2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
Benjamin Duda, Cheftrainer Berliner AK
Benjamin Duda, Cheftrainer Berliner AK – Foto: Mehmet „Dedepress“ Dedeoglu

Berliner AK: Der selbstgemachte, unsichtbare Druck

Berliner Regionalligist sorgt mit spektakulären Verpflichtungen und Spielern seit geraumer Zeit für viel Aufsehen – doch wie wirkt sich das sportlich auf die Mannschaft aus?

Mit großem Tam-Tam kündigte der Berliner AK die Pressekonferenz von Neuzugang Änis Ben-Hatira an. Der ehemalige Bundesligaspieler trägt seit zwei Wochen das Trikot des Regionalligisten und steht sinnbildlich für die Transferpolitik der Verantwortliche. Doch entsteht dadurch ein unsichtbarer Druck, der die sportliche Entwicklung der Mannschaft beeinflusst?

Die Reaktionen waren überwältigend. Auf den eigenen Kanälen, auf unserer Facebook-Seite, aber auch auf vielen anderen Seiten. Die Verpflichtung von Änis Ben-Hatira warf medial ein großes Licht auf den Berliner AK. Der ehemalige Bundesligaspieler (u.a. Hertha BSC oder Hamburger SV), der U21 Europameister, der ehemalige Nationalspieler, der international erfahrene Offensivspieler – ab sofort in die Regionalliga Nordost. Der Verein bekam von Außenstehenden viel Lob für die Verpflichtung, doch gleichzeitig steigt die Erwartungshaltung an die Moabiter. Heute um 15:00 soll Ben-Hatira mit einer groß angekündigten Pressekonferenz offiziell vorgestellt werden.

Schon die Verpflichtungen von Padis Fardjad-Azad und Tarek Chahed, die beide mit im Januar-Trainingslager in der Türkei weilten, aber auch noch nicht bei 100 prozentiger Fitness sind, waren ein Fingerzeig an die Konkurrenz. Während der Stürmer internationale Erfahrung aus dem Ausland mitbringt, wo er viele Jahre in Profiligen spielte, hat der Berliner Chahed beim 1.FC Magdeburg eine steile Entwicklung aus der Jugend bis hin in die 3.Liga genommen. Der Berliner AK rüstet sich. Ob für den (möglichen) Aufstieg oder andere Ziele bleibt an dieser Stelle mal dahingestellt. Doch die Konkurrenz ist gewarnt. Jedenfalls, was die Namen angeht. Denn sportlich, und das werden die kommenden Spiele erst zeigen, müssen die Neuzugänge erst einmal beweisen, dass sie die in der Hinrunde über weite Strecken super spielende und intakte Mannschaft weiterbringen.

Denn eines kann man nicht verleumden, die Mannschaft zeigte in der Hinrunde gute Leistungen. Ob Torhüter Pascal Kühn, die Außenverteidiger Ugur Tezel und Joel Richter, sowie die Innenverteidiger um Philipp Harant, Oliver Oschkenat und Fatih Baca, die sowohl der Abgang von Shawn Kauter, sowie die Verletzung von Chermaine Häusl vergessen ließen. Das „Dreiergespann“ im Mittelfeld, um Lukas Lämmel, Kapitän Phil Fontein und auch Laufwunder Rinato Yajima, sowie das Offensivduo mit dem „heimlichen Star“ Nader El-Jindaoui und Abu Bakarr-Karbo oder Michel Ullrich. Sie überzeugten durch Leistungen. Doch schon mit der Rückkehr des anfangs verletzten Ex-Profis Eroll Zejnullahu (1.FC Union Berlin), sowie die (Nach-)Verpflichtungen von Panzu De Angelo Ernesto (derzeit verletzt, Kwabenaboye Schulz, und Jurgen Gjasula (ebenfalls ehemaliger Profi, sogar mit Champions League Erfahrung) wurde hier der Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft deutlich verschärft. Andre Meyer stand vor vielen schwierigen Entscheidungen.

In der Rückrunde hingegen, zwei Spiele wurden bereits vor der kurzen Winterpause ausgetragen, stottert der Motor noch ein wenig. Mit nur sieben Zählern steht man hier im Mittelfeld. Neben den Spielen musste auch auf der wichtigsten Position neben dem Spielfeldrand neu gedacht werden. Nachdem der Wechsel von Meyer nach Halle bekannt wurde, konnten sich die Verantwortlichen die Dienste von Benjamin Duda sichern. Der junge, ambitionierte Trainer kommt aus Halberstadt, zuvor führte er den VfV Hildesheim aus der Oberliga Niedersachen in die Regionalliga Nord. Doch trotz der vielen Vorschusslorbeeren muss der 33-Jährige abliefern. Und das eigentlich sofort. Doch kann er aus vielen individuell guten Spielern eine Einheit formen?

Fest steht, egal in welche Liga, ein Fußballer möchte spielen. Fest steht aber auch, dass einige Fußballer immer größere Ansprüche haben. Oder auch andere (Verantwortliche, Trainer, Zuschauer, Medien) größere Ansprüche an die Spieler haben. So werden sich die drei Winterneuzugänge sicherlich nicht dauerhaft hintenanstellen, sie wollen spielen. Sie müssen (rein theoretisch) spielen. Dafür müssten aber andere Spieler wiederum ihren Platz in der Startelf hergeben. Doch wer tut das freiwillig? Niemand. Vor allem nicht, wenn es sportlich eigentlich gut lief.

21 Spieler, dazu verletzten Häusl, Ahmad Rhiem oder Michael Olczyk und etliche Jugendspieler (die Torhüter ausgenommen), stehen Duda für zehn Positionen zur Verfügung. Die Aufgabe für ihn wird nicht einfach. Nicht immer stehen Namen im Fußball auch für den Erfolg. Oder doch? Hat sich der Berliner AK, haben die Verantwortlichen sich mit den Verpflichtungen einen Gefallen getan? Oder wurde das Mannschaftsgefüge ins Wanken gebracht? Was sind die Spieler bereit für den Verein zu geben, ziehen alle an einem Strang oder wird schnell Unmut verbreitet? All die Fragen können nur die Spieler aus dem Platz beantworten. Der unsichtbare Druck ist auf jeden Fall vorhanden – daran wird man sich in den restlichen Spielen messen müssen.

Aufrufe: 08.2.2022, 14:22 Uhr
Marcel PetersAutor