2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait

Auf ein Bier mit dem Bolzplatz-Freund

Mit sechs Jahren kickte Raphael Börner gemeinsam mit André Gottschalk auf dem damals neu gebauten Kunstrasenplatz in ihrer Heimatstadt Eisfeld.

„Er war sieben Jahre älter als ich. Schon verrückt, dass sich so ein cooler Junge mit einem Kind wie mir abgegeben hat“, erinnert sich Raphael an seine ersten Begegnungen mit dem heutigen Vollblutstürmer des 1. FC Sonneberg 2004.

Am letzten Wochenende trafen sich beide Spieler auf dem Sonneberger Kunstrasen wieder. Raphael Börner führte die BSG Wismut Gera als Kapitän auf das Feld, André Gottschalk wollte seine beeindruckende Treffer-Bilanz ausbauen. Denn der Angreifer der Spielzeugstädter traf bis zu dieser Partie in jedem Ligaspiel mindestens einmal. Am letzten Wochenende riss diese Serie genauso wie die Serie ungeschlagener Spiele für die Röhr-Elf. Fünf Mal in Folge blieben die Südthüringer davor ungeschlagen und spielten sich damit auf Ligaplatz Vier vor. Gegen den Spitzenreiter aus Ostthüringen setzte es nun die dritte Saisonniederlage. Dabei konnten sich die Gastgeber nach 0:2-Rückstand zurück kämpfen, ehe Wismut mit zwei späten Toren den eigenen Mini-Negativlauf stoppte und mit 4:2 als Sieger vom Feld ging. Das Bierchen danach gönnten sich die beiden gebürtigen Eisfelder André Gottschalk und Raphael Börner aber wie verabredet (siehe Foto).

Der fußballerische Weg der beiden Südthüringer Kicker hätte nicht unterschiedlicher sein können. Während sich Gottschalk in der heimischen Umgebung zu einem Vollblutstürmer bei Vereinen aus der Region (SV 03 Eisfeld, SV 08 Steinach, 1. FC Sonneberg 2004) reifte, nahm Raphael Börner schon frühzeitig eine Abbiegung in Richtung Leistungsfußball. Mit 13 Jahren verschlug es den heute 24-Jährigen ins Nachwuchsleistungszentrum des FC Rot-Weiß Erfurt, während André Gottschalk erste Spiele im Männerbereich des SV 03 Eisfeld - gemeinsam mit Raphaels Vater - absolvierte.

Raphael hingegen träumte damals vom Profifußball. „Ich hatte ein Angebot aus Erfurt und Jena vorliegen. Aber ich war eher rot-weiß angehaucht und außerdem kam die Zusage von RWE eine Woche vor der aus Jena“, erinnert sich der heutige Kapitän der BSG Wismut Gera. Für Raphael ging es von Erfurt wenig später weiter zum FC Erzgebirge Aue. „Die Männermannschaft spielte damals schon in der 2. Bundesliga und das Konzept und die Perspektive waren lukrativ“, erinnert sich der Eisfelder, der sich im defensiven Mittelfeld oder in der Außenverteidigung zu Hause fühlt. Nach zwei Jahren im Erzgebirge stand für den Abiturienten die Berufswahl an. „Ich musste damals erkennen, dass mein Talent nicht für die 2. Bundesliga oder 3. Liga reicht. Ich wollte unbedingt studieren, was im ländlichen Raum nicht möglich war“, beschreibt er seinen Weg zum FSV Zwickau. Die Männermannschaft der Westsachsen schaffte zu jener Zeit den Sprung in die 3. Liga und Raphael hatte wieder eine sportliche Perspektive. „Ich hatte einen Studienplatz und eine Wohnung. Es hat alles gut gepasst. Leider hat sich dann die zweite Mannschaft aufgelöst als ich den Männerbereich kam“, so der 24-Jährige weiter.

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Nach einem zweimonatigen Intermezzo in der Sachsenliga beim Reichenbacher FC klopfte dann Wismut Gera bei Raphael an. „Ich hatte die Chance Oberliga bei einem Traditionsverein zu spielen“, erinnert er sich und sah das Angebot damals als Vertrauensvorschuss an. „Ich hatte ein halbes Jahr mit vielen Krankenhaus-Aufenthalten hinter mir. Mich hatte es gesundheitlich in einem wichtigen Fußballalter sehr getroffen“, blickt er auf die schwerste Zeit seiner jungen Laufbahn zurück. Seit nunmehr fünf Jahren kickt er mittlerweile am Geraer Steg und ist seit dieser Saison Kapitän der Wismut. Nach dem Geraer Abstieg bzw. Sonnebergs Aufstieg in die Thüringenliga intensivierte sich auch wieder der Kontakt zu seinem Bolzplatz-Freund André Gottschalk. Am letzten Wochenende kehrte Raphael erneut in die Heimat zurück. Sonst macht er das rein aus familiären Gründen, wenn Familienfeste anstehen. Denn Geburtstage der Großeltern sind Pflichttermine. Zur Pflicht wurde nun auch das Bier nach dem Spiel in Sonneberg mit André Gottschalk.

Der 31-Jährige Gottschalk wird ab dem kommenden Wochenende mit dem Spiel gegen SCHOTT Jena alles dran setzen, eine neue Treffer-Serie zu starten." Mein Ziel bleibt ein Tor pro Spiel. Dann halte ich meine Quote auf Landesebene“, so Gottschalk. Bei dieser Rechnung stünden am Saisonende mindestens 32 Treffer auf seinem Konto. In diesem Fall würde wohl die Torjägerkanone winken. Aber ist das überhaupt sein persönliches Ziel? „Wenn einer besser ist, wäre das nicht schlimm“, setzt er sich aber nicht unter Druck. Mit seinem Sandkastenfreund Christopher Hopf - auch ein gebürtiger Eisfelder - an der Seite und Spielern wie Hannes Schreck und Danny Marr im Rücken, klappt das aktuell sehr gut. Zudem haben sich seine Aufgaben auf dem Platz etwas geändert. Denn Gottschalk verrichtet aktuell mehr Defensivaufgaben als ihm eigentlich lieb ist. Doch für den Erfolg tut man ja bekanntlich vieles.

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Jenen Erfolg will sein Eisfelder Kumpel Raphael am Saisonende mit der BSG Wismut feiern und den Traditionsverein zurück in die Oberliga führen. Dann würden zwar beide Spieler zukünftig auf das Bier nach gemeinsamen Spielen verzichten müssen, der Kontakt bliebe aber sicher bestehen...

Aufrufe: 010.11.2021, 18:30 Uhr
André HofmannAutor