2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
– Foto: Thies Meyer

Auf der anderen Seite der Lahn

KLA & KLB WETZLAR: +++ Fußball-Trainer Ulf Lehne sucht bei der SG Niederbiel eine neue Herausforderung +++

Solms-Albshausen. Es gibt sie immer wieder: Transfers im Fußball, die für Furore sorgen. Andreas Möller ist ein Beispiel, der von Borussia Dortmund ausgerechnet zum FC Schalke 04 wechselte. Oder Luis Figo, den nichts mehr in Barcelona hielt. Ihn zog es ausgerechnet zu Real Madrid. Bei den Amateuren herrscht ohne Zweifel auch eine gesunde Rivalität, aber es hält sich dennoch in Grenzen. Und so darf es sich auch Ulf Lehne leisten, zu sagen, dass er auf der anderen Seite der Lahn eine neue Herausforderung sucht.

Der 55-Jährige ist aktuell noch Trainer beim TSV Albshausen in der B-Liga. Ab Sommer steigt er aber bei der SG Niederbiel, die eine Klasse höher spielt, ein. Doch gibt es deswegen böses Blut? Fehlanzeige! „Ich habe schon im Herbst den Verein informiert, dass ich nach der Runde nicht mehr weitermache. Meine Spieler brauchen mal einen anderen Trainer, der neue Impulse setzt. Nur so können sie sich entwickeln“, sagt Ulf Lehne. Seine Worte klingen klar und überlegt. Es ist rauszuhören: Der TSV Albshausen liegt ihm am Herzen.

Kein Wunder, trainierte er den Club gleich mehrfach. Einst führte er als Spielertrainer die Solmser sogar bis in die Bezirksoberliga, der heutigen Gruppenliga. Da kann es fast schon nicht mehr überraschen, dass Lehnes Nachfolger in Albshausen, Werner Ulzenheimer, bereits das Training besucht hat und mit dem aktuellen Amtsinhaber im regen Austausch ist. „Das finde ich super und war für mich überhaupt kein Problem. Die Jungs sollen schließlich Erfolg haben“, begründet der Pensionär die ungewöhnliche Maßnahme.

Nun endet das Kapitel für den 55-Jährigen vorerst. Dem TSV Albshausen teilte Lehne zudem mit, dass es durchaus sein kann, dass er noch einmal eine andere Mannschaft übernimmt. Die SG Niederbiel erhielt schließlich den Zuschlag. Wie es im Fußball eben doch so oft der Fall ist, ging plötzlich alles ganz schnell. „Ich musste nicht lange überlegen. Ich kenne das Umfeld in Niederbiel und freue mich auf die Aufgabe.“

Zumal er den kurzen Weg von seinem Heimatort zur SGN nicht alleine antritt. Auch sein Sohn Björn wechselt von Albshausen nach Niederbiel. Doch auch hier verbietet es sich, etwas Böses dabei zu denken. Denn der Sprössling kehrte erst im Winter vom TuS Naunheim zum TSV zurück. Von Anfang an war klar, dass er dort nur aushilft und ab der nächsten Spielzeit wieder höherklassig angreifen will. Die Gelegenheit dazu bietet ihm die SG Niederbiel.

Die Mannschaft hat die Hilfe der Lehnes jedenfalls nötig. 58 Gegentore kassierte der Kreisoberliga-Absteiger vor der Corona-Pause. Mit Rang zehn darf in Niederbiel keiner zufrieden sein. „Hinten sind sie etwas wackelig. Da müssen wir die richtige Balance finden“, betont Ulf Lehne. Da kann die Unterstützung des Sohnes, der als Defensivspezialist bekannt ist, goldwert sein. Der Vater hat übrigens noch einen weiteren Junior. Sven Lehne hütet das Tor beim Gruppenligisten FC Burgsolms. Doch der Papa winkt mit einem Lachen im Gesicht ab: „Er fühlt sich dort wohl. Sven ist kein Thema bei uns.“

Ein wichtiges Thema wird es dagegen für den bekennenden Fan des Hamburger SV sein, die SGN wieder in die Erfolgsspur zu bringen. „Im Angriff sind wir gut besetzt“, verweist der 55-Jährige auf die beiden Stürmer Marvin Jackwerth und Julius Bloh und fügt an: „Wir haben eine gute Mischung im Team. Wenn wir es schaffen, dass die erfahrenen Spieler die jungen mitziehen, halte ich eine Platzierung unter den besten fünf Mannschaften für möglich.“

Zunächst gilt es aber, den TSV Albshausen zum Klassenerhalt zu führen. Die Chancen stehen gut. Aus den letzten beiden Spielen holten die Solmser vier Punkte und verließen die Abstiegszone. Endlich hatte Ulf Lehne wieder sein Stammpersonal zur Verfügung. Das war in der Vorrunde nicht immer so. Eine weitere Saison in der B-Liga ist durchaus realistisch – wenn die Spielzeit überhaupt weitergeht. Aufgrund der Corona-Pandemie ist Ulf Lehne eher skeptisch: „Sofern die Tests nicht der Bevölkerung weggenommen werden, kann ich mir eine Fortsetzung der 1. und 2. Bundesliga vorstellen. Das würde auch ein Stück weit Normalität bedeuten. Im Amateurfußball ohne Körperkontakt glaube ich nicht, dass dies ohne einen nötigen Impfstoff möglich ist. Der Schutz steht an erster Stelle. Die Regierung macht einen sehr guten Job. Ich bin jedenfalls für die vorsichtigere Variante“, sagt der ehemalige Torhüter, der selbst Risikopatient ist.

Die unfreiwillige Pause nutzt er daher, um ausgiebig in der Natur unterwegs zu sein. Was ihm dabei auffällt: Die Fußballplätze im Kreis Wetzlar sind in einem hervorragenden Zustand. Das gilt für Albshausen, aber auch auf der anderen Seite der Lahn. In Niederbiel. Dort, wo auf Ulf Lehne eine neue Herausforderung wartet.



Zur Person

Ulf Lehne wohnt seit 1985 in Albshausen- Unter anderem für die A-Jugend des VfB 1900 Gießen, den FSV Braunfels und den TSV Allendorf/Lahn als Torhüter am Ball, führte er Anfang der 90er Jahre den TSV Albshausen als Spielertrainer bis in die heutige Gruppenliga. Außerdem trainierte der Fan des Hamburger SV die SG Reiskirchen/Niederwetz und den TSV Allendorf/Lahn. Beim TSV Albshausen ist der Übungsleiter mit Unterbrechung in seiner 13. Saison, ab Sommer übernimmt der 55-Jährige die SG Niederbiel. Seine Freizeit verbringt der Pensionär gerne mit Familie und Freunden, geht auf Reisen oder kümmert sich um seine Fitness. (tis)

Aufrufe: 05.5.2020, 17:05 Uhr
Tim Straßheim (WNZ)Autor