2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Sieben Gegentreffer: Sah so aus, als wollte selbst Schiri Christof Günsch dem gebeutelten Wormatia-Keeper Carsten Nulle Trost spenden. Foto: pa / Balzarin
Sieben Gegentreffer: Sah so aus, als wollte selbst Schiri Christof Günsch dem gebeutelten Wormatia-Keeper Carsten Nulle Trost spenden. Foto: pa / Balzarin

Boysen angezählt

WORMATIA Beim Spiel in Kassel wird der 56-Jährige wohl noch Trainer sein / ,,Sieg muss her"

WORMS. Diese 2:7-Heimpleite kam einem Tiefschlag gleich. Bei der Wormatia stehen nach der gegen den SC Freiburg II erlittenen Abfuhr die Zeichen auf Sturm. Nur ein Sieg am Samstag beim KSV Hessen Kassel dürfte die Amtszeit von Hans-Jürgen Boysen als Trainer des Fußball-Regionalligisten über das Wochenende hinaus verlängern. Unter dem 56-Jährigen, der im Oktober auf den zurückgetretenen Stefan Emmerling gefolgt war, hat der VfR nicht einen Sieg errungen, ist obendrein sang- und klanglos aus dem Pokal rausgeflogen und hat sich endgültig zu einem Oberligisten in spe verwandelt. ,,Die Bilanz ist erschreckend", sagt Fritz Bergemann-Gorski vom Wormatia-Vorstand. ,,Ich hätte nie gedacht, dass sich nach dem Trainerwechsel der Negativtrend noch beschleunigt", so Bergemann-Gorski vor der (turnusgemäßen) Vorstandssitzung des Klubs am Mittwochabend. Ein Treueschwur hört sich anders an.

Dass dort über Boysen und dessen niederschmetternde sportliche Bilanz geredet werde, verstehe sich in der prekären Lage des Klubs von selbst. Klar stellte Bergemann-Gorski aber bereits im Vorfeld der Sitzung: ,,Ich kann jetzt zwar nur für mich sprechen: Aber am nächsten Spieltag gegen Kassel wird Herr Boysen noch unser Trainer sein." Beim 1:1 gegen Homburg im ersten Spiel nach der Winterpause sei ja ein kurzes Aufflackern erkennbar gewesen, aber nun gegen Freiburg ,,haben wir zum wiederholten Male nahezu einen Zusammenbruch erlebt." In Kassel müsse jetzt ein Sieg her, ,,sonst ist der Zug abgefahren." Dass der Mannschaft zunächst unter Emmerling und nun unter Boysen erst ein Saisondreier geglückt ist bei 21 Versuchen, lässt Rückschlüsse darauf zu, wie wahrscheinlich ein solches Unterfangen zu sein scheint. Zumal die Nordhessen zwar nach der Winterpause mit zwei Siegen gegen Pfullendorf und in Koblenz etwas erleichterter in die Zukunft blicken können, die Truppe aber auf Rang 14 (mit elf Punkten Vorsprung vor der Wormatia) immer noch einen möglichen Abstiegsplatz einnimmt. Geschenkt werden wird dem Gast in diesem Abstiegsduell also am Samstag nichts.

Was die Wormatia-Mannschaft betrifft, betont Bergemann-Gorski: ,,Gegen Freiburg haben zwar wichtige Spieler in der Zentrale gefehlt, aber dann müssen eben die anderen diese Lücken ausfüllen." Dies sei nicht der Fall gewesen. Und klar sei auch, dass Freiburg über die beste ,,Fohlen-Elf" der Liga verfüge. Das heiße, dass man mit einem realistischen Blick auf die Qualität des eigenen Kaders akzeptieren müsse, gegen eine solche Mannschaft auch mal verlieren zu können. ,,Aber Ausreden brauchen wir jetzt keine mehr." Man habe Fehler gemacht, auch in der Zusammenstellung des Kaders. Viel zu sehr sei man den Wünschen der jeweiligen Trainer gefolgt, um nun zu erkennen, ,,dass wir über eine Mannschaft verfügen, die nahezu untrainierbar zu sein scheint." Boysen habe einen neuen Ansatz mitgebracht, ,,aber Erfolg hat er damit auch noch keinen." Bergemann-Gorski: ,,Jetzt müssen wir sehen, was wir aus der Situation lernen können." So sei bei der Wormatia angedacht, ein Scoutingteam aufzubauen, das dabei helfen solle, bei künftigen Spielerverpflichtungen das Risiko von ,,Fehlgriffen" zu minimieren. Dass es zuletzt zu viele dieser Art gegeben habe, streitet Bergemann-Gorski nicht ab. Und er wiederholt: ,,Niemals hätte ich in dieser Saison eine solche Entwicklung für möglich gehalten."

Trainer Boysen sollte die Wormatia aus dem Tabellenkeller rausholen. Weil er dies nicht geschafft hat, sondern im Gegenteil mit der Mannschaft noch tiefer in den Abstiegssumpf geritten ist, stehen die Zeichen auf Trennung. Oder sollte ein Dreier in Kassel diese Entwicklung noch umkehren können?

Aufrufe: 06.3.2014, 16:30 Uhr
Volker SchützAutor