2024-06-04T08:56:08.599Z

Ligabericht
Emrah Basol traf zweimal per Elfmeter - was für Calcio aber jeweils nur kurz neue Hoffnung brachte.
Emrah Basol traf zweimal per Elfmeter - was für Calcio aber jeweils nur kurz neue Hoffnung brachte.
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Am Ende Vorführobjekt

Calcio-Trainer Gavranovic stinksauer

Calcio Leinfelden-Echterdingen kassiert im Aufsteigerduell mit dem 1. FC Eislingen eine 2:6-Heimschlappe. Die bittere Zugabe: der Kapitän Villani sieht die rote Karte.

Zumindest in Bezug auf den Unterhaltungswert hatten sie nicht zu dick aufgetragen. Als die Mannschaften eingelaufen waren, war über die Boxen die Champions-League-Hymne erklungen – ein festlich anmutendes Vorspiel, dem acht Tore, drei Elfmeter und ein Platzverweis folgten. Allein: freuen konnte sich über das Spektakel beim Gastgeber Calcio Leinfelden-Echterdingen keiner. Unter dem Strich stand am Sonntag im Aufsteigerduell der Fußball-Landesliga mit dem 1. FC Eislingen ein krachendes 2:6. Nach zuvor vier niederlagenlosen Spielen gilt damit erst einmal: willkommen zurück auf dem harten Boden der Tatsachen. „Defensiv ging das gar nicht. Das war eine Katastrophe“, sagte der Trainer Sascha Gavranovic, der vor allem auf einen Spieler nicht gut zu sprechen war.

Der Uhrzeiger hatte in der zweiten Hälfte noch keine volle Umdrehung hinter sich, als ausgerechnet der Routinierteste seiner Mannschaft einen verhängnisvollen Bärendienst erwies. Mit beiden Beinen voraus beförderte Sandro Villani seinen Gegenspieler Rene Krämer ruppig aufs Grün - wonach der Sindelfinger Schiedsrichter Thomas Hirneise berechtigterweise die rote Karte zog. Es handelte sich um ein Foul ohne Not nahe der Mittellinie. "Warum er das da macht, weiß nur er selbst", merkte Gavranovic säuerlich an. Konterkariert waren damit gleich zum Wiederbeginn alle Echterdinger Pausenvorsätze, der Begegnung noch eine Wende zu geben. Spätestens von diesem Zeitpunkt an konnte man erahnen, dass es an diesem Nachmittag insgesamt schief gehen wird.

Aussetzer des Kapitäns eine von vielen Unzulänglichkeiten

Freilich: Villani allein die Schuld für die Schlappe zuzuschieben, wäre verfehlt. Der Aussetzer des Kapitäns stellte nur eine von vielen Calcio-Unzulänglichkeiten dar. Schon in noch kompletter Besetzung hatten die Echterdinger den Blutdruck ihres Trainers erhöht. Vorne waren durchaus sehenswerte Spielzüge zur brotlosen Kunst verkommen, weil es an Vollstreckerqualitäten mangelte - so hatten Murat Öcal und Vincenzo Parrinello Großchancen vergeben (5./18.). Hinten derweil hatte das Filderteam bereits in dieser Phase bedenkliche Schwächen offenbart. Die Folge: die Gegentore zum 0:1 und 0:2. Schützen waren Niko Bilitsch, der die Passivität der Calcio-Verteidigung zu einem satten 16-Meter-Schuss nutzte, sowie Nicolas Schreiber mit einem umstrittenen Elfmeter. Zuvor hatte Torsten Smolcic beim Klärungsversuch den Ball nicht richtig getroffen.

Alles Weitere geriet für den amtierenden Meister der Stuttgarter Bezirksliga zur frustrierenden Angelegenheit. Man kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie nicht alles versucht hätten, die Gastgeber und ihr Coach Gavranovic, der dann früh seine Abwehrkette umbaute und diese in der letzten halben Stunde trotz personeller Unterzahl um ein Glied reduzierte - dafür schickte er in dem gerade erst aus dem Urlaub zurückgekehrten Torjäger Feriz Meha einen weiteren Stürmer auf den Platz. Die Devise: hopp oder top.

Kaum aufgerappelt, schon wieder ein Nackenschlag

Geworden ist es "hopp". Ein jedes Mal, wenn die Mannschaft sich gerade wieder aufgerappelt hatte und ihrerseits am Drücker schien, folgte sogleich der nächste Nackenschlag. Zwei weitere fragwürdige Strafstöße, diesmal fürs eigene Team, zeitigten bei Calcio jeweils nur kurzzeitig neue Hoffnung. Emrah Basol immerhin kam somit zu seinen Saisontoren Nummer vier und fünf. Demgegenüber antworteten Tobias Latzko per Flachschuss und Schreiber per eigentlicher Freistoßflanke, die überraschend zum Torschuss wurde, mit dem 1:3 und 2:4 - ehe eine hiermit endgültig bezwungene Calcio-Zehn schließlich zum Vorführobjekt mutierte. Am Schluss waren Kräfte und Moral weg, sodass die Eislinger durch die eingewechselten Fabian Latzko und Alexander Müller sogar noch das halbe Dutzend voll machen konnten - und dass nebst Gavranovic insbesondere einer bedient gewesen sein dürfte.

Wie war das doch gleich im Fall des Keepers Serdar Kurt? Richtig, für ihn sollte die Begegnung die finale Gelegenheit sein, sich im internen Torhüterduell mit Dustin Müller für einen Stammplatz zu empfehlen. Und dann das: ausgerechnet an diesem Tag den Ball sechsmal aus dem Netz geklaubt.

Oh Mann! Wer war eigentlich auf diese blöde Idee gekommen, Champions-League-Töne anzustimmen?

Calcio Leinfelden-Echterdingen:
Kurt - Babic, Malamidis (63. Meha), Smolcic, Manafis (39. Tosun) - Basol, Babadag, Candan, Parrinello (71. D'Andrea) - Villani, Öcal.

1.FC Eislingen:
Mulke - Hilger, Reichert, Schreiber, Dangelmayer - Unger (52. Alexander Müller), Bilitsch - Haußer (74. Fabian Latzko), Krämer, Tobias Latzko - Frank (46. Pinheiro).

Aufrufe: 016.9.2014, 15:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor