2024-05-10T08:19:16.237Z

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In die Knie gezwungen: Dabei war Jo Boyamba einer der wenigen Löwen, der sich gegen die deftige 1:4-Pleite in Elversberg stemmte.
In die Knie gezwungen: Dabei war Jo Boyamba einer der wenigen Löwen, der sich gegen die deftige 1:4-Pleite in Elversberg stemmte. – Foto: Jan Hübner

1860: Vorgeführt von einem Aufsteiger - Lex deutet tiefere Ursache für Elversberg-Debakel an

Löwen hadern mit sich und dem Schiedsrichter

Vertraute Klänge am Ende eines denkwürdigen Fußballspiels. „Spitzenreiter, Spitzenreiter“, riefen die Fans – und zwar jene aus dem unter einer Felswand gelegenen Elversberg-Block.

Elversberg – Der Lieblingsgesang der 1860-Fans, gekapert von aufmüpfigen Liganeulingen? Nicht die einzige bittere Pille an einem rabenschwarzen Löwen-Samstag im verregneten Saarland.

1:4 (0:3) hieß es am Ende. „Verdient“, wie Michael Köllner schmallippig zugab. Die Pleite hätte sogar höher ausfallen können, wäre die letzte SVE-Chance von Kevin Koffi nicht wie eine Billardkugel von beiden Pfosten zurück ins Feld gesprungen.

Höhenflug beendet: Elversberg drei Tore besser als 1860 - die Anzeigetafel zeigt es schwarz auf weiß.
Höhenflug beendet: Elversberg drei Tore besser als 1860 - die Anzeigetafel zeigt es schwarz auf weiß. – Foto: Jan Hübner

Vom Anpfiff weg zeigte sich, dass da andere Löwen auf dem Feld standen als im Giesinger Rekordsommer, der sechs Siege, ein Auswärtsremis und viel Aufstiegshoffnung brachte. Ohne Körperspannung. Ohne Zugriff auf gut gestaffelte Elversberger, die Köllners Gipfelstürmer mit einer Systemänderung überraschten (Dreierkette). Ohne Offensivaktionen. Und vor allem: ohne erkennbare Gegenwehr, was sich speziell bei Jannik Rochelts frühem Kopfball zum 1:0 rächte (13.).

„Da reden wir intern drüber“: Lex deutet tiefere Ursache für Elversberg-Debakel an

Köllners schonungslose Analyse: „Auf einzelnen Positionen haben wir nicht die gewohnten Leistungen gebracht. Wir sind in jedem Zweikampf einen oder zwei Schritte zu spät gekommen.“ Zur Pause wechselte er Chris Lannert aus – Problemzonen gab es aber auch neben, hinter und vor dem indisponierten Rechtsverteidiger. Abwehrchef Jesper Verlaat sagte im Magenta-Interview: „Wir haben die erste Halbzeit gefühlt komplett verschlafen.“ Kapitän Stefan Lex deutete an, dass die Ursache tief im Team liegen könnte. Für den schwachen Auftritt gebe es „Gründe“, sagte er, „aber da reden wir intern drüber. Ähnliches ist uns letzte Saison schon ein-, zweimal passiert.“

Ein weiteres Problem, das den Spielverlauf begünstigte: Die Löwen waren nicht die Einzigen, die überfordert wirkten mit der Teilnahme an einem Spitzenspiel. Das Schiedsrichtergespann um Arne Aarnink, 37, trug mit seltsamen Entscheidungen dazu bei, dass die Gäste früh den Glauben an eine Wende verloren. „Vor dem 0:2 war ein Foul. Das 0:3 war kein Elfmeter. Das nicht gegebene Tor zum 1:3 war kein Abseits. Heute kam vieles zusammen“, fasste Lex die Merkwürdigkeiten des Zweitliga-Referees zusammen. Die 1860-Delegation schäumte zwischenzeitlich vor Wut. Köllner schubste den „Sicherheitsbeauftragten des DFB“ (Magenta) aus der Coaching-Zone. Sogar der brave Zeugwart Norbert Stegmann, 73, tobte an der Seitenlinie, als hätte man ihm Wasser ins Weißbierglas gekippt.

1860: Köllner hadert mit dem Schiedsrichter - „Dass du so verlierst, ist extrem bitter“

Köllner sah auch deswegen seine dritte Gelbe Karte, weil er einige Pfiffe nicht im Ansatz nachvollziehen konnte. War der Check gegen Greilinger, der Pinckerts 2:0 begünstigte, nicht heftiger als der Schultergriff von Deichmann vor Jabobsens Elfmeter zum 3:0? Und noch gravierender: Was um alles in der Welt hat Linienrichter Daniel Riehl gesehen, als er Boyambas Tor zum 1:3 wegen einer angeblichen Abseitsstellung annullieren ließ? Der Zeitpunkt für eine Aufholjagd wäre günstig gewesen (59.). Stattdessen fiel kurz darauf das 4:0 durch Luca Schnellbacher (71.). Dass Boyamba später doch noch traf (78.), zeigt zumindest, dass 1860 nicht aufsteckte. Verlaat gab den ungünstigen Spielverlauf zerknirscht wieder: „Da gelingt dir das 1:3, aber eine Fehlentscheidung macht das wieder kaputt. Es ist alles gegen uns gelaufen. Dass du mal verlierst, ist normal. Aber dass du so verlierst, ist extrem bitter.“

Was zur Frage führt: Was macht diese Niederlage mit dem entthronten Spitzenreiter? Deftig war sie und unglücklich zugleich. Sie deckte Schwächen auf und ließ die 4000 mitgereisten Fans staunen, wie ein Aufsteiger so viel besser Fußball spielen kann. War das 1:4 nur ein Dämpfer oder schon der Beginn einer Krise? Köllner, der bedient wirkte wie selten, sagte: „Wir lassen das Spiel jetzt erst mal sacken.“ Eine Detailanalyse werde folgen. Sportchef Günther Gorenzel sagte: „Es war eine Anhäufung von Fehlern. Das müssen wir am Freitag wieder besser machen.“ Im Heimspiel gegen Aue, das die Stimmung in der zweiwöchigen Ligapause beeinflussen wird. Gorenzel: „Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft aus diesem Spiel lernt und entsprechend reagiert.“ (Uli Kellner)

Aufrufe: 013.9.2022, 02:49 Uhr
Uli KellnerAutor