnuppern.
Hallenmeister 2015: Beim gemeinsamen Siegerfoto darf Sohnemann Cem Siegerluft schnuppern. – Foto: Stefan Pollex

Eine ungewisse Zukunft

Logisch, dass nach der bisherigen erfolgreichen Karriere auch andere Vereine hinter dem erfahrenen und technisch versierten Spieler her sind. Wo es Can Akbas in der nächsten Spielzeit hinzieht, steht aber noch in den Sternen. Doch der 1,81 Meter große Defensivspieler kann seine Situation gut einschätzen: "Ich werde jetzt 32 und es wird immer schwieriger für mich, meine Spielzeiten in Espelkamp zu erreichen. Die Jungs sind sehr gut. Da sehe ich ein, dass die Vorrang haben. Aber ich möchte auch meine Minuten sammeln, da muss ich gucken, was der nächste richtige Schritt für mich ist." Vor allem Akbas' Familie wird erneut ein ausschlaggebender Punkt sein. "Im Endeffekt werde ich mich immer für die Familie entscheiden. Die Familie darf unter dem Fußball nicht leiden", erzählt Preußens Nummer 10.

Ob Akbas ab dem 15. August in der Westfalenliga im Preußen-Dress aufläuft, ist daher ungewiss. Den Weg zurück zum FC Preußen Espelkamp wird er allerdings sicherlich wiederfinden, egal ob als Spieler, Trainer oder in etwaiger Position. "Der Platz ist ja nur fünf Minuten weit entfernt", freut sich Can Akbas.

Aufrufe: 024.5.2021, 10:00 Uhr
Jan-Philipp Kaul / FuPaAutor