2024-05-02T16:12:49.858Z

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Rainer Zietsch war zehn Jahre beim Club für die Nachwuchsförderung verantwortlich. F: Zink
Rainer Zietsch war zehn Jahre beim Club für die Nachwuchsförderung verantwortlich. F: Zink

Zietsch verlässt das NLZ: Der Club baut beim Nachwuchs um

Offiziell "unterschiedliche Auffassungen" ausschlaggebend +++ Flaute in jüngeren Jahrgängen

Paukenschlag beim 1. FC Nürnberg: Etwa eine Stun­de vor dem Regionalliga­ Derby gegen den FC Bay­ern München II gab der Ver­ein am Montag die zeitnahe Trennung von NLZ-Chef Rainer Zietsch bekannt, der im Club zehn Jahre für die Talentförderung verantwort­lich war. „Unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der weiteren strategischen und inhaltlichen Ausrich­tung des Nachwuchsleis­tungszentrums“ sollen ver­antwortlich sein für den Schritt. Der 1:0-Prestige­erfolg der U21 rückte in den Hintergrund.

Auch Ambitionen unter­liegen wirtschaftlichen Zwängen. Deshalb trennen selbst die zweiten Mann­schaften des 1. FC Nürn­berg und des FC Bayern Welten. So versuchen die Münchner schon seit Jah­ren, endlich und irgendwie in die Dritte Liga zu kom­men, schaffen es aber ein­fach nicht. Beim Club ver­zichtet man gleich freiwil­lig; schon Anfang März hat­te der Verein seine Entschei­dung öffentlich gemacht, auf einen Lizenzantrag für die nächsthöhere Klasse zu verzichten.

Flaute in jüngeren Jahrgängen

Somit werden Jahn Regensburg und Wacker Burghausen den Qualifikan­ten aus der Regionalliga Bayern unter sich ausmachen, wenngleich vor der Aufstiegsparty erst noch der Meister der Regionalliga Nord aus dem Weg geräumt werden muss. „Für die Ent­wicklung der jungen Spieler ist die Re­gionalliga ideal“, sagt Rainer Zietsch, der Leiter des Nachwuchsleistungs­zentrums des 1.FC Nürnberg. Erfor­derliche Investitionen in den Kader würden nicht der Philosophie des Ver­eins entsprechen. Und sind bei über drei Millionen Euro Schulden wohl auch nicht vertretbar.

Also wird sich die U21, nach dem 1:0 (1:0)-Sieg gegen die klei­nen Bayern nur noch einen Punkt hin­ter Spitzenreiter Regensburg notiert, losgelöst von der Tabelle auf die Aus- ­und Fortbildung von Talenten konzen­trieren. Zumindest eine Mannschaft in der Spitze kann aber trotzdem nicht schaden. Die U19 ist zwar aktu­ell Siebter in der Bundesliga Süd/Süd­west, schwebt seit dem 3:4 in Hoffen­heim vom Wochenende aber wieder in akuter Abstiegsgefahr; die U17 (Vor­letzter in der Bundesliga Süd/Süd­west) und die U15 (Letzter in der Re­gionalliga Süd) sind wohl nicht mehr zu retten vor dem Abstieg.

Die aktuelle Leistungsflaute in den jüngeren Jahrgängen verheißt für die nächsten Jahre vor allem viel Arbeit. Mit Michael Köllner hat das NLZ seit kurzem wieder einen Sportlichen Lei­ter, demnächst aber keinen übergeord­neten Chef mehr. Gestern gab der Club überraschend die Trennung von Ex-Profi Zietsch bekannt, der in den vergangenen zehn Jahren beim 1. FC Nürnberg für das NLZ verantwortlich war. Stets „mit der Intention, Spieler für die Profis zu entwickeln“, wie er den Nürnberger Nachrichten sagte. Niklas Stark oder zuletzt Patrick Erras ha­ben den Sprung geschafft, viele ande­re nicht. Aber das ist normal.

Künftig wieder eine U8 und U9 anzumelden und damit wesentlich frü­her mit der Ausbildung zu beginnen als derzeit, widerspricht ebenfalls Zietschs Vorstellungen; dass der unbe­fristete Vertrag aufgelöst wur­de und Zietsch bereits am Donnerstag seinen letzten Arbeitstag hat im Club, war auch nicht seine Idee. „Der Abschied von meinen Mitarbeitern wird mir schwerfallen“, sagt Rainer Zietsch, der keine Basis mehr sieht für eine Zusam­menarbeit. Seine Aufgaben wird wohl vorerst Köllner übernehmen; wie es in der neuen Saison weitergeht, werden die nächsten Wo­chen zeigen. Sportvorstand Andreas Bornemann, am Montagabend ebenfalls im Stadi­on zu Gast, möchte den Sport im NLZ wieder mehr in den Mittelpunkt rücken und den bürokratischen Aufwand etwas zurückfah­ren. Der Club müsse sich in der Region wieder häufiger zeigen und wieder inter­essanter werden für junge Fußballer. „Wir wollen künftig einfach einiges an­ders machen“, sagt Borne­mann.

Teuchert überzeugt

Die mit Abstand kleins­ten Sorgen bereitet die U21, die in der Winterpau­se zwar vier Spieler verlo­ren hat, darunter Kapitän Christopher Theisen (Fortu­na Köln) und Torjäger Vita­lij Lux (Sp Vgg Unterha­ching). Die entstandenden Lücken füllt Trainer Roger Prinzen zum Bei­spiel mit U 19-Verteidiger Lukas Mühl auf, auch einige Profis verstärk­ten die Reserve zuletzt.

Gegen die Bayern standen Torhüter Thorsten Kirschbaum, Rurik Gislason und Jür­gen Mössmer in der Startelf, auch Ced­ric Teuchert und Philipp Hercher zäh­len zum erweiterten Zweitliga-Kader. Die von Heiko Vogel trainierten Bay­ern hatten Ribery dabei, Vorname Steeven, den kleinen Bruder des Welt­stars, ebenso US-Nationalspieler und WM-Teilnehmer Julian Green und drei A-Jugendliche – berauschend war über es weite Strecken allerdings nicht, was die Gäste zu bieten hatten.

Cedric Teuchert, seit sieben Jahren im Verein und noch für die U19 spiel­berechtigt, erzielte in der 32. Minute den einzigen Treffer des Abends. Der begabte Stürmer scheint sich in den vergangenen Monaten prächtig entwi­ckelt zu haben. Sollte er eines Tages in der ersten oder zweiten Liga für Aufse­hen sorgen, würde das bestimmt auch Rainer Zietsch sehr freuen.

Aufrufe: 012.4.2016, 09:44 Uhr
Wolfgang Laaß (Nürnberger Nachrichten)Autor