2024-05-02T16:12:49.858Z

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Schwere Niederlage: Dr. Rainer Koch verlor seinen Platz im DFB-Präsidium – seine Zukunft als Fußball-Funktionär ist ungewiss.
Schwere Niederlage: Dr. Rainer Koch verlor seinen Platz im DFB-Präsidium – seine Zukunft als Fußball-Funktionär ist ungewiss. – Foto: FIRO/Ralf Ibing/firo

„80 Prozent der Basis sind gegen Koch“ - "Rebellen" haben Pläne

Die Opposition in Bayern sucht eine Wahl-Alternative zum BFV-Präsidenten Dr. Rainer Koch

Rainer Koch musste eine krachende Wahlniederlage am DFB-Bundestag hinnehmen. Wie geht es für den BFV-Präsidenten jetzt weiter?

München – Ganz aus dem Spiel ist Dr. Rainer Koch noch nicht. Ins Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wurde er auf dem Bundestag am Freitag in Bonn nicht mehr gewählt, er verlor die Abstimmung um einen Vizepräsidentenposten gegen Professorin Silke Sinning, die Sportwissenschaftlerin aus Hessen. Doch dem Vorstand des DFB, einem um Amateur- und Profivertreter erweiterten Präsidium, gehört Koch weiter an – ein Automatismus, da er dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) vorsteht.

Und auch in der UEFA-Exekutive hat er seinen Sitz. Trotzdem stellt sich die Frage: Wird es mit der Fußballfunktionärs-Karriere des 63-Jährigen, der sich als Richter in München hat beurlauben lassen, noch weitergehen?

Wird Koch auch beim BFV abgewählt?

Interessant wird es an seiner Basis, in Bayern. Der BFV hat sein großes Wahljahr, gerade geht es los mit den Kreistagen, es wird schließlich der Verbandstag folgen. „Wir versuchen jemanden aufzubauen, der sich zur Wahl stellt“, sagt Walter Zitzlsperger, der zusammen mit Robert Rothmeier eine Oppositionsbewegung anführt. Zitzlsperger (56) betreibt in Vilshofen ein Sportgeschäft, er stattet viele Clubs aus und glaubt, eine klare Stimmung an der Basis auszumachen: „80 Prozent sind gegen Koch. Wenn ein guter Kandidat kommt und die Wahl geheim abgehalten wird, wird Koch abgestraft ohne Ende.“

Was die niederbayerischen Rebellen dem langjährigen BFV-Präsidenten Rainer Koch vorwerfen, ist Untätigkeit gegen bedenkliche Entwicklungen im Fußball („30 Prozent der Vereine bei uns in Niederbayern werden wegsterben, die Jugend wird komplett abgeschnitten“), Fehlbesetzung von Positionen, ein toxisches Klima bei Tagungen: „Wenn einer aufgestanden ist, ist er niedergemacht worden.“

Zwei Tage vor dem DFB-Bundestag war Zitzlsperger sich noch sicher, „dass Koch durchgeht“. Vermasselt habe er es mit seiner Rede, in der er die Delegierten aufforderte, wenn sie ihn nicht wählen wollten, gar keine Stimme abzugeben. Da wäre umgehend das Raunen im Saal vernehmbar gewesen. Jubeln will Zitzlsperger noch nicht – nur weil Kochs Einfluss nun schwindet: „Man muss schauen, wohin der Weg beim DFB geht. „Viele von Kochs Gefolgsleuten sind noch da.“

Wie geht es mit Rainer Koch bei der UEFA weiter?

Der neue DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat aber durch Kochs Nichtwiederwahl ins Präsidium mehr Neuanfang geschenkt bekommen als erwartet. Neuendorf will mit Koch „in Ruhe sprechen“, wie es weitergehen soll. Bei der UEFA endet die Legislaturperiode erst in drei Jahren, der Sitz ist der lukrativste Teil von Rainer Kochs Tätigkeitsfeld. Für die UEFA war er jedoch auch schon lange vor seiner Wahl im rechtlichen-sportrichterlichen Bereich tätig. Seinen Einzug in die Exekutive als Nachfolger von Reinhard Grindel feierte er als Sieg für den Amateurfußball. Nun könne er an den Quellen des großen Geldes Gutes für die Amateure bewirken.

Neuendorf muss sich zunächst erklären, ob er es für sinnvoll hält. dass der DFB auf europäischer Ebene (und auf FIFA-Ebene durch den gescheiterten Präsidentschaftsbewerber Peter Peters) von Leuten repräsentiert wird, die nicht dem DFB-Präsidium angehören. Es werden Forderungen laut, Neuendorf solle die Posten in UEFA und FIFA selbst übernehmen – allerdings war nach schlechten Erfahrungen mit Reinhard Grindel genau diese Machtfülle für Nachfolger Fritz Keller eingedampft worden.

Dr. Rainer Koch will sich, so der BFV, mit etwas Abstand in einigen Tagen äußern. Seinen Facebook-Account hat er stillgelegt. (Günter Klein)

Aufrufe: 014.3.2022, 09:53 Uhr
Günter KleinAutor