Auch Ambitionen unterliegen wirtschaftlichen Zwängen. Deshalb trennen selbst die zweiten Mannschaften des 1. FC Nürnberg und des FC Bayern Welten. So versuchen die Münchner schon seit Jahren, endlich und irgendwie in die Dritte Liga zu kommen, schaffen es aber einfach nicht. Beim Club verzichtet man gleich freiwillig; schon Anfang März hatte der Verein seine Entscheidung öffentlich gemacht, auf einen Lizenzantrag für die nächsthöhere Klasse zu verzichten.
Somit werden Jahn Regensburg und Wacker Burghausen den Qualifikanten aus der Regionalliga Bayern unter sich ausmachen, wenngleich vor der Aufstiegsparty erst noch der Meister der Regionalliga Nord aus dem Weg geräumt werden muss. „Für die Entwicklung der jungen Spieler ist die Regionalliga ideal“, sagt Rainer Zietsch, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des 1.FC Nürnberg. Erforderliche Investitionen in den Kader würden nicht der Philosophie des Vereins entsprechen. Und sind bei über drei Millionen Euro Schulden wohl auch nicht vertretbar.
Also wird sich die U21, nach dem 1:0 (1:0)-Sieg gegen die kleinen Bayern nur noch einen Punkt hinter Spitzenreiter Regensburg notiert, losgelöst von der Tabelle auf die Aus- und Fortbildung von Talenten konzentrieren. Zumindest eine Mannschaft in der Spitze kann aber trotzdem nicht schaden. Die U19 ist zwar aktuell Siebter in der Bundesliga Süd/Südwest, schwebt seit dem 3:4 in Hoffenheim vom Wochenende aber wieder in akuter Abstiegsgefahr; die U17 (Vorletzter in der Bundesliga Süd/Südwest) und die U15 (Letzter in der Regionalliga Süd) sind wohl nicht mehr zu retten vor dem Abstieg.
Die aktuelle Leistungsflaute in den jüngeren Jahrgängen verheißt für die nächsten Jahre vor allem viel Arbeit. Mit Michael Köllner hat das NLZ seit kurzem wieder einen Sportlichen Leiter, demnächst aber keinen übergeordneten Chef mehr. Gestern gab der Club überraschend die Trennung von Ex-Profi Zietsch bekannt, der in den vergangenen zehn Jahren beim 1. FC Nürnberg für das NLZ verantwortlich war. Stets „mit der Intention, Spieler für die Profis zu entwickeln“, wie er den Nürnberger Nachrichten sagte. Niklas Stark oder zuletzt Patrick Erras haben den Sprung geschafft, viele andere nicht. Aber das ist normal.
Künftig wieder eine U8 und U9 anzumelden und damit wesentlich früher mit der Ausbildung zu beginnen als derzeit, widerspricht ebenfalls Zietschs Vorstellungen; dass der unbefristete Vertrag aufgelöst wurde und Zietsch bereits am Donnerstag seinen letzten Arbeitstag hat im Club, war auch nicht seine Idee. „Der Abschied von meinen Mitarbeitern wird mir schwerfallen“, sagt Rainer Zietsch, der keine Basis mehr sieht für eine Zusammenarbeit. Seine Aufgaben wird wohl vorerst Köllner übernehmen; wie es in der neuen Saison weitergeht, werden die nächsten Wochen zeigen. Sportvorstand Andreas Bornemann, am Montagabend ebenfalls im Stadion zu Gast, möchte den Sport im NLZ wieder mehr in den Mittelpunkt rücken und den bürokratischen Aufwand etwas zurückfahren. Der Club müsse sich in der Region wieder häufiger zeigen und wieder interessanter werden für junge Fußballer. „Wir wollen künftig einfach einiges anders machen“, sagt Bornemann.
Die mit Abstand kleinsten Sorgen bereitet die U21, die in der Winterpause zwar vier Spieler verloren hat, darunter Kapitän Christopher Theisen (Fortuna Köln) und Torjäger Vitalij Lux (Sp Vgg Unterhaching). Die entstandenden Lücken füllt Trainer Roger Prinzen zum Beispiel mit U 19-Verteidiger Lukas Mühl auf, auch einige Profis verstärkten die Reserve zuletzt.
Gegen die Bayern standen Torhüter Thorsten Kirschbaum, Rurik Gislason und Jürgen Mössmer in der Startelf, auch Cedric Teuchert und Philipp Hercher zählen zum erweiterten Zweitliga-Kader. Die von Heiko Vogel trainierten Bayern hatten Ribery dabei, Vorname Steeven, den kleinen Bruder des Weltstars, ebenso US-Nationalspieler und WM-Teilnehmer Julian Green und drei A-Jugendliche – berauschend war über es weite Strecken allerdings nicht, was die Gäste zu bieten hatten.
Cedric Teuchert, seit sieben Jahren im Verein und noch für die U19 spielberechtigt, erzielte in der 32. Minute den einzigen Treffer des Abends. Der begabte Stürmer scheint sich in den vergangenen Monaten prächtig entwickelt zu haben. Sollte er eines Tages in der ersten oder zweiten Liga für Aufsehen sorgen, würde das bestimmt auch Rainer Zietsch sehr freuen.