2024-05-29T12:18:09.228Z

Spielvorbericht
Ein ungewöhnlicher Weg: Die TuS-Torhüter Johannes Melchior (links) und Timon Hammer entscheiden selbst, wer wann zum Einsatz kommt. Trainer Ali Cakici lässt den beiden weitgehend freie Hand.	Foto: hbz/Kristina Schäfer; Archivfoto: pa/Axel Schmitz
Ein ungewöhnlicher Weg: Die TuS-Torhüter Johannes Melchior (links) und Timon Hammer entscheiden selbst, wer wann zum Einsatz kommt. Trainer Ali Cakici lässt den beiden weitgehend freie Hand. Foto: hbz/Kristina Schäfer; Archivfoto: pa/Axel Schmitz

Aus eins mach' zwei

Bei der TuS Marienborn teilen sich Johannes Melchior und Timon Hammer die Torhüterposition – ohne Probleme

Marienborn. „Es ist vielleicht von außen schwer vorstellbar, aber es hat bisher immer sehr gut geklappt“, betont Johannes Melchior. „TuS Marienborn ist eben etwas spezieller“, grinst Timon Hammer. Beim Fußball-Verbandsligisten bekleiden gleich zwei Torhüter den Posten der Nummer eins. 16 Ligaspiele machte Hammer vorige Saison, die anderen 14 Melchior. Auch die beiden erfolgreichen Aufstiegsspiele teilte sich das Duo brüderlich, genauso wie die bisherigen Pflichtspiele der laufenden Runde. Und das Ungewöhnlichste an der Konstellation: Die Keeper dürfen auch noch selbst entscheiden, wer welches Spiel macht. Trainer Ali Cakici „lässt uns da weitgehend freie Hand“, sagt Melchior.

Schon in der E-Jugend zusammengespielt

Dass Hammer bisher alle seine Ligaspiele verlor und Melchior bei sämtlichen zehn Punkten die Hände mit im Spiel hatte, hat keinen Einfluss darauf, wer künftig zwischen den Pfosten steht. Das Prinzip der Rotation hat Cakici in der Bezirksliga eingeführt, als „Rookie“ Hammer Kapitän Ruben Ragg 15-mal vertrat – genau die Hälfte der Saison. 2017 bekam dann Melchior den Posten des Co-Stammkeepers. Seinen Chefcoach und dessen oft außergewöhnliche Herangehensweise kennt er aus seiner Zeit als U 19-Keeper bei Schott Mainz. „Mit Timon habe ich schon in der E-Jugend bei 1817 Mainz zusammengespielt“, sagt der 21-Jährige, „wir hatten über die Jahre immer Kontakt, waren zuletzt am Samstag wieder zusammen auf einer Party eingeladen.“

Ohne diese freundschaftliche Verbindung wäre ein solches Modell kaum vorstellbar. Als Melchior kürzlich zwei Wochen in Urlaub war, machte er vorher zwei Spiele am Stück, zum Ausgleich. Wenn der Mainzer Medizin-Student, der auch bei 1817 Tennistrainer ist und im Domchor singt, mal weniger Zeit hat oder Hammer bei seinem Studium im Hunsrück gefordert ist, ist auch eine Reduzierung des Trainings kein Thema. „Ali lässt uns alle Freiheiten, nimmt viel Rücksicht“, sagt Melchior, „keiner fühlt sich unter Druck gesetzt, man hat nie das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen.“ Aber fehlt dann nicht auch der Leistungsanreiz? Beide Keeper machten diese Saison schon ihre Fehler, spielen werden sie trotzdem immer wieder.

„Die Situation holt aus uns beiden alles raus. Der eine kann das besser, der andere das. Wir ziehen uns gegenseitig hoch“, sagt 1,80-Meter-Mann Hammer. „Am Anfang war ich skeptisch, dass der Kitzel fehlt“, gibt der 14 Zentimeter größer gewachsene Melchior zu, „aber es hat sich gezeigt, dass die Motivation mit dieser Situation überhaupt nicht zusammenhängt.“ Auch die Herangehensweise des Gegners spielt keine Rolle bei der Entscheidung, welcher Keeper spielt. Das Versprechen, dass die Keeper selbst entscheiden, gilt, wie Cakici betont. „Bei der Mannschaft kommt das gut an“, sagt Hammer. Als sein Wechsel vom SVW zur Marienborner U 19 fix war, wurde er direkt zur Aufstiegsfeier seiner künftigen Kollegen eingeladen. „Da habe ich gesehen, wie der Verein läuft“, erzählt der 20-Jährige.

Einmal die Woche gibt es spezielles Torwarttraining mit Jens Strußenberg. Bei den vielen Spielformen machen beide Keeper im Feld mit, nur bei Trainingsspielen ziehen sie sonst die Handschuhe an. „Die Prämisse ist, alles kurz und spielerisch von hinten raus zu lösen“, sagt Melchior, „das stößt hier und da auf Unverständnis und ist auch risikobehaftet.“ Fehler sind dann und wann die Folge. „Aber oft geht es gut, und dann bauen wir unsere Angriffe auch gut auf“, sagt Hammer. Als hätten sie sich abgesprochen.



Am Sonntag in Speyer gefordert

„Einen Dreier in Speyer“ wünscht sich Ali Cakici beim Gastspiel am Sonntag (15-30 Uhr). Der heimische FC ist „eine Mannschaft, die ihre Förderung – auch finanziell – erfahren hat und immer oben mithusten kann“, sagt der TuS-Trainer. Dennis Ritz und Matteo Trapp fehlen, Lukas Harden und Tarek Schwiderski mussten mit dem Training aussetzen.

Aufrufe: 012.10.2018, 09:00 Uhr
Torben SchröderAutor