2024-06-03T07:54:05.519Z

FuPa Portrait

An der Konsole ist er so gut wie Messi

Konstantinos Gemitzoglou zählt zu den besten E-Sportlern des Landes. Jetzt qualifizierte er sich mit Griechenland für die EM-Endrunde in London. Der offiziell von der UEFA veranstaltete Wettbewerb kann für den 34-Jährigen ein Karriere-Sprungbrett sein.

Durchschnittlich fünf Stunden am Tag sitzt Konstantinos Gemitzoglou vor der Spielkonsole. Für den 34-Jährigen ist die virtuelle Welt nicht bloß ein Zeitvertreib. Er trainiert. Kosta, wie ihn seine Freunde nennen, zählt zu den talentiertesten E-Sportlern des Landes. Die Fußballsimulation „Pro Evolution Soccer“ (PES) verhalf dem Haller zu großer Bekanntheit in der Szene. Sein Talent bringt ihn jetzt sogar nach London. In der englischen Hauptstadt kämpft Kosta um den EM-Titel – und um viel Preisgeld.

Seit Anfang März läuft die Qualifikation für das Turnier, das der europäische Fußballverband UEFA ganz offiziell organisiert. Insgesamt 55 Nationen streiten sich um die 16 Finalplätze. Kosta, der virtuell für sein Heimatland Griechenland spielt, hat das Ticket für die Endrunde schon jetzt gelöst. Ohne Punktverlust marschierten seine Griechen durch die Quali-Runde. Welche anderen Spieler und Nationen sich dem gebürtigen Wiedenbrücker am 10. und 11. Juli in London nun in den Weg stellen, weiß er heute noch nicht. Die UEFA lost die Finalgruppen erst noch aus. Vorher spielen die zehn Gruppenzweiten der Qualifikation am 4. und 11. Mai sechs weitere London-Teilnehmer aus.

Ursprünglich planten die UEFA-Funktionäre das Finale der virtuellen Europameisterschaft zeitgleich mit dem der realen Fußball-EM auszutragen. Weil diese wegen der Corona-Pandemie aber um ein Jahr verschoben wird, mussten sie sich von diesem Vorhaben verabschieden. Ob das elektronische Event wie angedacht stattfinden kann oder ebenfalls an einem anderen Termin ausgetragen werden muss, ist wegen des Virus auch mehr als ungewiss.

Kosta selbst geht davon aus, dass das Finalturnier in London „verschoben wird“, wie er sagt. Vorgenommen hat er sich trotzdem einiges. Logisch: Sobald er dort das Viertelfinale erreicht, zahlt sich die Teilnahme auch finanziell aus. Insgesamt 100.000 US-Dollar Preisgeld lobt die UEFA aus. Allein der Sieger erhält davon 40.000 Dollar.


Bei der DM landete er 2019 auf dem dritten Platz

Kosta müsste sich das Geld teilen. Neben ihm spielt in Dimitis Kefalidis ein zweiter E-Sportler für Griechenland. Gesehen haben sich die beiden bislang noch nie. Kefalidis lebt in Athen. Kontakt besteht hauptsächlich über das Headset. Das Duo überstand Anfang des Jahres mehrere Qualifikationsrunden, ehe feststand, dass es den griechischen Verband bei der virtuellen Europameisterschaft vertreten darf.

Erst seit rund eineinhalb Jahren ist Kosta professioneller E-Sportler. Bei den deutschen Meisterschaften landete er voriges Jahr auf dem dritten Platz. Während die meisten anderen in der Branche „FIFA 20“ spielen und damit viel Geld verdienen, setzt Kosta auf den Konkurrenten PES. Das Spiel gehört zwar derzeit noch nicht zu den lukrativsten der Szene, Bundesligisten wie Rekordmeister Bayern München oder Schalke 04 unterhalten trotzdem ihre eigenen Teams, die in der „eFootball.Pro League“ gegeneinander antreten.

Schon als die Bayern im Dezember ihre Mannschaft gründeten, schielte der Haller auf ein Engagement. Damals verpflichtete der Club allerdings drei Spanier. Mit guten Leistungen bei der EM im Sommer will sich Kosta endgültig in den Fokus der Profiteams spielen. „Mein Ziel ist es, mit dem E-Sport Geld zu verdienen“, sagt er. Das Zocken an der Konsole ist für den hauptberuflichen Industriemechaniker nicht weniger anstrengend als das Spiel mit dem echten Ball.


„Nach wichtigen Partien bin ich mental platt“

„Nach wichtigen Partien bin ich manchmal am nächsten Tag noch mental platt“, sagt Kosta. Er weiß, wovon er spricht. Als Jugendlicher galt er als großes Talent, absolvierte sogar ein Probetraining bei Panathinaikos Athen. Die Griechen entschieden sich damals zwar gegen eine Verpflichtung, Kosta blieb dem Fußball aber treu. In Wiedenbrück und bei Viktoria Rietberg sammelte er höherklassige Erfahrung. Mittlerweile arbeitet er beim Gütersloher A-Ligisten Aramäer Rheda-Wiedenbrück als Trainer. Auch in Bielefeld beim GSV Cosmos stand er schon an der Seitenlinie.

Aufrufe: 07.4.2020, 08:00 Uhr
Dennis BleckAutor