2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Mario Marinic (Mitte) wird die TSG Backnang verlassen.
Mario Marinic (Mitte) wird die TSG Backnang verlassen. – Foto: Sascha Feuster

Böse Überraschung bei der TSG Backnang: Mario Marinic sagt servus

Backnangs Fußball-Oberligist muss sich bis zum Sommer einen neuen Trainer suchen, weil der Torjäger und Coach der TSG in Personalunion zwei Jahre vor Ablauf seines Vertrages aussteigt. Noch hat der Etzwiesenklub keinen Nachfolger und der 37-Jährige keinen neuen Verein.

„Die Trainergeschichte geht für mich auf jeden Fall weiter.“ Nur nicht mehr bei der TSG Backnang. Denn völlig überraschend sagt Mario Marinic beim Fußball-Oberligisten am Saisonende servus. Nach dann zehn Jahren als Spieler und spielender Coach beim Etzwiesenklub steigt der 37-Jährige vorzeitig aus seinem eigentlich bis zum Sommer 2024 laufenden Vertrag aus. „Die Entscheidung von Mario hat uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen“, gesteht Vorstandssprecher Joachim Pfisterer.

Der 60-Jährige, der bei der TSG nicht nur Sprecher, sondern auch sogenannter Vorstand Sport ist, wie der in der Vereinsführung fürs Oberliga-Team verantwortliche Marc Erdmann und der Backnanger Torjäger demonstrieren Einigkeit. Nein, es gibt weder Ärger noch Zwist. Ja, alle sind vom bisherigen Abschneiden und dem derzeitigen Rang vier trotz großer Personalprobleme fast schon begeistert. Mario Marinic und der Klub aus dem Murrtal, das sei eine einzige Erfolgsgeschichte. Eine, die vor gut neuneinhalb Jahren in der Landesliga begann und nun in vier Monaten zwei Klassen höher zumindest vorläufig endet. Der Angreifer und Noch-Spielertrainer wird den Schritt zum Nur-Trainer nicht wie geplant in Backnang machen, sondern höchst wahrscheinlich bei einem anderen Verein.

Wo, das wisse er selbst noch nicht, sagt Marinic, der gerade an seiner B-Lizenz bastelt. Er erklärt: „Ich hatte bereits ein paar Anfragen, aber spruchreif ist nichts.“ Den Abschied von der TSG bezeichnet der Kroate mit schwäbischen Wurzeln als „extrem emotionale Geschichte“. Ihm sei die Entscheidung alles andere als leicht gefallen, angesichts der sportlichen Erfolge und weil er zudem in Backnang seine zweite Heimat gefunden habe. Der erfahrene Stürmer sagt: „Am Ende des Tages heißt es, loszulassen, wenn es am schönsten ist.“ Er sieht im kommenden Sommer den perfekten Zeitpunkt, da sein Ausstieg in den Etzwiesen im Einklang mit dem Ende seiner Karriere als aktiver Fußballer steht. Trotzdem sei die Vorstellung, in der neuen Runde auf dem Weg zum Training eine andere Ausfahrt als Backnang anzusteuern, für ihn momentan noch surreal, so Marinic, der sich sicher ist: „Mir bleiben aber nicht nur die Erfolge, sondern auch Begegnungen und Freundschaften weit über den Sportplatz hinaus, die meine Zukunft begleiten werden.“

Richtig glauben, dass der lange gemeinsame Weg im Juni zu Ende ist, wollte es Marc Erdmann zunächst nicht, als sein Cheftrainer und Torjäger in Personalunion ihn mit dem Entschluss konfrontierte: „Dass der Tag kommen würde und er nach so vielen Jahren bei uns auch noch was anderes erleben möchte, war allen klar. Aber zum jetzigen Zeitpunkt hatten wir nicht damit gerechnet und waren erst einmal sehr, sehr enttäuscht und traurig.“ Zumal ja Mario Marinic wie Co-Trainer Julian Schieber erst vor dieser Saison mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet worden waren. Warum der in Waiblingen wohnende Coach nun trotzdem vorzeitig aussteigt, kann sich der 50-jährige Kopf im Team hinter dem Oberliga-Team nur so erklären: „Für ihn war es eben wichtig, den perfekten Abschied von der TSG zu feiern.“ Die klasse Vorrunde mit Rang vier trotz Personalnot erweist sich nun vielleicht gar als Boomerang. Für viele steht fest, dass bei der Überraschungself der Liga nicht viel mehr möglich ist. Finanziell und in Sachen Infrastruktur dürfte der Klub aus dem Murrtal eher in der zweiten Tabellenhälfte der Oberliga beheimatet sein.

„Was Mario Marinic mit seinem Team in der bisherigen Runde geleistet hat, ist überragend. Den Spagat als Spieler und Cheftrainer in dieser Art und Weise zu bewältigen, verdient allergrößten Respekt“, lobt Pfisterer. Erdmann spricht dem erst 37-Jährigen gar „einen Legendenstatus in unserem Verein“ zu. Marinic habe mit den vielen Toren maßgeblichen Anteil an den Aufstiegen in die Verbands- sowie Oberliga und damit an den Erfolgen der jüngeren TSG-Geschichte. „In puncto Vereinstreue, Wille und Ehrgeiz dient er als absolutes Vorbild für viele andere“, sagt Erdmann und erinnert, dass „Mario in den vergangenen Jahren sehr lukrative finanzielle Angebote hatte und uns trotzdem stets treu geblieben ist“.

Nun braucht Backnang aber einen Nachfolger für Marinic, als Torgarant und als Coach. Für die Führungsriege ist dennoch klar, dass der Spielertrainer bis zu seinem letzten Tag in den Etzwiesen „seine ganze Energie aufbringt“, um die klasse Saison gut – sprich mit dem sicheren Klassenverbleib – zu Ende zu bringen. So lange wird die TSG mit der Suche nach einem Nachfolger aber nicht warten. Marc Erdmann willgeeignete Kandidaten zügig herausfiltern und „sowohl interne wie externe Möglichkeiten in Betracht ziehen. Auch mit unseren Co-Trainern Julian Schieber und Isaak Avramidis werden wir intensive Gespräche führen.“ Wichtig sei ihm vor allem, „dass auch der neue Coach wieder zu unserer jungen und charakterlich absolut sauberen Truppe sowie zum Verein passt“.

Mario Marinic

Begonnen hat Mario Marinic mit dem Fußball beim SV Fellbach. Dort sammelte er auch seine ersten Erfahrungen im Aktivenbereich und machte als torgefährlicher Angreifer auf sich aufmerksam.

Vom Landesligisten SVF wagte er im Winter 2009/2010 als 25-Jähriger den Sprung zum damals drittklassigen VfR Aalen. Auch aus beruflichen Gründen kam er bei dem Regionalligisten von der Ostalb nicht richtig zum Zug und kehrte nach einem halben Jahr nach Fellbach zurück.

Nach eineinhalbjährigem Gastspiel beim VfB Neckarrems in der Verbands- und Oberliga wechselte der Stürmer im Sommer 2012 zur TSG Backnang in die Landesliga. Mit der Etzwiesenelf stieg er in die Verbands- und zweimal in die Oberliga auf. Für die TSG kam er in den neuneinhalb Jahren in 230 Pflichtspielen auf 202 Tore. Seit dieser Saison ist er Spieler und Trainer. In dieser Rolle erzielte er in 16 Partien bislang 10 Treffer.

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Aufrufe: 022.2.2022, 06:00 Uhr
Backnanger Kreiszeitung / Uwe FlegelAutor