2024-05-02T16:12:49.858Z

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Zeugenbefragung: Eine Szene von der Spruchkammersitzung des Fußballkreises Minden. Foto: Külbel
Zeugenbefragung: Eine Szene von der Spruchkammersitzung des Fußballkreises Minden. Foto: Külbel

Urteil: 2:0 für SuS Wulferdingsen gegen VfL Minden

Kreisliga A Minden: Ab sofort müssen bei Heimspielen des VfL zwei Ordner am Platz sein +++ Der VfL Minden akzeptiert das Urteil nicht

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Nein, sagt Gunnar Schladitz, bedroht habe er sich nicht gefühlt: „Aber wenn 50 bis 100 Leute auf dem Platz rumlaufen, ist das nicht angenehm.“ Der Fußball-Schiedsrichter geriet am Ende des Kreisliga-A-Spiels zwischen dem VfL Minden und SuS Wulferdingsen in Bedrängnis und brach die Partie beim Stand von 2:2 ab. Die Folgen dieser Entscheidung wurden am Donnerstag vor dem Sportgericht des Fußballkreises Minden verhandelt.

Bis zur 88. Minute lieferten sich beide Teams am 15. Oktober ein normales Fußballspiel, dann eskalierte die Lage auf dem Dankerser Sportplatz. In der 88. Minute klärte VfL-Akteur Julian Ausanio den Ball im Zweikampf mit einem Wulferdingsener Gegenspieler. Das Geschehen kippte durch seine Reaktion auf diese Szene. „Schiri, das war Abseits!“, schrie er und sah wegen Schiedsrichter-Kritik die Gelb-Rote Karte.
Dieser Schilderung widersprach keiner der insgesamt neun Zeugen in der dreistündigen Verhandlung plus Beratung und Urteilsspruch um kurz vor 0.30 Uhr. Auch Ausanios weitere Reaktion ist unstrittig. Er verlangte nach einer Erklärung für den Platzverweis und berührte den Schiedsrichter am Trikotärmel. Erst dann geleiteten ihn seine Mitspieler vom Platz. Zur Ausführung des indirekten Freistoßes im Strafraum, den Schladitz wegen der persönlichen Bestrafung für den VfL-Spieler verhängt hatte, kam es nicht mehr.
In der aufgeheizten Atmosphäre forderte Schladitz wegen pöbelnder Zuschauer hinter dem VfL-Tor zunächst Platzordner an. Um sich dem Getümmel samt Wortgefechten im Strafraum zu entziehen, begab er sich in Richtung Mittelkreis und unterbrach das Spiel, um auf die Ordner zu warten. Bei den Mindenern entstand allerdings der Eindruck, Schladitz habe das Spiel abgebrochen. Das bestätigten Zeugen am Donnerstag.

Auf seinem Weg zur Mittellinie folgten Schladitz einige VfL-Spieler und verlangten eine Erklärung. Am deutlichsten wurde Marvin Werner, der bei der Verhandlung nicht persönlich zugegen war. „Sie wissen selbst nicht, was sie da tun, da kann ich auch gleich gehen“, sagte dieser laut Sonderbericht. „Wenn Sie abbrechen, kann ich auch gleich duschen gehen“, gab sein Trainer Renato D’Auria die Aussage etwas anders wieder. Für Schladitz war es genug, um erneut Gelb-Rot zu zücken. Als dann auch noch Torwart Andre Wallat den Referee als „unqualifiziert“ bezeichnete und dafür glatt Rot sah, gab es für die Außenstehenden kein Halten mehr. „Es gab eine Rudelbildung, alle waren auf dem Feld“, räumte VfL-Vorsitzender Franz Wagener ein. Der war an diesem Tag für den Ordnungsdienst eingeteilt, konnte die Lage aber auch nicht beruhigen.

Schladitz entschied sich in der siebten Minute der Nachspielzeit schließlich zum Abbruch: „Die Rahmenbedingungen für ein Spiel waren nicht mehr gegeben.“ Eine Bedrohung, so betonte er nochmals, habe zwar nicht vorgelegen. Dennoch blieb er bei seiner Darstellung, das Spiel aus Sicherheitsgründen abgebrochen zu haben.

Die VfL-Vertreter konnten das kaum nachvollziehen und nahmen mit noch mehr Unverständnis zur Kenntnis, dass der damalige Sus-Coach Olaf Krüger die Polizei gerufen hatte. Sein Nachfolger Martin Pasold erklärte, warum: „Viele Leute haben auf den Schiedsrichter eingeredet, es gab auch Beleidigungen. Es war eine 50:50-Situation.“ Das Kreissportgericht bewertete das sportrechtlich relevante Geschehen wie erwartet. Marvin Werner erhält nach seiner Zwei-Wochen-Sperre wegen der Gelb-Roten Karte vier weitere Wochen, weil er im Tumult wieder aufs Spielfeld gelaufen war. Julian Ausanio wurde nach den zwei Wochen für den Platzverweis weitere fünf Wochen gesperrt, weil er den Schiedsrichter berührt hatte. Die Sperre für Andre Wallat wurde wegen seines geringen Vergehens nicht erhöht.

Der Verein wurde mit einem Ordnungsgeld in Höhe von 200 Euro belegt, das Spiel wird 2:0 für Wulferdingsen gewertet. Zudem sprach das KSG die Auflage aus, dass bei allen weiteren Heimspielen dieser Saison zwei gekennzeichnete Ordner am Platz sein müssen. Der VfL Minden akzeptierte das Urteil vorerst nicht und behält sich einen Einspruch vor.


Weitere Informationen:

Schon am nächsten Donnerstag steht der VfL Minden erneut vor dem Kreissportgericht, wie die ehemalige Kreisspruchkammer seit dieser Saison heißt. Verhandelt werden die Vorkommnisse des ebenfalls abgebrochenen Spiels bei der SV Bölhorst-Häverstädt am 31. Oktober.
Auch in diesem Fall gab es in der Schlussphase eine Rudelbildung, allerdings mit einem etwas anderen Auslöser. Offenbar war VfL-Spieler Enrico D’Auria an der Seitenlinie von einem Zuschauer behindert worden, es folgten Handgreiflichkeiten und ein Tumult auf dem Platz. Als sich die Lage nicht beruhigte, brach Schiedsrichter Yannick Wegehöft die Partie ab. Schon wenige Stunden später kursierte ein Video der Tumulte im Internet.

Aufrufe: 024.11.2017, 18:51 Uhr
Sebastian Külbel / FuPaAutor