2024-04-29T14:34:45.518Z

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Wie sieht künftig der Jugendfußball in den Kreisen Ost und West aus? Eine der drängendsten Fragen in Niederbayern.
Wie sieht künftig der Jugendfußball in den Kreisen Ost und West aus? Eine der drängendsten Fragen in Niederbayern. – Foto: Franz Nagl

BFV bietet grundlegende Reform des Jugendbereichs an

Drei Jahrgangsstufen in einer Jugendmannschaft, keine B-Jugend mehr, U19 im Herrenbereich? Bisherige Strukturen sollen in den niederbayerischen Kreisen aufgebrochen werden

Es wäre eine Revolution - zumindest eine kleine: Der Bayerische Fußballverband (BFV) will Hand in Hand mit den Vereinen den Jugendbereich auf Kreisebene von Grund auf reformieren und geht dabei innovative Wege. So sollen Änderungen flexibel in den jeweilige Kreisen möglich sein, eine flächendeckende Regelung von oben soll es dabei explizit nicht geben. Die bisher bestehenden Strukturen (A-Jugend, B-Jugend) könnten - sofern die Vereine die Vorschläge absegnen - der Vergangenheit angehören. Wie das im Detail aussehen soll? Dazu hat der Verband in Person des Kreisvorsitzenden Niederbayern Ost und stv. Bezirksvorsitzenden Christian Bernkopf am Mittwochvormittag in Straubing zum Pressegepräch geladen, um die Pläne der Öffentlichkeit vorzustellen. Ihn unterstützten Bezirksjugendleiter Karl Schlecht und der Kreisvorsitzende West Rudolf Hamberger.

Es ist ein seit geraumer Zeit bekanntes Problem. Viele Vereine - vor allem auf dem Land - klagen über Nachwuchsprobleme. Gerade in den älteren Jahrgangsstufen sieht es oft düster aus. Dieser bedenklichen Entwicklung möchte nun der BFV entgegensteuern. Dazu hat der Deutsche Fußballbund (DFB) durch eine Veränderung der Vorschriften im September 2019 die Möglichkeit geschaffen, dass die Landesverbände diesbezüglich individuelle Projekte gestalten können. Der Verbandsjugendausschuss des BFV strebt selbst keine Änderung an, unterstützt allerdings die nachgestellten Ebenen, falls diese den Wunsch hierfür haben.

FuPa stellt euch die Pläne vor und beantwortet die wichtigsten Fragen:

Was ist das Ziel des Projekts?

Dazu formuliert der BFV in einer verfassten Stellungnahme: "Der Spielbetrieb im älteren Nachwuchsbereich soll stabilisiert werden. Die Mannschaftsrückgänge im Laufe einer Saison sollen minimiert werden. Wir streben eine einheitliche Lösung für ganz Niederbayern an. Sollten die Auffassungen in den beiden Kreisen diametral auseinandergehen, wäre eine Veränderung nur in einem Kreis denkbar. Sollte eine Reform beschlossen werden, so visieren wir die Umsetzung zu Saisonbeginn 2021/22 an."

Wie soll die Reform konkret aussehen?

Die Umstrukturierung würde auf alle Jugendmannschaften zukommen, die auf Kreisebene bis einschließlich Kreisliga spielen. Teams, die höherklassig agieren, wären davon ausgenommen.

- Die B-Jugend-Mannschaften werden grundsätzlich gestrichen.

- Der U19-Jahrgang wird nicht mehr dem Jugendbereich, sondern dem Herrenbereich zugeordnet und ist bei den A-Junioren nicht mehr spielberechtigt.

- Die Jahrgänge U16, U17 und U18 bilden die zukünftigen A-Jugend-Mannschaften.

- Für diejenigen Vereine, die unbedingt einen B-Jugend-Spielbetrieb (U17) auf Kreisebene beibehalten wollen, bietet der Verband eine Kreisliga an, welche auch den Aufsteiger in die Bezirksoberliga ausspielt.

- Die Strukturierung der anderen Altersklassen bleibt unverändert.

Wie sollen die Regelungen zur Gestaltung der Schnittstellen zwischen Kreis und Bezirk aussehen?

a) Qualifikation zur Bezirksoberliga der A-Jugend
Die beiden Kreisligameister der A-Junioren ermitteln mit ihren Jahrgängen U16, U17 und U18 den Kreismeister, welcher Aufstiegsrecht in die Bezirksoberliga hat. Bei Aufstiegsverzicht wird gemäß der Jugendordnung verfahren.

b) Qualifikation zur Bezirksoberliga der B-Jugend Die verbliebene U17-Kreisliga spielt den Kreismeister und somit den Aufsteiger in die B-Jugend-Bezirksoberliga aus. Der Absteiger aus der BOL würde in diese Kreisliga eingegliedert werden. Sollte für einen Spielbetrieb der U17-Kreisliga kein Interesse mehr bestehen, müsste man sich über ein Qualifikationsturnier interessierter Vereine Gedanken machen.


Wie sieht das weitere Vorgehen des BFV aus?

a) Vorstellung des gemeinsamen Vorschlags auf den Jugendtagungen Ende Februar bzw. Anfang März – nur in kurzen Worten (würde sonst die Tagungen zeitlich sprengen) – Verweis auf die Workshops.

b) Durchführung von Workshops mit interessierten Vereinsverantwortlichen - ein Termin je Landkreis von Mitte März bis Mitte April 2020.

c) Vorstellen des endgültigen Vorschlags an Vereine und Presse unmittelbar nach den Workshops.

d) Online-Abstimmung der Vereine Anfang Mai 2020; abstimmungsberechtigt sind alle Vereine Niederbayerns mit je einer Stimme (Zwei-Drittel-Mehrheit, Abstimmung nach Kreisen getrennt).

Dem Verband ist es wichtig zu kommunizieren, dass eine Lösung zusammen mit den Vereinen gefunden wird, nicht über deren Köpfe hinweg.

Was spricht gegen das angestrebte Projekt?

Vom U18-Kreismeister rückt kein Spieler in den Herrenbereich auf, da er in die U19-BOL aufsteigt. Beim Absteiger aus der U19-BOL kommen in einem Jahr zwei Jahrgänge in den Herrenbereich. Schwächere U19-Spieler kommen früher in den Herrenbereich als stärkere. Im Fall des Abstiegs aus der A-BOL verliert der Verein zwei Jahrgänge an den Herrenbereich.


Der BFV lässt diesbezüglich abschließend wissen:


"Dieses Projekt stellt lediglich einen Vorschlag unsererseits dar. Auf den Workshops, bei denen sich alle Vereine einbringen können, werden die genauen Weichen gestellt. Wir wissen sehr genau, dass vor allem Vereine auf dem Land diesbezüglich Unterstützung brauchen. Lasst es uns gemeinsam anpacken, damit wir zu einer guten Lösung für unseren Jugendfußball kommen."


Soll heißen: Jetzt sind die Vereine am Zug, sich über die Pläne intensiv Gedanken zu machen und in den Workshops ihre Vorschläge einzubringen. Findet sich keine breite Basis für eine Reform, kann es durchaus sein, dass es beim Status quo bleibt.

Aufrufe: 015.1.2020, 11:18 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor