2024-05-24T11:28:31.627Z

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Die SG Eintracht Herrnsheim ist seit Sommer wieder zurück auf der Wormser Fußball-Landkarte.
Die SG Eintracht Herrnsheim ist seit Sommer wieder zurück auf der Wormser Fußball-Landkarte.

A-Jugend als Stütze des Wiederaufbaus

Die Sportanlage im Storchenturmpark entpuppte sich für die SGE während der Pandemie als Standortnachteil +++ Im Sommer gelang der erfolgreiche Neustart

Worms. In vielen Bereichen des Amateursports hat die Corona-Pandemie ihre Wirkung hinterlassen. Wohl kaum ein Verein war jedoch von den Konsequenzen der Viruswelle in den vergangenen Jahren so sehr betroffen wie die SG Eintracht Herrnsheim. Die Begleiterscheinungen der Pandemie, kombiniert mit der vermeintlichen Untätigkeit der Stadt, haben nach Ansicht des SG-Abteilungsleiters Mike Holzemer dafür gesorgt, dass beim Traditionsverein aus dem Wormser Stadtteil für eine Spielzeit sogar gänzlich die Lichter im Aktivenbereich ausgegangen sind. Seit Sommer 2022 geht die SGE wieder mit einem Aktiventeam an den Start. Einen stabilen Spielbetrieb soll es wieder auf Dauer geben - auch weil der Verein gerade die Früchte seiner Jugendarbeit ernten kann.

Für viele Vereine im Kreis dürfte das Auswärtsspiel in Herrnsheim zu einer der beliebteren Fahrten gehören. Ein gepflegter, 2010 in einen Rasenplatz umgewandelte Sportanlage, malerisch in den umliegenden und denkmalgeschützten Storchenturmpark eingebettet. Doch für die Eintracht ergeben sich als Verein durch die Nutzung auch Standortnachteile. Ein Vereinsheim direkt am Sportgelände gibt es aufgrund des Denkmalschutzes nicht. Ebenso wenig Umkleidekabinen. Vor den Spielen und Trainings ziehen sich die Spieler daher in den Umkleiden der Sporthalle der benachbarten Dalbergschule auf der anderen Seite der Höhenstraße um.

Kabinen bleiben (zu) lange gesperrt

Das Problem: Zu Beginn der Pandemie, im Februar 2020, hatte die Stadt Worms als Schulträger die Kabinen gesperrt. An diesem Zustand habe sich über eineinhalb Jahre nichts geändert, klagt Abteilungsleiter Mike Holzemer. Weil sich die Stadt nicht in der Lage gesehen habe, die Einhaltungen eines möglichen Hygienekonzepts für die Nutzung der Umkleiden auch zu überwachen, blieben die Kabinen für die Fußballer auch dann noch zu, als andere Vereine längst wieder damit begonnen hatten, ihre Kabinen und Funktionsgebäude unter Corona-Bedingungen mit Maske oder Abstandsregelungen zu nutzen.

Gefühl der "Ohnmacht"

"Der damalige Sportdezernent hat unser Hygienekonzept mit dem Verweis auf eine Landesverordnung abgelehnt. Was das für Auswirkungen für uns als Verein hatte, hat die Stadt null interessiert", schildert Holzemer ein Gefühl der "Ohnmacht" während der Pandemie." Stinksauer und enttäuscht" sei er gewesen. Und je länger die Zeit ohne Kabinen dauerte, desto mehr Spieler waren gefrustet. Und ließen Anfang 2021, ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie, durchblicken: Unter diesen Bedingungen würden sie bei der SGE nicht mehr weitermachen, sich stattdessen für den Sommer nach einem anderen Verein umschauen. Die SGE meldete nach dem Abbruch der A-Klasse keine neue Mannschaft mehr für die neue Runde.

Bezirksliga-Fußball fand auf dem Rasenplatz in Herrnsheim vor Ausbruch der Pandemie noch statt - wie hier im Spiel gegen Ingelheim. Zwischenzeitlich war die SG Eintracht sogar ein Jahr gar nicht an den Start gegangen, im Sommer erfolgte jedoch der Start in der C-Klasse.
Bezirksliga-Fußball fand auf dem Rasenplatz in Herrnsheim vor Ausbruch der Pandemie noch statt - wie hier im Spiel gegen Ingelheim. Zwischenzeitlich war die SG Eintracht sogar ein Jahr gar nicht an den Start gegangen, im Sommer erfolgte jedoch der Start in der C-Klasse. – Foto: Claus-Walter Dinger

Denn im Sommer 2021 blieb der SG, deren Zweite Mannschaft sich bereits im Vorjahr nahezu geschlossen dem Nachbarverein TuS Neuhausen angeschlossen hatte, nur noch eine Handvoll Spieler. Zu wenig, um für die Saison 21/22 ein Aktiventeam zu melden. Die SGE zog sich vom Spielbetrieb zurück.

Auch die Jugend gefährdet

Und die Kabinen? Blieben auch im Sommer 2021 weiter zu. Nun sah der Verein auch die Jugend gefährdet. Holzemer ist neben seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter auch Coach der B-Jugend. Ansonsten verteilt sich die Vereinsarbeit auf die Schultern des Ehepaars Bösing (Holzemer: "Ohne die beiden würde im Verein gar nichts mehr gehen"): Klaus Bösing ist Jugendleiter, Aktiventrainer und Platzwart in einer Person. Seine Frau Andrea ist Vorsitzende des Vereins - und sprach im Herbst 2021 gar persönlich beim Bürgermeister Adolf Kessel vor, damit die Kabinen endlich wieder geöffnet würden. "Wir haben gesagt: Wenn es weiter so bleibt, laufen uns auch die Jugendlichen noch weg", sagt Mike Holzemer.

A-Jugend nun bei den Aktiven

Mit Erfolg: Von der Stadt habe es schließlich die Erlaubnis gegeben, unter Auflagen, die Kabinen wieder zu nutzen, berichtet Holzemer. Der erlösende Schritt, um die Jugend weiter im Verein zu halten. Dennoch sind aus der von Klaus Bösing trainierten A-Jugend nur vier Spieler auch in Herrnsheim in die Aktivität übergegangen. Doch es gab zahlreiche externe Neuzugänge. Mit 16 Leuten im Kader entschieden sich die SGE-Verantwortlichen im Sommer, wieder ein Team zu melden - mit Bösing als Trainer.

Durch weitere Neuzugänge während der Saison ist der Kader weiter angewachsen. Im Kaderprofil bei FuPa zählt der Kader derzeit 25 Spieler. Das Team überwinterte auf dem zweiten Tabellenplatz der C-Klasse Süd und hat immer noch Chancen, auf Anhieb den Aufstieg zu packen. Den größten Erfolg haben die SG-Verantwortlichen jedoch im vergangenen Sommer geschafft: Sie haben den Verein im Aktivenbereich wieder zurück auf die Wormser Fußball-Landkarte gebracht.

Zur Serie: Wenn einmal ein Verein vom Spielbetrieb abmelden muss, ist es schwierig, wieder die Rückkehr auf die Fußball-Landkarte zu packen. In dieser Reihe porträtieren wir die Klubs, die genau das geschafft haben - und sprichwörtlich auferstanden sind.

In dieser Reihe erscheinen außerdem Klub-Porträts von folgenden Teams in Rheinhessen, Bad Kreuznach, Wiesbaden und Südhessen:

Aufrufe: 05.4.2023, 05:00 Uhr
Philipp DurilloAutor