2024-04-29T14:34:45.518Z

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Nach dem Tor von Ugur Capar (links, hier im Spiel gegen Albstadt) war Calcio auf Siegkurs – doch dann kam es anders.Foto: Archiv Frank
Nach dem Tor von Ugur Capar (links, hier im Spiel gegen Albstadt) war Calcio auf Siegkurs – doch dann kam es anders.Foto: Archiv Frank

Calcio: Eine „doofe Aktion“ kostet den Sieg

Die Echterdinger müssen sich gegen Nagold mit einem Punkt begnügen

Mit seinem 1:1 in Nagold lässt der Verbandsligist Calcio Leinfelden-Echterdingen erneut gegen einen Aufsteiger Punkte liegen. Zwei Spieler glänzen, zwei haben einen schlechten Tag.

War es Übermut? Oder Übereifer? Da war auch der Trainer Francesco Di Frisco noch am Rätseln, als er nach dem Abpfiff kopfschüttelnd auf dem Rasen stand. Klar ist für ihn: „Eine doofe Aktion.“ Erst recht, weil diese seine Verbandsliga-Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen im Auswärtsspiel beim Aufsteiger VfL Nagold den sich eigentlich abzeichnenden Sieg kostete.

80. Spielminute: nach einer Ecke des Gegners scheint die Gefahr bereits gebannt. Der Ball segelt an allen Akteuren vorbei. Da wirft sich der kurz zuvor eingewechselte Ulas Saglam zum Fallrückzieher in die Luft. Akrobat schön. Offenbar spektakulär will der 24-Jährige die Kugel vollends aus dem Strafraum befördern. Dumm nur: dabei trifft er weniger das Spielgerät als seinen Gegenspieler Christoph Ormos. Der Schiedsrichter Fabian Baiz entscheidet sofort auf Elfmeter. Jenen verwandelt Pascal Seil zum Nagolder Ausgleich.

1:1 statt 1:0 aus Calcio-Sicht. Nur einer statt der greifbar nahen drei Punkte. Am Ende mussten die Echterdinger sich zum bereits dritten Mal in der noch jungen Saison gegen einen Klassenneuling mit einem Unentschieden begnügen. Erst das 2:2 gegen Heiningen, dann, vor Wochenfrist, das kärgliche 0:0 gegen Löchgau, nun besagtes Remis am Schwarzwald-Rand. „Vor dem Spiel hätte ich gesagt: ein Ergebnis, das passt“, sagt Di Frisco, „jetzt, wenn man den Verlauf der Begegnung sieht, kann man aber natürlich nicht zufrieden sein.“

Fehlende Cleverness und Routine

Einer abgezockten Mannschaft jedenfalls wäre das kaum passiert. Eine solche hätte ihren Vorsprung vermutlich über die Zeit gebracht. Doch sind es eben Cleverness und Routine, was dann bisweilen fehlt. „Wir haben ein Team mit vielen jungen Spielern“, merkt Di Frisco, dem sein Kapitän Shaban Ismaili (beruflich verhindert) ausfiel, nachsichtig an. Ein Ensemble, das in der Liga einerseits bereits gezeigt hat, dass es für ordentlich Wirbel sorgen kann, wenn es einmal ins Rollen kommt. Oder, um es mit Di Friscos Nagolder Pendant Armin Redzepagic zu sagen: „Wenn man die kicken lässt, dann nehmen sie einen in Einzelteile auseinander.“ Ein Aufgebot, das andererseits aber auch immer wieder noch Lehrgeld zahlt. Siehe Saglam.

In der Summe war am Samstag eine starke Dreiviertelstunde von der 30. bis zur 75. Spielminute nicht genug. Auch, weil die Echterdinger Abschlusspech hatten. So landeten ein Kopfball von Josip Biljeskovic sowie ein Schuss von Bastian Joas jeweils an der Querlatte (36./44.).

Dass gerade jene zwei Spieler Ausrufezeichen setzten, kam nicht von ungefähr. Sie ragten überhaupt heraus. Biljeskovic ist zwar erst seit Juli da, doch hat der vom Landesligisten NAFI Stuttgart verpflichtete 25-Jährige sich schon jetzt als Abwehrchef etabliert. Im Zentrum der erneut praktizierten Dreierkette gefiel er als umsichtiger Abräumer und wartete zudem mit Offensivdrang auf.

Joas drückt aufs Gaspedal

Joas derweil trat in der zweiten Hälfte aufs Gaspedal. Von da an war der einstige Junioren-Bundesligakicker an nahezu jedem Calcio-Angriff beteiligt. Nicht zuletzt dank ihm gewannen die Echterdinger im Mittelfeld die Oberhand und damit nach der Pause auch die Kontrolle übers Spiel. Und Joas schließlich leitete auch den Führungstreffer ein. Nach einem energischen Antritt sowie einem klugen Vertikalpass von ihm hatte der Teamkollege Ugur Capar freie Bahn – er schlenzte den Ball aus halblinker Position ins Netz (72.).

Die Vorentscheidung? Die meisten im Stadion haben es wohl geglaubt. Bis zu Saglams Missgeschick. Und bis die Heimelf plötzlich „die zweite Luft bekam“, wie deren Coach Redzepagic „mit Stolz auf diese Truppe“ feststellte. Wie berichtet, musste der letztjährige Landesliga-Staffel-3-Meister mehrere Leistungsträger ersetzen, unter anderen seinen Torjäger Pascal Reinhardt. Der Ex-Profi weilte nach seinem zuletzt erlittenen Kreuzbandriss auf Krücken unter den Zuschauern. Doch dafür hielt ein anderer Calcio auf Trab. Der Youngster Luka Kravoscanec bescherte Timo Bäuerle auf der rechten Echterdinger Abwehrseite einen schweren Nachmittag. Ein ums andere Mal bekam Bäuerle die Hacken seines flinken Widersachers zu sehen.

Das Gute für Calcio: auch die Konkurrenz lässt im munteren Zick-Zack-Kurs da und dort Punkte liegen. Bezeichnenderweise hat es an den bisherigen sechs Spieltagen dieser Saison sechs verschiedene Tabellenführer gegeben. Das Ärgerliche zugleich: ohne die unnötigen Zählerverluste aus den erwähnten Begegnungen könnten Di Frisco und die Seinen nun selbst ganz oben stehen. In diesem Fall definitiv kein Übermut, sondern rechnerischer Fakt.

VfL Nagold:
Sanyang – Asch, Silic, Brugger – Bühler (72. Seil), Ormos, Quiskamp, Pedro (69. Vegelin) – Wolfer (88. Karsli), Bürkle (84. Berisha), Kravoscanec.

Calcio Leinfelden-Echterdingen:
Bortel – Bäuerle, Biljeskovic, Zweigle – Vidic, Pranjic, Candan (68. Saglam), Nicastro (68. Avdiu) – Joas, Lekaj (75. Brunner), Capar (82. Colic).

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Aufrufe: 024.9.2018, 09:50 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor