Nach der Machtdemonstration auf dem Feld ging Maximiliane Rall im folgenden Interview überraschend behutsam mit Bayers Bundesliga-Fußballerinnen um. Die standen derweil mit hängenden Köpfen im Kreis und hatten sichtlich zu kämpfen mit dem Erlebten. Besonders betroffen blickte Torhüterin Anna Klink drein, die von ihren Vorderleuten im Stich gelassen worden war. Das 1:7 (0:5) beim FC Bayern hatte sichtlich Spuren hinterlassen – vor allem der erste Durchgang und dort die bittere Phase von der 5. bis zur 29. Minuten mit fünf (!) Gegentreffern.
Münchens Rall, die mit insgesamt je zwei Treffern und Vorlagen zu den stärksten Spielerinnen auf dem Feld gehörte, schonte den Gegner verbal. „Da war Leverkusen etwas überfordert“, untertrieb sie. Der zweite Teil des Satzes kam schon deutlich näher an die Realität: „Und das haben wir gnadenlos ausgenutzt“. Gästetrainer Achim Feifel wurde in seiner Spielanalyse deutlicher. „Das ging viel zu einfach. Wir hatten dem gedankenschnellen und temporeichen Spiel des Gegners gar nichts entgegenzusetzen. Das war in vielen Belangen zu wenig“, schimpfte er. Gründe dafür gebe es einige – vor allem aber individuelle Fehler und zahlreiche Spielerinnen, die Leistungen weit unter ihrer Normalform zeigten. Die Gründe dafür seien vielfältig. Manche Spielerinnen seien nach Länderspielreisen etwas überspielt, anderen seien nach Verletzung oder Pause noch nicht wieder im Wettkampfmodus angekommen.
Pauschal draufhauen möchte der Trainer jedoch bei aller Enttäuschung über die Teamleistung nicht. „Wir werden dieses Spiel genau analysieren und auch individuell aufarbeiten“, kündigte er an. Dabei wird es auch um die Frage gehen, wieso es nach der Pleite in Hoffenheim (ebenfalls 1:7) und der ansprechenden Leistung beim 0:1 gegen Frankfurt erneut zu einer solch herben Niederlage kommen konnte.
Gleich zwei Mal in kurzem Abstand so deutlich die eigenen Grenzen aufgezeigt zu bekommen, „schmerzt natürlich besonders“, betonte der Trainer. Die beiden enttäuschenden Duelle mit Spitzenteams und das vorangegangene 3:4 im Derby gegen Köln sind verantwortlich für 18 der bislang 22 Gegentore der Leverkusenerinnen, die in den übrigen sieben Partien leidglich vier Treffer des Gegners hinnehmen mussten.
Der Heimweg aus München zurück ins Rheinland fühlte sich angesichts der Enttäuschung für alle Beteiligten deutlich länger als gewöhnlich an. Aber einige kleine Lichtblicke hatten sie doch im Gepäck. Nach der 29. Minute gab es nur noch zwei weitere Gegentreffer. Das lag nicht nur an der Tatsache, dass es der FCB etwas geruhsamer angehen ließ, sondern auch an einer deutlich besseren Organisation der Leverkusenerinnen in der zweiten Halbzeit. Die nahmen sich Feifels Pausenansprache offenbar zu Herzen, in der der Trainer ans gesamte Team appellierte, sich am Riemen zu reißen, um nicht noch schlimmer unter die Räder zu kommen.
Und auch Amina Arfaoui zählte zu den erfreulichen Erscheinungen. Nach ihrer Einwechslung sorgte sie mit viel Engagement und Laufbereitschaft für eine deutliche Belebung des Leverkusener Spiels und belohnte sich mit dem Ehrentreffer in der 74. Minute, über den sie sich trotz der Niederlage mächtig freute.
Feifel muss nun den Spagat schaffen, einerseits die Niederlage ausreichend zu thematisieren und andererseits seinen Schützlingen wieder etwas mehr Vertrauen in die eigenen Qualitäten zu vermitteln – da der nächste Gegner Wolfsburg eine ähnliche Kragenweite wie Hoffenheim oder München hat.