2024-04-25T14:35:39.956Z

Pokal
Verladen: Der Mainzer Patrick Huth (rechts) lässt mit Enis Saiti (links) und Alan Stulin gleich zwei Wormser stehen.	Foto:hbz/Jörg Henkel
Verladen: Der Mainzer Patrick Huth (rechts) lässt mit Enis Saiti (links) und Alan Stulin gleich zwei Wormser stehen. Foto:hbz/Jörg Henkel

Charakter-Test nicht bestanden

Wormatia-Blamage bei 2:4-Pleite gegen Schott-Mainz / Hitzige Stimmung nach Abpfiff

Mainz. Nach Spielende kochten die Emotionen über. Die mitgereisten Anhänger des Fußball-Regionalligisten Wormatia Worms machten ihrem Unmut nach dem Schlusspfiff lautstark Luft. Die niedergeschlagenen Spieler mussten den schweren Gang antreten und sich den Anschuldigungen der Fans an der Seitenlinie stellen. Auf der VfR-Bank fielen Worte wie ,,peinlich" und ,,Blamage".

Ganz so weit wollte Trainer Steven Jones allerdings nicht gehen: ,,Eine Mannschaft aus dem unteren Drittel der Regionalliga hat gegen ein Team aus dem oberen Drittel der Oberliga verloren." Bei der Frage nach den konkreten Gründen für die Niederlage rang der Trainer jedoch mit den Worten. ,,Wir haben 70 Minuten guten Fußball gespielt", redete er sein Team stärker, als es beim 2:4 (0:2)-Aus im Viertelfinale des Verbandspokals gegen den TSV Schott Mainz war.

In allen Belangen unterlegen

Der Oberligist düpierte die Wormser mit einer überraschend offensiven Anfangsaufstellung. Gegen sichtlich verunsicherte Gäste traf Cemil Can Özer nach Doppelpass mit Masashi Sakai zum 1:0 der Gastgeber (17.). Wormatia Schlussmann Tim Paterok sah bei dem Treffer alles andere als gut aus. ,,Ich kam von rechts, habe gesehen, dass der Keeper auf einen Flachpass spekuliert und habe dann einfach aufs kurze Eck abgedrückt", beschrieb der Torschütze den Führungstreffer. ,,Uns fehlt es nach den Negativerlebnissen an allem: Selbstvertrauen, Selbstverständnis und Physis", haderte Jones. Die Konsequenz dieser Defizite wurde im ersten Spielabschnitt noch einmal mehr als deutlich. Der Mainzer Edis Sinanovic konnte unbedrängt am Sechzehner entlang spazieren, sich die Ecke aussuchen und den Ball mit viel Effet zum 2:0 versenken (32.). Von Worms selbst kam außer einem Pfostentreffer von Patrick Auracher, nachdem sich Schott-Torwart Patrick Manthe bei einer Flanke verschätzt hatte (28.), wenig. Kurz vor der Pause hatte die Jones-Elf jedoch Pech, als Schiedsrichter Ingo Hess ein klares Handspiel von Sinanovic im Mainzer Strafraum nicht ahndete (37.).

TSV-Trainer Ali Cakici verriet nach Abpfiff, mit welch einfachen Mitteln sein Team die Wormaten aus dem Spiel nahm: ,,Wir wussten, dass wir in erster Linie Florian Treske daran hindern müssen, den Ball im Zentrum zu bekommen." Fehlender Spielaufbau aufseiten den Wormser war das Resultat dieses taktischen Kniffs. Zwar kamen die Wormser nach der Pause schwungvoll aus der Kabine, doch außer dem 1:2-Anschlusstreffer durch Alper Akcam (50.) sprang dabei nichts heraus. Vielmehr nutzten die Hausherren die Räume geschickt und Özer versenkte einen Freistoß aus 19 Meter zu seinem zweiten Streich des Tages (80.). Zuvor war er von Auracher regelwidrig gestoppt worden, wobei der Verteidiger als letzter Mann Glück hatte, nicht mit Rot des Feldes verwiesen worden zu sein. ,,Wir müssen an allem arbeiten die kommende Woche: Effektivität, Zweikampfführung und daran, dass wir den Kopf oben behalten", bekannte Jones offenherzig. Nach dem 1:3 wirkten die Wormser kraftlos, mutlos. Sogar der erneute Anschlusstreffer durch Treske zum 2:3 (83.) änderte daran nichts mehr. Zwar warfen die Wormaten noch einmal alles nach vorn, doch der Mainzer Patrick Huth nutzte einen Konter und machte mit dem 4:2 den historischen Pokaltriumph perfekt (88.). Die Wormaten haben indes nach den beiden jüngsten Liga-Pleiten den Charakter-Test nicht bestanden und es zudem versäumt, dringend benötigtes Selbstvertrauen zu tanken. ,,Die kommenden Wochen werden hart", weiß Jones.



Aufrufe: 028.10.2015, 23:00 Uhr
Stephen WeberAutor