2024-06-04T08:56:08.599Z

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Verlässt den Kreis der Murnauer Drachen: Tim Schmid würde zuvor aber gerne noch aufsteigen.
Verlässt den Kreis der Murnauer Drachen: Tim Schmid würde zuvor aber gerne noch aufsteigen. – Foto: Andreas Mayr

Aufstieg als Abschiedsgeschenk? Tim Schmid verlässt den TSV Murnau zum Saisonende

Der Familie wegen

Michael Adelwart gilt als großer Geheimniswahrer. Schweigsam und diskret wie die Bank von England. Seit Wochen schon weiß er vom Abschied seines Trainers zum Saisonende.

Murnau – Doch verkünden wollten es die beiden erst nach den Spitzenspielen der Murnauer Fußballer. Nicht einmal sein eigener Sohn Basti erfuhr von Tim Schmids Entschluss. „Von ihm hab’ ich mir was anhören dürfen“, verrät der TSV-Abteilungsleiter. Denn Schmid hat sich über die Jahre viel Kredit aufgebaut, gerade bei den jungen Kickern, die er teilweise schon aus gemeinsamen B-Jugend-Tagen kennt. Anhand der Reaktionen in der Kabine habe man gemerkt, dass der Peitinger einige Bindungen aufgebaut hat, sagt Adelwart. „Es war sehr emotional.“

Hinter Schmids Abgang verbergen sich ausschließlich private Motive. Im August erwartet seine Frau das zweite Kind. Mit einem 40-Stunden-Job sowie zwei kleinen Sprösslingen „kann ich nicht auf allen Hochzeiten tanzen“, erklärt der Coach. „Das haben die Jungs nicht verdient, und die Familie schon gar nicht.“

„Ich kann mir in Zukunft alles vorstellen“ - Tim Schmid soll Verein erhalten bleiben

Ganz ähnlich gestaltet sich die Lage bei Co-Trainer Stefan Schwinghammer junior, der gerade mächtig eingespannt ist mit Hausbau, Firmen-Neubau und sonstigen privaten Angelegenheiten. Solche Leute „will man nicht verlieren“, betont Adelwart. Deshalb sucht er schon für beide nach Posten innerhalb des Klubs, die weniger Zeit binden. „Ich kann mir in Zukunft alles vorstellen“, sagt Schmid dazu. Vom Kleinfeldbereich bis zu den Senioren – nichts schließt er aus.

Die beiden Trainer haben in Murnau ein Pensum vorgelegt, das bis hoch zur Landesliga seinesgleichen sucht. Minimum drei Einheiten pro Woche boten sie das ganze Jahr über an, dazu ein Spiel am Wochenende und Behandlungen beim Physio für angeschlagene Fußballer. „Wir haben echt was vorangebracht“, sagt Schmid über seine drei Jahre beim TSV. Am meisten erfreut er sich an der Qualität und Intensität in den Einheiten. „So habe ich mir das immer gewünscht.“

Relegationsduell gegen Heimatverein bahnt sich an

Schmid übernahm die Mannschaft in einer Zeit, in der der Job als unattraktiv galt. Gerade war Murnau knapp dem Abstieg entronnen. Im Gegensatz zu anderen Kandidaten hat Schmid keinerlei Forderungen gestellt, sondern selbst ein Programm zur Erneuerung vorgelegt, erzählt Adelwart. Stets setzte er dabei auf die menschliche Komponente, auf Werte wie Teamfähigkeit und Zuverlässigkeit. Rückblickend sagt Schmid aber auch: „Vielleicht hätte ich in der Anfangszeit weniger Kompromisse eingehen müssen.“

In der nun letzten Saison erntet Schmid nun offenbar den Ertrag seines bedingungslosen Jugendkurses. Der schönste Moment seiner Zeit „kommt hoffentlich noch“, sagt der Coach und spielt damit auf den Aufstieg an. Derzeit bahnt sich ein Relegationsduell mit seinem Heimatverein TSV Peiting an. „Das hätte ich gerne vermieden. Am liebsten wäre es mir, wenn beide direkt aufgestiegen wären. Aber es ist kein Wunschkonzert.“ Schmid stellt aber auch klar: Sein Entschluss fiel unabhängig vom sportlichen Ausgang.

Michael Adelwart
ist Spartenchef beim TSV.
Michael Adelwart ist Spartenchef beim TSV. – Foto: Andreas Mayr

Einen Nachfolger, der ähnlich tickt, wünscht sich derweil Adelwart. Mit einem Kandidaten stehen die letzten Verhandlungsschritte bevor. Womöglich erfährt die Mannschaft schon nächste Woche vom neuen Mann an der Seitenlinie. Bekannt ist bislang nur, dass Schmids Nachfolger von außerhalb kommt. Um ihn herum bildet der TSV ein neues Trainerteam – mit einem alten Bekannten, der Brücke sozusagen in die alte Zeit. Ludwig Molle, mittlerweile 77 Jahre alt, bleibt als Mann für alle Fälle im Coachingstab.

Aufrufe: 012.5.2022, 07:06 Uhr
Andreas MayrAutor