Das Talent, sagt seine Mutter, kommt vom Opa. Der spielte schließlich einst bei Slavia Ruda Slaska in der zweiten polnischen Liga. Den lernte Thomas zwar nie kennen, aber auch sein Onkel, Peter Schady, hat von diesem Talent etwas abbekommen, als er einst für den TSV Altenfurt die Tore schoss.
Thomas Stachulla schoss in der Jugend auch sehr viele Tore. Das Schicksal wollte es so, dass er beim VfL Nürnberg landete, als der kleine Bub mit seinen Eltern auf Vereinssuche war, stellte sich heraus, dass Rangierbahnhof an diesem Tag nicht trainierte. Also fuhren sie weiter, zum VfL. Da blieb Stachulla dann hängen, bis zur B-Jugend. „Gerade gegen den 1. FC Nürnberg habe ich irgendwie immer getroffen“, erinnert er sich, kein Wunder, dass ihn der Club irgendwann ansprach. Doch Leistenprobleme machten einen Wechsel zum Lieblingsklub zunichte — also entschied er sich für die andere Option, es endlich auch höherklassig zu probieren: den SV 73 Süd.
„Im Nachhinein bin ich froh, dass es so gekommen ist“, sagt der heute 28-Jährige, „sonst hätte ich ja nie all die Kumpels kennengelernt.“ Bei den Südern kommt der Rechtsaußen, der mittlerweile zum zentralen Mittelfeldspieler umgeschult wurde, in den BOL-Kader, auch weil er in seinem allerersten Einsatz für die Herren mit zwei Torvorlagen der Reserve zum Kreisliga-Aufstieg verhilft. „Am Vortag hatte mich der Trainer angerufen, ob ich beim Aufstiegsspiel gegen Eyüp Sultan mitmache“, erinnert sich Stachulla. „Das nennt man wahrscheinlich einen guten Einstand.“ Es läuft gut bei Süd, fürs Sport-Abitur an der Bertolt-Brecht-Schule pausiert der Mittelfeldspieler ein halbes Jahr, um sich nicht zu verletzen. Als er zurückkehrt, findet er sich im Wechsel zwischen erster und zweiter Mannschaft wieder. Dieter Rebel wird Teammanager, hochkarätige Neuzugänge kommen an die Maiacher Straße. „Ich habe gesehen, es macht wenig Sinn zu bleiben. Auf die eigenen Leute wird nicht mehr gesetzt.“ Also geht Thomas Stachulla nach Kornburg.
Wieder lernt er neue Freunde kennen, erlebt schöne Jahre. „Wir haben oben mitgespielt, leider hat es nie ganz gereicht.“ Die BOL wird aufgelöst, Kornburg verliert die Relegation — und Stachulla wechselt nach Wendelstein, in den Ort, wo seine Freundin wohnt. Doch es läuft nicht recht, am Ende steht der Abstieg aus der Bezirksliga. „Das war schon sehr schade, wir hatten ein gutes Team.“ Das löst sich nun auf, zerstreut sich in alle Winde. Auch Stachulla geht weg, zurück nach Kornburg. Er heiratet seine Freundin, die Lehrerin ist, findet bei der Messe einen Job im Online-Marketing. Fußball spielt nicht mehr dieselbe Rolle. Kumpel Roman Drescher ruft an, er ist Spielertrainer beim VfL. Stachulla kehrt zu seinem Heimatverein zurück, in die Kreisliga. Doch es geht nach unten: Passbetrug, Punktabzug. „Das war bitter.“
Roman Drescher zieht weiter, Thomas Stachulla aber bleibt. „Ich hatte Angebote sogar aus der Landesliga“, sagt er, „aber ich wollte meinen Heimatverein nicht im Stich lassen, nicht schon wieder wechseln.“ Also kickt Stachulla nun in der Kreisklasse 4, wo sie manchmal auf Sandplätzen rumpeln, bolzen und grätschen. Wo es aber auch nicht wenige feine Fußballer gibt. Manche sogar mit dem Talent vom Opa, der einst bei Slavia Ruda Slaska kickte.
Thomas Stachulla spielt einen Pass zur SG 83, wo sein ehemaliger Trainer und Kumpel Roman Drescher spielt.