2024-04-30T13:48:59.170Z

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Künftig nicht mehr im TSG-Trikot: Dario Vinetic (rechts, hier gegen Patrick Agirman von TuBa Pohlheim) gehört zu den insgesamt 17 Spielern, die Wieseck verlassen wollen. Foto: Bär
Künftig nicht mehr im TSG-Trikot: Dario Vinetic (rechts, hier gegen Patrick Agirman von TuBa Pohlheim) gehört zu den insgesamt 17 Spielern, die Wieseck verlassen wollen. Foto: Bär

17 Spieler verlassen TSG Wieseck

GL GI/MR: +++ Turbulenzen erreichen neuen Höhepunkt +++ Kapitän Sören Schneider: "Wollen Zeichen setzen" +++

Es sah aus wie bei einer Spielersitzung vor einer anstehenden Ligapartie. Mehr als ein Dutzend Spieler des Gruppenligisten TSG Wieseck inklusive Torwarttrainer Markus Lewerenz hatten sich am Dienstagabend in einem Bistro eingefunden.

Bei diesem Treffen ging es aber keineswegs um die übliche Besprechung für die am Mittwoch stattfindende Begegnung beim Neuling BSF Richtsberg Marburg Ganz im Gegenteil: Insgesamt 17 Spieler fassten den Entschluss, nicht mehr für den Verein aufzulaufen. Wohlwissend der Konsequenz, bis zum Ende des Jahres nicht mehr Fußball spielen zu können, da kein Vereinswechsel möglich ist. Damit erreichten die Turbulenzen bei der TSG um den Rücktritt/Entlassung von Trainer Benni Höfer und den Spielabbruch in Braunfels einen neuen Höhepunkt.

Kapitän Sören Schneider und Sprecher der Abtrünnigen, fuhr im Gespräch mit dem Gießener Anzeiger schweres Geschütz gegen den Verein auf. "Wir haben keinerlei Vertrauen mehr in die Verantwortlichen, in den letzten Wochen hat komplett die Rückendeckung gefehlt. Mit unserem Schritt wollen wir einfach ein Zeichen setzen, dass man mit Spielern so nicht umgehen kann".

Fehlende Rückendeckung hätten die Spieler bereits in der Vorbereitung auf die Saison festgestellt, blickt Schneider zurück, schon vor drei, vier Wochen seien Anzeichen erkennbar gewesen, dass sowohl Trainer Höfer als auch große Teile der Mannschaft nicht gelitten seien "und schon da Deniz Solmaz (Anm. d. Red.: Jugend- und Abteilungsleiter) nach einem neuen Trainer gesucht habe". Schneider wird ganz konkret: "Wir haben den Eindruck, dass wir belogen worden sind". Während der Vorbereitung und nach dem ersten Spiel gegen Burgsolms (1:4) - Schneider: "Da haben wir tatsächlich grottenschlecht gekickt" - wäre die Situation weiter eskaliert, Teammanager Jörg Hildebrand und Solmaz hätten die Spieler übelst diskreditiert.

Höhepunkt, nachdem das Team zuvor beim 2:2 gegen TuBa Pohlheim eine deutliche Leistungssteigerung gezeigt habe, seien dann die Ereignisse vor und nach der Partie in Braunfels gewesen. "Noch am Freitag ist der Mannschaft und dem Trainer explizit das Vertrauen ausgesprochen worden, am Samstagnachmittag hat man Höfer rausgeworfen und vorher schon einzelne Spieler dazu aufgefordert, sich gegen den Trainer auszusprechen. Das war ganz schlechter Stil".

Schon die Tatsache, dass bereits am Montag ein neuer Trainer vorgestellt wurde, beweise zudem, dass schon lange etwas vorbereitet worden war. "Der Spielabbruch", so Schneider, "hat doch nur als Vorwand gedient, Höfer zu entlassen". Die Mannschaft, das betont Schneider, habe immer hinter dem Trainer gestanden.

Erstaunlich gelassen und entspannt scheint derweil der Verein mit der neuen Situation umzugehen. Pressesprecher Fabian Durst sagte auf Anfrage: "Wir haben damit gerechnet, dass uns Spieler aus Protest gegen die Trennung von Höfer verlassen". Diese Entwicklung zeige aber auch, "dass es schon länger zwei Lager, junge und alte Spieler, gibt. Die jungen Spieler waren am Dienstag alle im Training".

Verein reagiert gelassen

"Alle" sind konkret gerechnet etwa ein halbes Dutzend, die nun durch A-Junioren ergänzt werden sollen, "die das Potenzial haben, Gruppenliga zu spielen". Die nächsten zwei Wochen würden sicher "etwas anstrengend" und müssten überbrückt werden, danach aber sei man guten Mutes, eine ordentliche Runde zu spielen, um dann im nächsten Sommer einen radikaleren Umbruch durchzuführen mit dem Ziel, die eigene Jugend besser in den Seniorenbereich zu integrieren. Einen Umbruch, den, so Durst vielsagend, "wir vielleicht schon vor dieser Runde hätten machen sollen".

Die Aussteiger: Folgende Spieler wollen nicht mehr das Trikot der TSG Wieseck tragen: Andrew Iyasere, Thill Iyasere, Jannik Schmidt, Jerome Lewerenz, Marco Knauss, Marius Klotz, Tim Trzenschiok, Sören Schneider, Rebar Akin, Dario Vinetic, Henrik Bluhm, Julian Dietrich, Harun Celik, Marcel Lehmann, Fernando Alas, Kubilay Avcu, Michael Abraham.

Aufrufe: 016.8.2018, 11:09 Uhr
Hans-Ulrich Winter (Gießener Anzeiger)Autor