9€, 3 Verletzte, 3 Punkte

9€, 3 Verletzte, 3 Punkte

Ich habe über viele Jahre eine Art Erfüllung in meinem Arbeitsleben gesucht.

Völlig umsonst, denn mein Lebensinhalt wird wohl kein Job der Welt. Trotzdem kann ich in meinem aktuellen Tun irgendwo einen Sinn sehen und schöpfe daraus Motivation für die tägliche Nine-To-Five Mühle.

Ich arbeite nämliche im Einkauf eines Verbundes zur Versorgung von Krankenhäusern. Das heißt, ich kann dabei helfen, dass kranken und verletzten Menschen geholfen wird.

Und das, ohne mit Keimen in Berührung zu kommen oder irgendwelche Wunden oder Blut zu sehen.

Das kann ich nämlich gar nicht ab und ich hätte auch nicht damit gerechnet, in meinem Hobby Joby auf so etwas zu treffen. Aber genau das ist passiert. Aber der Reihe nach:

Nach einem langen Vormittag mit der Familie ging es für mich in den Wedding. Das Spiel war, sehr ungewöhnlich, auf Samstag, 14 Uhr gelegt worden. Vermutlich, weil die Ama Zwee seit längerem ein Testkick am folgenden Sonntag geplant hatten und die Nachholspiele ja irgendwann steigen müssen.

Endsprechend voll waren aber die Straßen. Dafür waren rund um den Sportplatz Parkplätze frei. Die Freude darüber wich durch die Erkenntnis, warum so viele Lücken parallel zum Bordstein vorhanden waren: Der Bezirk will von jedem, der hier parkt und keine Anwohner ist, von Montag bis Samstag 3€ pro Stunde haben. Bei einer Parkdauer, die das Aufwärmen, das Spiel und eventuell ein Kaltgetränk, nachdem Match abdeckt, wären das 9 - 15€. Ein Ticket für Parken ohne Parkschein kostet im Schnitt 15€. Finde den Fehler. Endsprechend fanden sich auch nur in einem Bruchteil der Autos, rund um die Lüderitze ein Scheinchen. In mein lag einer, denn…keine Ahnung. Treuer Bürger und Steuerzahler oder so.

Nach der Niederlage beim SV Buchholz waren die Herthaner heute, gegen die Zweite von Grün Weiß Neukölln, gefordert. Eine weitere Niederlage hätte unter Umständen das Anklopfen an die Abstiegsregion bedeuten können.

Und was soll ich sagen? Die Trainer scheinen unter der Woche die richtigen Worte gefunden zu haben, denn Hertha BSC spielte wirklich erfrischend auf. Klar, einige Aktionen wirken überhastet oder auch nervös. Aber im Gegensatz zu letzter Woche, war das hier ein ganz anderes Auftreten.

Dabei wurden einige gute Gelegenheiten liegen gelassen, ehe Kevin Zigenhagen in der 33. Minute am Keeper vorbei ging, der ihn nur noch am Fuß erwischen konnte und der Schiri auf den Punkt zeigte. Von dort behielt Kapitän und Top Torschütze der Ama Zwee, Justin Perlick, die Nerven und verlud Neuköllns Keeper Mustergültig.

Die Herthaner nahmen das 1:0 mit in die Kabine.

Ich nutzte die Pause für ein nettes Gespräche mit einem Herthaner aus Oranienburg, der sich für meine Bücher, Berichte und Fotos bedanken wollte…

Ich bekomme kein Geld für das Alles, will ich auch gar nicht. Aber wenn es jemandem gefällt, was ich mache, ist das der schönste Lohn.

Vielen Dank und liebe Grüße daher an dieser Stelle nach Oranienburg.

Die Ama Zwee wirken im zweiten Abschnitt so, als würden sie die drei Punkte sicher behalten.

Was dann aber kam, war eines der irrsten Fußballspiele, die ich je gesehen habe.

Zuerst bekamen die Neuköllner wie aus dem Nichts, einen Elfer zugesprochen. Alles lamentieren Seitens der Herthaner nutzte nichts und der Schütze lief an.

Sein Schuss klatschte gegen den Pfosten, kam zu ihm zurück und wurde über die Latte gelöffelt. Doppeltes Glück für Hertha BSC.

Es folgen Minuten des Pechs. Erst stieß Kevin Kopf gegen Kopf mit dem Keeper der Grün Weißen zusammen. Nicht nur, dass er dafür (völlig zu Unrecht) gelb sah: Er musste auch behandelt werden.

Allerdings war er bei diesem Zusammenstoß noch vergleichsweise gut weggekommen. Der Torwart der Neuköllner dagegen hatte einen tiefen Cut davongetragen und offenbar war auch eine Arterie verletzt, denn das Blut schoss wie in einem Tarantino-Film aus seinem Kopf.

Und an der Stelle kommt wieder Glück ins Spiel: Was für ein Glück, dass Hertha BSC mit Christiane nicht nur eine 1A Team Betreuerin hat, sie ist auch examinierte Krankenschwester und konnte die klaffende Wunde mit einem Druckverband unter Kontrolle bringen, bis der Krankenwagen da war.

Nachdem nun alle versorgt waren und ein Feldspieler der Grün Weißen den Platz seines verletzten Keepers eingenommen hatte, ging es weiter.

Aber kaum hatte der Schiri das Spiel wieder freigegeben, war es wieder unterbrochen. Hertha BSC musste nämlich den Ball aus dem Tor holen. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld wurde die Pille per Kopf ins lange Eck bugsiert. Und noch bevor man sich richtig über diesen Gegentreffer ärgern konnte, musste erneut ein Krankenwagen gerufen werden. Theo war bei einem Zweikampf die Kniescheibe rausgesprungen und die Behandlung dauerte eine ganze Weile. Zudem machte ich den Fehler und sah mir das Ausmaß der Katastrophe an. Warum habe ich da nur hingesehen? Deswegen arbeite ich doch nur im Krankenhaus Hintergrund. Weil ich einfach nicht sehen will, wie eine Kniescheibe neben dem Knie hängt.

Ganz davon abgesehen, dass mit Theo eine wichtige Stütze des Teams nun ausfallen wird. Furchtbar bitter.

Als alle Verletzten auf dem Weg in die Umliegenden Kliniken gebracht waren, ging das Spiel weiter. Mittlerweile hatte es stark zu regnen angefangen und das Flutlicht musste den Platz erhellen.

Beide Teams wollten jetzt unbedingt den Sieg und hatten das Visier komplett offen.

Es war schwer abzuschätzen, in welcher Minute wir uns befanden. Die Uhr im Liver Ticker zeigte 90+11 an. Da nahm sich der frisch gebackene Papa Khalil den Ball und ein Herz und feuerte das Leder aus 25 Metern, mit Umweg über den Querbalken, ins Netz.

Der Jubel bei allen Blau Weißen war grenzenlos und irgendwie retteten die Ama Zwee das Ding über die Zeit ins Ziel.

Ich machte mich, durchnässt von Regen, aber unglaublich happy auf den Heimweg.

Gute Besserung an alle Verletzten.

Ha Ho He Amateure Zwee

der Kutten König