2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
Will dem FC Ebersberg neue Strukturen verpassen: Trainer Borislav Vujanovic.  stefan rossmann
Will dem FC Ebersberg neue Strukturen verpassen: Trainer Borislav Vujanovic.  stefan rossmann

Borislav Vujanovic: Ein „Club-Nest“ für den „Wandervogel“ beim FC Ebersberg

„Trainer-Granate für den FC Ebersberg“

Als „Trainer-Granate für den FC Ebersberg“ hatte Abteilungsleiter Marko Kocijan zu Saisonbeginn Borislav Vujanovic, 41, begrüßt.

Auch der Ex-Coach des Stadtrivalen TSV, Heiko Baumgärtner, beglückwünscht den „Club“ zu dieser „sehr guten und kompetenten Besetzung“. Eine gewisse Fallhöhe beim Absteiger ist vor dem Saisonstart an diesem Sonntag also geschaffen. Die Ebersberger Zeitung hat mit „Bobo“ Vujanovic über seine eigenen Erwartungen gesprochen.

Was hat Sie nach Ihrer Zeit bei Bayernligist Heimstetten sowie einer zweijährigen Auszeit ausgerechnet am FC Ebersberg und der A-Klasse gereizt, Herr Vujanovic?

Es war der richtige Zeitpunkt. Im Job habe ich mich eingearbeitet, der FCE ist ums Eck, ich habe ein Spiel besucht und das Potenzial gesehen. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn sie die Kreisklasse gehalten hätten. Eine Liga zu halten ist einfacher als aufzusteigen. Aber mir haben die Gespräche mit den engagierten Verantwortlichen, das familiäre Umfeld und die Spieler, die nur aus Leidenschaft kicken, gezeigt: Der Verein lebt!

Obwohl der „Club“ seit seiner Gründung vor gut 30 Jahren keine eigene Jugendarbeit betreibt?

Und das ist auch weiterhin nicht vorgesehen. Das war hier schon immer einfach ein Haufen von Freunden, die aber auch einen Plan und Perspektive haben. Daran kann man mitwirken und etwas aufbauen. Das reizt mich.

Wie wird Ihr persönliches Mitwirken aussehen?

Ich möchte erstmal einen sportlichen Beitrag leisten und den Jungs neben dem Spaß am Fußball eine gewisse Ernsthaftigkeit und Struktur vermitteln.

Können Sie das präzisieren?

Erst am Sonntag beim Pokalspiel gegen Höhenkirchen (0:1, d. Red.) kamen ein paar Spieler zu spät. Da habe ich gesagt, Jungs, wir sind keine Hobbymannschaft! Dafür gibt es jetzt einen Strafenkatalog. Außerdem haben wir mit Kevin Staudigl einen Physio engagiert, der alle zwei Wochen kommt und neue Trainingsmaterialien zur Prävention und Regeneration angeschafft.

Ein Hauch von Profifußball?

Das muss man alles richtig einordnen. Ich bin als Trainer fordernd, aber nie ungerecht und habe eine gute Menschenkenntnis. Ich lege einfach großen Wert auf Teamplayer und Zuverlässigkeit. Mittlerweile merke ich, dass wir auf dem Platz damit schon Fortschritte gemacht haben.

Der FCE ist also bereit für die „Mission Wiederaufstieg“?

Der Aufstieg ist kein Muss. Das zu schaffen ist übrigens genauso schwer, wie in der Bayernliga. Ich habe keinen Eindruck von den anderen Teams und kann deshalb erst nach fünf, sechs Spieltagen eine Prognose dazu abgeben, wo wir stehen.

Bei der Bekanntgabe Ihrer Verpflichtung sprach Abteilungsleiter Marko Kocijan auch davon, das Image des FCE zu verbessern. Wie haben Sie den „Club“ als Ebersberger bislang wahrgenommen?

Ich lebe seit 2011 in Ebersberg, und der TSV war mir natürlich ein Begriff. Aber ich muss gestehen, dass ich erst vor drei Jahren durch Fabian Ferralis erfahren habe, dass es hier zwei Vereine gibt. Also war der „Club“ für mich nicht präsent, ich habe aber auch nicht aktiv danach gesucht.

Wie könnte der FC Ebersberg etwas mehr aus dem Schatten des TSV heraustreten?

Die Nähe zum TSV finde ich grundsätzlich sehr gut. Vielleicht könnte man da künftig sogar mehr gemeinsame Aktivitäten, wie Turniere planen. Ansonsten fängt man im Kleinen an, wie einer eigenen Homepage, dann wächst das von allein. Wichtig ist, dass wir diese Arbeit bei Marko Kocijan, Oliver Stöckel und Nikita Wall bereits auf mehrere Schultern verteilt haben.

Als Spieler standen Sie in sieben Jahren bei neun Vereinen unter Vertrag. Wie lange kann ein ambitionierter „Wandervogel“ an einem Ort verweilen?

Dass ich jetzt hier bin, zeigt doch, dass es mir nicht um die Ligazugehörigkeit geht. Umso höher man als Trainer kommt, desto dünner wird die Luft. Ich bin noch nicht so weit, dass ich meinen Beruf vernachlässige und mich total dem Trainerjob verschreibe. Ich suche nach Beständigkeit, bin voller Tatendrang und habe voll Bock auf Ebersberg. Wenn ich mich wohlfühle und das hier Hand und Fuß hat, kann ich mir vorstellen, länger als ein Jahr zu bleiben.

Das Gespräch führte Julian Betzl

Aufrufe: 021.8.2019, 08:35 Uhr
Ebersberger Zeitung / Julian BetzlAutor