2024-05-02T16:12:49.858Z

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Als Trainer immer auf Ballhöhe vor der Auswechselbank: Naoufal Bouakhri. Foto: Stefan Gelhot
Als Trainer immer auf Ballhöhe vor der Auswechselbank: Naoufal Bouakhri. Foto: Stefan Gelhot

»Alles, was ich kann, ist Willenssache«

Naoufal Bouakhri: Real-Fan aus Marokko muss nach einem Spiel drei Tage humpeln

Seinen Namen kann man leichter buchstabieren als sprechen. Das ist bei seiner Ehefrau Natascha problemlos, während der Name von Tochter Mariem eine Mixtur aus beiden Ländern ist, aus denen Naoufal Bouakhri und seine Frau stammen.

Er ist Marokkaner, sie Deutsche, die sich kennen- und lieben lernten, als der heute 35-Jährige vor 14 Jahren in diese Region kam, um sich seither im Beruf und im Hobby Fußball hier wohlzufühlen mit der Wohnung in Belm.

Die Idee, sich aus Marokko nach Europa mit besseren Perspektiven zu orientieren, hatte einer seiner Brüder, was die zwei zusammen anpackten. Naoufal wollte ursprünglich nach Frankreich, nahm freilich von Stuttgart aus, wo sein Bruder blieb, Kurs auf Osnabrück, studierte Verfahrenstechnik und lernte Elektronik, um nun als Kraftwerker tätig zu sein in einer Osnabrücker Firma, in der auch seine Frau einen Job fand.

Und so strahlen „die Bouakhris“ sichtbar Zufriedenheit aus, was Leben, Job und Hobby betrifft. „Es ist hier alles anders als in Marokko, stressfrei, sicherer. Wir fühlen uns hier sehr wohl“, sagt Naoufal, der ohne jegliche Deutsch-Kenntnisse hierher kam. Heute verrät nur ein klangvoller, leichter Akzent seine Herkunft aus einem Land mit arabischer Sprache, die übrigens seine Tochter freiwillig daheim lernt, wenn nicht gerade das Keyboard den Vorzug erhält.

Ihr Papa verdankt seine flüssige Sprache der Integration, die er beispielhaft offensiv über den Fußball ab dem ersten Tag im neuen Land praktizierte. Ob bei der Reserve des VfL Osnabrück im Training, seinem Einsatz als Spieler in Gretesch, bei Kosova, in Rieste, in Steinfeld oder bei Türkgücü, als Trainer der A-Jugend beim SV Rasensport sowie als Kotrainer neben Nihat Derya beim TV Bohmte, ehe er beim SC Herringhausen aus gutem Grund als Trainer anfing: „Wer zweimal anfragt, der will einen haben“, was genauso war.

Für ihn zählt sicher der Spaß am Kicken, aber er „muss auch immer Ziele haben“ bei seiner Maxime: „Ich muss Gas geben.“ Lieber nur als Trainer, nur zur Not und bei totalem Bedarf auch als Spieler, was er nach einem Leistenbruch möglichst ausschließen möchte, „denn nach einem Spiel muss ich drei Tage humpeln“. Sein Vorhaben ist klar („Das Ziel ist der Klassenerhalt, und den schaffen wir“), auch wenn er oft mit Personalnot leben muss. Dabei bekennt er konsequent: „Wer sich zum Training nicht abmeldet, der spielt nicht.“ Dabei weiß er auch, dass das Argument „Omas Geburtstag“ nur mit einer Fülle von Omas zutreffend sein kann, also nur ein Alibi ist.

Er selbst schätzt sich als „guter Bezirksligaspieler“ ein und weiß: „Alles, was ich kann, ist eine Willenssache. Ich habe dafür gearbeitet.“ Und genau das will er seinen Spielern vermitteln, um andererseits in diesem Land um den begrenzten Spielraum zu wissen bei der Devise: „Wer nicht will, den kann ich nicht zwingen.“ Eine Frage der Motivation und Konzentration bei der Jugend ist in seinen Augen oftmals auch die Tatsache, „dass Kinder hier alles haben“, was er ihnen gönnt, aber für einen Trainer nicht immer leicht zu händeln sei.

Den Brückenschlag nach daheim gibt es in der Großfamilie Baouakhri übrigens automatisch: Der Senior und zwei Brüder sind Fans vom FC Barcelona, Naoufal Fan von Real „von Geburt an“, weil es via TV in Marokko keinen französischen oder italienischen, wohl aber spanischen Fußball zu sehen gab und gibt. Klar, dass Naoufal in der Vorwoche live die Chance beim Real-Spiel in Dortmund nutzte einschließlich Flughafen Münster/Osnabrück, als Ronaldo & Co zu nächtlicher Stunde heimflogen – natürlich mit einem Blick vom marokkanischen Real-Fan aus Belm…

Aufrufe: 06.10.2017, 08:30 Uhr
Wittlager KreisblattAutor