2024-05-02T16:12:49.858Z

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Mittlerweile verdient Andreas Görlitz (Mitte) mit seiner Band „Whale City“ sein Geld. Neben dem Rotter, der singt und Gitarre spielt, gehören Michael Eichele (links) und Juri Jangl zur Band. Felix Pitscheneder
Mittlerweile verdient Andreas Görlitz (Mitte) mit seiner Band „Whale City“ sein Geld. Neben dem Rotter, der singt und Gitarre spielt, gehören Michael Eichele (links) und Juri Jangl zur Band. Felix Pitscheneder

Andreas Görlitz zum Bundesligastart: „Es fehlt der letzte Kick“

2012 musste der FC Ingolstadt in Dresden vor leerer Tribüne spielen. Mittendrin: Andreas Görlitz. Im Interview spricht der Rotter über die Stimmung damals, den Bundesligastart und seinen neuen Song.

Rott – Erst Fußballprofi, dann Musiker: Der Rotter Andreas Görlitz hat in seinem Lebenslauf gleich zwei Berufe vorzuweisen, von denen viele Kinder träumen. Der 38-Jährige stand unter anderem für den TSV 1860 München, den FC Bayern München und den FC Ingolstadt auf dem Platz. Mittlerweile lebt er mit seiner Band „Whale City“ von der Musik. Görlitz wohnt in Rott, ist verheiratet und hat eine fast zwei Jahre alte Tochter. Im Interview spricht er über den Start der Bundesliga, Geisterspiele und seinen neuen Song, der ganz zufällig bestens in diese Zeit passt.

Hallo Herr Görlitz, an diesem Wochenende startet wieder die Bundesliga. Wie finden Sie das als ehemaliger Profi?

(lacht) Wenn Sie es mir nicht gesagt hätten, hätte ich das nicht mal mitbekommen. Ich verfolge die Bundesliga nicht mehr wirklich. Solange es einher geht mit Lockerungen für den Rest der Bevölkerung finde ich es aber okay, wenn gespielt wird. Letztendlich müssen Experten entscheiden, ob es sinnvoll und vertretbar ist. Ich bin keiner.

Zuschauer dürfen nicht ins Stadion. Sie haben mit dem FC Ingolstadt ein Geisterspiel in Dresden erlebt. Wie fühlt es sich an, vor leeren Rängen aufzulaufen?

Ein bisschen wie ein Vorbereitungsspiel. Wobei selbst dort dann mehr Zuschauer sind. Man hört plötzlich jedes Wort vom Trainer. Es fehlt der letzte Kick, die letzten Emotionen.

Wirkt sich das auf die Leistung aus?

Es ist natürlich jedem Profi bewusst, dass trotzdem viele Menschen vor den Bildschirmen zuschauen – je nach Partie Tausende bis Millionen. Die Anspannung ist also trotzdem da, man will alles geben. Aber klar, die letzten paar Prozent Nervenkitzel fehlen einfach.

Würden Sie sich ein solches Geisterspiel im Fernsehen anschauen?

Ich schaue grundsätzlich wenig Fußball. Nur ab und zu mal ein Spiel des FC Bayern. Mich betrifft das also nicht wirklich. Aber wenn’s mich interessieren würde, würde ich mir ein Geisterspiel natürlich im Fernsehen anschauen. Immerhin ist man durch die Kameraeinstellungen auch sehr nah dran.

Sie haben beim TSV Rott mit dem Fußballspielen begonnen. Wie ist der Kontakt zum Verein?

Direkt zum Verein habe ich kaum Kontakt. Aber ich kenne einige, die dort spielen. Neben unserem Probenraum ist auch ein Partyraum. Dort treffen sich viele Rotter – also normalerweise. Derzeit natürlich nicht.

Sie konnten sich wegen des Coronavirus auch mit Ihrer Band „Whale City“ einige Zeit nicht treffen.

Ja, wir haben uns lange nicht gesehen. Wir waren aber täglich über Skype in Kontakt und haben so an unserer Musik gearbeitet. Mittlerweile haben wir uns schon wieder getroffen, um ein Video für unseren neuen Song, den wir am 29. Mai veröffentlichen, zu produzieren.

Was ist das für ein Song?

Er heißt „Someone Else’s Eyes“. Und er dreht sich darum, dass vieles einfacher wäre, wenn man es aus den Augen von anderen betrachten könnte. Dann könnte man verstehen, wie andere etwas sehen, ihre Handlungen besser nachvollziehen. Und sich in sie hineinversetzen. Er passt perfekt in diese Zeit.

Haben Sie ihn wegen des Coronavirus geschrieben?

Nein, er ist einer von mehreren Songs, die wir in der Schublade haben und nun nach und nach veröffentlichen wollen. Wir wollten mit dem Song ganz allgemein dazu anregen, viel öfter den Blickwinkel zu verändern. Weil man dann relativ schnell erkennt, dass die eigenen Probleme im Vergleich zu den Problemen anderer häufig sehr klein sind und man mit Verständnis füreinander in unserer Welt viel bewegen kann. Nach den ersten Wochen der Corona-Krise und den damit einhergehenden Einschränkungen der persönlichen Freiheit hatten wir jedoch das Gefühl: Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt für diese Message.

Auf der Bühne werden sie das Lied noch eine Weile nicht spielen können.

Die Situation ist für uns Musiker schwierig. Es wurden einige Auftritte abgesagt. Außerdem hatten wir noch Anfragen bei Veranstaltern laufen, die haben sich wohl jetzt erledigt. Unsere Tour für den Herbst haben wir selbst abgesagt. Wir glauben nicht, dass es heuer noch größere Veranstaltungen geben wird.

Ist es ein Vorteil für einen Musiker, ehemaliger Fußball-Profi zu sein?

(Schmunzelt) Naja, das würde ich nicht sagen. Es gab ja schon ein paar Fußballer, die Musik gemacht haben. Und das ist nun etwas mit Vorurteilen behaftet. Ich mag es deshalb, wenn wir auch außerhalb Deutschlands spielen, zum Beispiel in Wien. Da ist das Feedback ehrlicher. Es ist spannend, wie die Menschen auf uns reagieren, wenn sie nur unsere Musik kennen.

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Aufrufe: 016.5.2020, 12:00 Uhr
Schongauer Nachrichten / Katrin KleinschmidtAutor