2024-05-02T16:12:49.858Z

eSports
Symbolbild: Statt mit vielen anderen zusammen kämpfte Konstantinos Gemitzoglou allein im eigenen Wohnzimmer um den EM-Titel an der Spielkonsole.
Symbolbild: Statt mit vielen anderen zusammen kämpfte Konstantinos Gemitzoglou allein im eigenen Wohnzimmer um den EM-Titel an der Spielkonsole. – Foto: picture alliance / augenklick / firo Sportphoto

Frühes Aus für E-Sportler Konstantinos Gemitzoglou

34-jähriger Gamer sollte das vorige Wochenende eigentlich in London verbringen. In Englands Hauptstadt wollte der Haller um den EM-Titel an der Spielkonsole kämpfen. Das Coronavirus durchkreuzte die Pläne. Das Turnier fand trotzdem statt – nur anders.

In Konstantinos Gemitzoglou Stimme schwingt noch die Enttäuschung mit, wenn er über die vergangenen Wochen und Monate spricht. Schließlich hatte sich Kosta, wie ihn seine Freunde nennen, die Zeit ganz anders vorgestellt. Der Haller, der zu den talentiertesten Konsolen-Spielern des Landes zählt, hatte sich für die virtuelle Europameisterschaft qualifiziert. Das Event, das die UEFA ganz offiziell ausrichtet, sollte eigentlich Anfang Juli in London steigen. Kosta freute sich auf ein paar Tage in Englands Hauptstadt. Auf packende Duelle mit Europas besten E-Sportlern. Und auf das Finale der Fußball-EM, das am selben Wochenende im Wembley-Stadium stattfinden sollte. Doch das Coronavirus durchkreuzte seine Pläne.

Aus Anfang Juli wurde plötzlich Ende Mai. Und aus London wurde Halle. Der Veranstalter verschob das elektronische Event und änderte die Rahmenbedingungen. Statt mit vielen anderen Spielern zusammen saß Kosta im heimischen Wohnzimmer nun allein vor seiner Konsole. Die Wettkämpfe fanden ausschließlich im Internet statt. „Das ist alles sehr unglücklich gelaufen“, sagt Kosta nun – auch aus sportlicher Sicht.

Denn nach einer 2:3-Niederlage gegen Frankreich und einer 1:2-Pleite gegen Israel war für Griechenland das Turnier schon nach der Vorrunde beendet. Der 34-Jährige hatte sich mit seinem Partner Dimitris Kefalidis durch viele Qualifikationsrunden gekämpft, um sein Heimatland bei der virtuellen EM vertreten zu dürfen. Dabei ging es nicht nur um Prestige, sondern um viel Preisgeld. Schon die Teilnahme am Viertelfinale hätte sich finanziell ausgezahlt. Allein der spätere Sieger Italien gewann 40.000 US-Dollar. Ob diese Chance wiederkommt? Kosta weiß es nicht. Aber er arbeitet weiter hart dafür.

Der hauptberufliche Industriemechaniker ist erst seit rund eineinhalb Jahren professioneller E-Sportler. Bei den deutschen Meisterschaften landete er im vorigen Jahr auf Platz drei. Während viele andere in der Branche „FIFA 20“ spielen, setzt Kosta auf den Konkurrenten „PES“. Dieses Spiel zählt zwar nicht zu den lukrativsten der Szene, Vereine wie Bayern München oder Juventus Turin unterhalten trotzdem ihre eigenen Teams. Der Traum, irgendwann einmal mit dem E-Sport Geld zu verdienen, lebt in Kosta weiter. „Ich spiele nicht einfach so als Zeitvertreib“, sagt er.

Bis zu fünf Stunden am Tag sitzt er vor der Spielkonsole. Vor wichtigen Wettkämpfen und großen Turnieren manchmal sogar länger. Dass er die Controller dieser Tage weniger oft zur Hand nimmt, hängt mit der Sommerpause zusammen. Die gibt es auch im E-Sport.

Spätestens ab September ist diese allerdings vorbei. Dann bringt „PES“ einen neuen Ableger auf den Markt. Dann startet die neue Saison in der virtuellen Liga. Und auch eine Europameisterschaft soll dem Vernehmen nach im nächsten Jahr wieder stattfinden. „Natürlich versuche ich, mich erneut dafür zu qualifizieren“, sagt Kosta. Er weiß aber auch, dass das nicht einfach wird. Mit seinen 34 Jahren zählt der Haller in der Branche schon zum älteren Semester. Was ihn antreibt ist aber die neue Chance auf ein virtuelles Kräftemessen mit den besten Spielern des Kontinents. Nicht am eigenen Fernseher. Nicht im eigenen Wohnzimmer. Und nicht in Halle. Sondern irgendwo auf der Welt. Off- statt online.

Aufrufe: 015.7.2020, 11:30 Uhr
Dennis Bleck / FuPaAutor