2024-06-14T14:12:32.331Z

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Radau gab es beim SV Hagenbüchach nicht nur im Spiel gegen Eyüp Sultan, sondern auch zum Ende der Winterpause. (F.: Zink)
Radau gab es beim SV Hagenbüchach nicht nur im Spiel gegen Eyüp Sultan, sondern auch zum Ende der Winterpause. (F.: Zink)

Beben beim SV Hagenbüchach!

Den Spitzenreiter verlassen mit sofortiger Wirkung angeblich sechs seiner besten Spieler

Die Winterpause hält für den SV Hagenbüchach noch einen besonderen Schrecken parat: Zwei Wochen vor Start der Restrückrunde gaben sechs Spieler bekannt, ab sofort nicht mehr für den Kreisliga-Tabellenführer aufzulaufen. Unter ihnen: Torjäger Okcan Tekdemir, mit dem FuPa Mittelfranken sprechen konnte.

"Erst einmal: Ich bin dem Verein und der Vorstandschaft dankbar. Ich wurde gut aufgenommen hier, wurde toleriert und in den Verein integriert", sagt Okcan Tekdemir zum Auftakt. Der SV Hagenbüchach sei für ihn ein "schlafender Riese", für den er gern gespielt habe: "Wir waren ja auch sehr erfolgreich und haben den Umbruch geschafft".

Tatsächlich: Hagenbüchach ist aktuell Tabellenführer der Kreisliga Nürnberg/Fürth. Tekdemir ist bester Torschütze, in fast allen Bereichen ist der SV das dominierende Team der Liga und natürlich Aufstiegsfavorit Nummer eins. Doch das könnte sich jetzt ändern – zu schwer muss den Verein der plötzliche Abgang von fünf Leistungsträgern (und einem als Verstärkung angedachten Neuzugang) treffen.

Tekdemir hat das Gespräch gesucht, um seine Version der Geschichte darzustellen, bevor die andere Seite die Kontrolle an sich reißt, wie er durchblicken lässt; um am Ende nicht "wieder als Buhmann" dazustehen. Nachtreten will er aber auf keinen Fall. "Ich werde nichts Negatives äußern, über keine einzelne Person", sagt er und klingt dabei auch nicht wie jemand, der in Wut scheidet, sondern sich ruhig und vernünftig erklären will. Einen Satz allerdings formuliert er klar: "Wir werden definitiv ab sofort kein Spiel mehr für den SV Hagenbüchach absolvieren."

Wir, das sind laut Tekdemir: Miodrag Ivkovic, Davor Antolovic, Mario Mandic, Deniz Arici und Bojan Zagorcic – allesamt Spieler, um deren Verpflichtung sich Tekdemir, der selbst im Winter 2013 in Hagenbüchach anheuerte, selbst gekümmert habe. Gefragt nach den Gründen für den Bruch, bleibt der ehemalige Regionalligaspieler vage: "Es herrscht Ungerechtigkeit", sagt er nur, und: "Versprechungen wurden nicht gehalten, es gab unterschiedliche Vorstellungen von Erfolg." Wohl wurden innerhalb des Vereines auch Stimmen laut, die sich gegen zu viele auswärtige Spieler ausgesprochen hatten. Er fühle sich jetzt für die Jungs verantwortlich, sagt Tekdemir, schließlich habe er sie alle hergelotst.

Nirgends ein böses Wort

Auch Robert Rösch will kein schlechtes Wort über seinen Ex-Spieler verlieren. "Es war eine tolle Zeit, die wir gemeinsam erlebt haben. Um ihn und Miodrag Ivkovic haben wir eine starke Mannschaft geformt, die viel Freude gemacht hat", sagt der erste Vorstand aus Hagenbüchach, "ich habe jetzt nur den Eindruck, Okcan will zwei Schritte auf einmal machen." Keinesfalls um Finanzielles sei es gegangen, Tekdemir sei einfach ein ehrgeiziger Spieler, der zu viel wolle vom und beim SV Hagenbüchach: "Ich als Vorstand muss die Rahmenbedingungen beachten, muss alles gleichzeitig entwickeln, wir sind ein kleiner Verein." Unterschiedliche Vorstellungen über die künftigen sportlichen Ambitionen waren also der ausschlaggebende Punkt für die Trennung von Tekdemir, die anderen Spieler gingen aus einer Art Solidaritätsbekundung mit. "Definitiv kann ich nur den Abschied von Okcan bestätigen, aber bei den anderen wird das wohl auch stimmen", erklärt Rösch.

Warum allerdings kam es jetzt zu diesem plötzlichen Bruch? Warum haben der SV Hagenbüchach und Tekdemir nicht bis zum Saisonende weitergearbeitet und sich dann voneinander verabschiedet? "Da bin ich wirklich ratlos", sagt Rösch. Er erklärt, dass es Konfliktpotential im Training gegeben haben könnte. Es sei für Trainer Diem schwierig gewesen, den unterschiedlichen Niveaustufen innerhalb des Teams gerecht zu werden. "Der Trainer aber hat unsere volle Rückendeckung", betont Rösch.

Wie geht es weiter?

Wie geht es nun weiter, für sie alle? Jetzt, da die Wechselfrist verstrichen ist? "Wir werden uns bei unterschiedlichen Vereinen fit halten", betont Tekdemir. Er selbst will in der kommenden Saison wieder richtig angreifen, als Spielertrainer, wie er sagt; zwei, drei Gespräche habe er schon geführt. Aber das ist momentan zweitrangig. Wichtig ist: Das Kapitel Hagenbüchach ist für ihn beendet.

Und in Hagenbüchach? Rösch weiß, dass sich mit diesen Spielern möglicherweise auch die Aufstiegshoffnung aus Hagenbüchach verabschiedet: "Steigen wir nicht auf, raubt mir das auch nicht den Schlaf", sagt er darauf. Er hat Vertrauen in sein restliches Team: "Auch die restliche Mannschaft ist in der Zeit gereift. Ich bin mir sicher, dass wir in der Rückrunde mehr Spiele gewinnen als verlieren werden."

Aufrufe: 025.2.2014, 12:19 Uhr
Jan MauerAutor