2024-05-31T10:52:53.652Z

Allgemeines
Patrick Knabe ist mit 19 Treffern bester Torschütze der SG Wildsachsen und Rotsünder nach nur drei Sekunden. Archivfoto: imago
Patrick Knabe ist mit 19 Treffern bester Torschütze der SG Wildsachsen und Rotsünder nach nur drei Sekunden. Archivfoto: imago

Blitz-Rot geht in die Fußball-Geschichte ein

Goalgetter Patrick Knabe fliegt nach drei Sekunden vom Platz

Eine Rote Karte, die in die Fußball-Geschichte eingeht, und keiner der beiden Trainer hatte etwas gesehen. Als für den Wildsächser Patrick Knabe das Spiel in der Fußball-Gruppenliga Wiesbaden in Weilbach – kaum dass es angefangen hatte – auch schon wieder zuende war, rieben sich die Verantwortlichen draußen auf der Bank verwundert die Augen. Weder Germania-Co-Trainer Christos Pipsos, der nach eigenem Sekunden gerade auf die Stoppuhr geschaut hatte, noch sein Gegenüber Andy Tittler, der damit beschäftigt war, Wasser für die Spieler bereitzustellen, konnten etwas zum „Tathergang“ sagen.

„Ich dachte, der Unparteiische ließe den Anstoß wiederholen, als ich plötzlich sah, dass unser Spieler Özkan Kara mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden lag“, erklärte Pipsos später und hatte die möglicherweise spielentscheidende Situation ebenso verpasst wie Tittler: „Als ich mich rumdrehte, habe ich nur noch gesehen, dass der Schiedsrichter die Rote Karte in der Hand hatte und damit auf Patrick Knabe zuging.“

Knabe: "Völlig überzogen"

Unmittelbar beteiligt an der Szene war dagegen Weilbachs Spielertrainer Sebastian Metzger. „Ich hatte den Ball beim Anstoß kurz zu Oezcan Ciftci gespielt und der ihn – ein bisschen zu locker – weiter auf Kara gelegt, als ein Wildsächser plötzlich mit beiden Beinen voran in unseren Spieler hineingesprungen ist“, schildert es der spätere dreifache Torschütze zum 4:1-Endstand gegen die 90 Minuten in Unterzahl spielenden Gäste.

Während Metzger bezüglich des nachfolgenden Platzverweises von einer „ganz klaren Angelegenheit“ spricht, will Rotsünder Knabe – mit 19 Saisontreffern erfolgreichster Torschütze der SG – das so nicht stehen lassen. „Eine Frechheit. Ein anderer hätte dafür nicht einmal Gelb gezogen. Ich habe lediglich den Ball getroffen und nicht den Gegner“, beteuert der 23-Jährige und hält die Reaktion des Schiedsrichters, der nur wenige Meter entfernt stand, „für völlig überzogen“.

„Was soll ich machen mit dem armen Kerl, der ist doch auch so schon am meisten bestraft“, nimmt Andy Tittler seinen Übeltäter zwar nicht in Schutz, will von weiteren vereinsinternen Sanktionen aber nichts wissen – auch wenn das rustikale Einsteigen den Gästen am Ende drei Punkte kostete. „Niemand unterstellt ihm, dass er das absichtlich gemacht hat.“

Schiedsrichter moniert auch Farbe der Schnürsenkel

Das ganz und gar Ungewöhnliche an dem Fall: Zwischen Anstoß und Platzverweis waren – so die beiden Trainer übereinstimmend – „noch keine fünf Sekunden vergangen“. Eine Zeitangabe, die Schiedsrichter Dirk Siefert aus Beerfelden im Odenwald in seinem offiziellen Sonderbericht später gar auf drei Sekunden korrigieren und dem Rotsünder damit einen unrühmlichen Rekord bescheinigen sollte (siehe auch: Rot-Rekorde).

Ein gewisser Anteil daran kommt allerdings auch dem Unparteiischen zu, der selbst nach Auffassung Pipsos nicht nur „extrem pingelig“ gepfiffen habe. Der Weilbacher Co-Trainer: „In der Pause hat er die Farbe der Schnürsenkel eines unserer Spieler moniert.“

Rot-Rekord

- 43 Sekunden: Marcel Titsch-Rivero von der Frankfurter Eintracht hält seit dem Spiel aus der Saison 2010/11 gegen Borussia Dortmund den unrühmlichen Bundesliga-Rekord.

- 10 Sekunden: Den schnellsten Platzverweis im europäischen Spitzenfußball handelte sich Guiseppe Lorenzo vom FC Bologna in der Saison 1990/91 gegen den FC Parma ein.

- 2 Sekunden: Absoluter Rekordhalter ist und bleibt der walisische Amateurspieler Lee Todd, der nach dem grellen Anpfiff des Schiedsrichters „Fuck me, that was loud!“ keifte und wegen Beleidigung sofort wieder vom Platz musste.

Aufrufe: 025.3.2014, 15:13 Uhr
Rolf LehmannAutor