2024-06-04T08:56:08.599Z

Ligavorschau
Mit Köpfchen: Guldenbachtal-Kapitän Daniel Zuck (re.) klärt den Ball vor den Augen von Teamkollege Marcel Medinger und Baumholders Jannis Staudt (grün).	Foto: fupa/Sebastian Bohr
Mit Köpfchen: Guldenbachtal-Kapitän Daniel Zuck (re.) klärt den Ball vor den Augen von Teamkollege Marcel Medinger und Baumholders Jannis Staudt (grün). Foto: fupa/Sebastian Bohr

Alles geht übers Team

Vorschau Bezirksliga Nahe +++ SG Guldenbachtal steht nach fünf Spieltagen ungeschlagen an der Tabellenspitze +++ Auch im Pokal mit starken Leistungen überzeugt

Guldental. Den flutlichtgetränkten Guldentaler Rasen umnebelte, mit einem Schlag, die Magie unerklärlicher Pokalnächte. Vielleicht war es Teil eines cleveren Plans, vielleicht rüttelte Sascha Witt (42) im Kabinentrakt nur am Selbstverständnis einer hilflosen Elf. Aber mit Wirkung. Als die Guldenbachtaler um 20.32 Uhr wieder auf die Wiese trotteten, sah sich Landesliga-„Vize“ VfR Baumholder einem Ansturm ausgesetzt. Aus dem Nichts. „Sicher sind wir nicht die spielstärkste Mannschaft. Aber jeder haut alles rein“, pflegt Witt, Cheftaktiker und -mentor, gerne den Stil einer SG zu charakterisieren, die sich in den Mantel des Understatements hüllt.

Bornheimer hält den Kasten lange sauber

Mittwochabend, vierte Südwestpokal-Runde, Flutlichtzauber. Witts Hau-rein-Truppe wird eine Halbzeit über den Haufen gerannt, Alexander Bornheimer, „im Eins-gegen-Eins ein Killer“, wie Guldental-Präsi Bernd von der Weiden (59) schwärmt, mimt hinten den Feuerwehrmann. Mit einer Serie von Glanzparaden.

Wie ausgewechselt scheint die SG, begleitet von stürmischem Applaus, nach Wiederanpfiff näher am 1:0 als der VfR. Angetrieben vom giftigen US-Import Lateef Alli, der irgendwie überall herumflitzt. Nach 90 Minuten ist es jedoch die individuelle Klasse eines Robin Sooss, die das Guldenbachtaler Pokalmärchen nach drei Siegen zerschmettert. „Wir haben uns fußballerisch weiterentwickelt. Was oft ein Zufallsprodukt war, spielen wir heute raus“, so von der Weiden.

Und dennoch sind die 90 Minuten von Guldental Synonym eines formidablen, bisweilen wilden SG-Wesens, das die Witt-Elf von der Spitze der Bezirksliga grüßen lässt. Als einziger ungeschlagener Klub. Mit dem eigentlichen Vorhaben, nur so schnell als bald die 40-Punkte-Marke zu knacken. „Teilweise haben wir die Runde zwei, drei Mal hinten gelegen. Dass wir dann zurückkommen, zeigt den guten Willen, die Mentalität. Alles geht übers Team“, beschreibt Witt einen überraschenden Verlauf, nach dem die SG gut auch nur im Mittelfeld rangieren könnte. Rhetorischer Konjunktiv. Eine Mixtur aus Kampf, moralischer Festigkeit, Glück, „an das man glauben muss“, beschert Guldenbachtal die Eins. Es ist stand-, es ist wehrhaft. Man könnte sagen, die SGG bedient die alten Tugenden, die sich teilweise über die individuelle Klasse stellen. Aber: Auch letzte Vorrunde standen mal, damals in der Euphorie des Neulings, sechs Siege hintereinander – bevor das Team einbrach. „Wenn es so läuft“, weiß Witt, „kommt jeder mit einem Lachen ins Training.“ Man will sich nicht blenden lassen im Kreuznacher Norden, Momentaufnahme. Platz sechs soll bestätigt werden, Witt drosselt.

Gefeit von Sorgen ist man nämlich in Guldental nicht. Das Personal, ein Problem wie eh und je. Nico „Kalle“ Dorfey laboriert an einer Zerrung, Co-Trainer Lars Flommersfeld, mit Dorfey die SG-Wunderachse, fällt gegen den TuS Hackenheim (Sa, 17 Uhr) wieder aus der Elf. „Wenn die zwei Besten vorne fehlen, geht auch der Gegner im Kopf anders ins Spiel“, sagt Witt, „Kalle hat ja Dynamik und Durchschlagskraft“ und Flommersfeld „geht hin, wo’s wehtut“, meint von der Weiden. Oft lässt sich das durch mentale Stärke lösen. Immer nicht. Als die SG zum Auftakt 70 Minuten von der SG Alsenztal an die Wand genagelt wurde, die Partie Kopf stellte, übernahmen gerade Dorfey und Flommersfeld vorne die Drecksarbeit. „Solche Jungs, die zeigen, wo es lang geht, braucht jeder. Die Lücken können wir kaum füllen“, hadert der Vorsitzende. Obwohl der Kader mächtig an Breite zugelegt hat. „Gegen Karadeniz sind wir auf der letzten Rille gefahren“, so Witt.

Immerhin hat der Coach ein paar Guldentaler Buben, ein Max Engelmann, ein Justus Klöckner, eingeschleust, die ordentlich ackern für die Mannschaft, das mittlerweile starke Umschaltspiel befeuern. Und, wenn alle Mechanismen aussetzen, wartet auf der Linie noch ein Brocken wie Bornheimer, der die SGG am Mittwoch unzählige Male rettete.



FCV Merxheim – SV Türkgücü Ippesheim: Wow! Vier Kisten pro Partie markiert die türkische Kreativabteilung um Ekrem Emirosmanoglu im Schnitt- Einsamer Spitzenwert. Dass sich Türkgücü auch zwei im Spiel fängt, steht auf einem anderen Blatt. Was beim Ippesheimer Kamikaze-Stil rauskommt: explosiver Fußball, Platz zwei und staunende Gesichter, die den sonst wechselhaften Klub auf der Rechnung fürs Meisterrennen haben.

FC Brücken – TSG Planig: Dem Hammer-Start folgte die Ernüchterung. Und zwar beiderseits. Nach dem Planiger Auftakt furioso mit drei Dreiern und Brückens Doppel-Schlag blieben beide zuletzt sieglos. Wieder zeigte das: Diese Bezirksliga kann man nicht kalkulieren. Wer hält den Anschluss an die Spitze? Schneider-Zauberer oder Mastel-Bomber?

TSV Lalo-Laubenheim – SG Eintracht Bad Kreuznach II: Drei bärenstarke Verluste, keinen Transfer, trotzdem acht Punkte. Die „Lalo“-Bilanz ist eine der Überraschungen der Saison. Beim 4:3 am Sonntag gegen Planig flogen die Fetzen, Siegtor per Elfer in Minute 94. Coach Alexander Stumm nannte den Derby-Streit ein „Wechselbad der Gefühle“. Jetzt kommt eine mäßig gestartete Eintracht. Mit nicht vorhersehbaren Startformationen.

Drei Duelle, die es in sich haben
Aufrufe: 05.9.2019, 13:30 Uhr
Peter-Pascal PortzAutor