2024-04-25T14:35:39.956Z

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Jüngster Zuschauer: Elf Wochen alt ist Luca Öhm, der gemeinsam mit seinem Vater Steffen Öhm (rechts) und seiner Mutter sowie Türk-Torjäger Selcuk Özer die freundschaftliche Verbundenheit der Fußballer im „Fürstentum Klafeld“ symbolisierte. Foto: hb
Jüngster Zuschauer: Elf Wochen alt ist Luca Öhm, der gemeinsam mit seinem Vater Steffen Öhm (rechts) und seiner Mutter sowie Türk-Torjäger Selcuk Özer die freundschaftliche Verbundenheit der Fußballer im „Fürstentum Klafeld“ symbolisierte. Foto: hb

Neue Nummer 1 unterm "Monte Schlacko"

1. FC Türk. ganz oben, VfL Klafeld-Geisweid unten - „Ende Gelände“ dank 300 Zuschauer

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„Ende Gelände“ hieß es am vergangenen Sonntag rund um den Sportplatz auf der Buchener Höhe. Für viele Autofahrer unter den 300 Besuchern des als „Monte-Schlacko-Gipfel“ apostrophierten Meisterschaftsspiels in der B-Kreisliga Siegerland 1 zwischen dem „Hausherrn“ 1. FC Türk. Geisweid und dem VfL Klafeld-Geisweid ging vor Spielbeginn nichts mehr.

Die gesamte offizielle Zufahrt sowie die abzweigenden Wege in Wald und Flur waren zum Teil in Dreierreihen (!) zugeparkt oder nach Siegerländer Sprachgebrauch „zugequetscht“.

Ein Segen, dass im Verlaufe der insgesamt fairen Partie kein Krankenwagen benötigt wurde. Erst nach Spielschluss gelang es dem früheren Türk-Trainer Erdinc Albayrak mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl, das „Parkchaos“ zu entwirren, so dass alle genervten Autofahrer ohne Blechschäden die Heimreise antreten konnten.

Die Geisweider Türken im Hochgefühl des heiß umkämpften 4:2-Sieges reichlich euphorisiert, die geschlagenen „Fürsten“ nach der dritten Niederlage in Folge dagegen mit hängenden Köpfen und sichtlich frustriert. Beim erstmaligen „Showdown“ der neuen Geisweider fußballsportlichen Klassenrivalen ging es schließlich schon seit Wochen um die Frage: „Wer ist die Nummer 1 unterm Monte Schlacko?“

Zwar ist in einer Nische etwas abseits der im Volksmund also bezeichneten Schlackenhalde derzeit der SV 1911 Setzen als aktueller Tabellensechster der Kreisliga A die absolute „Großmacht“ im Haubergsliga-Fußball des Siegener Nordens, doch in „Alt-Kloawend“ sind jetzt zumindest vorerst die Türken auch rein fußballerische obenauf. Als frischgebackener Tabellenführer (9 Punkte bei 14:5 Toren) haben sie den inzwischen auf dem vorletzten Tabellenplatz befindlichen neuen Rivalen VfL Klafeld-Geisweid (0 Punkte, 2:9 Tore) deutlich hinter sich gelassen.

Dabei hatte VfL-Spielertrainer Steffen Öhm gleich nach der vorübergehenden Führung der Schwarz-Weißen lautstark von seinen Spielern gefordert „mit heißem Herz und kühlem Kopf“ den Vorsprung zu verteidigen. Doch daraus wurde aus Sicht des Traditionsvereins leider nichts. So heißt es jetzt: Die Türken kommen! Und die 300 Zuschauer, die der 1. FC Türk. Geisweid am Sonntag als offizielle Zuschauerzahl vermeldete, machen in der Tat deutlich: Der Fußball im Geisweider Zentrum steht (endlich) wieder unter Strom!

Dabei sind die türkischen Fußballer eigentlich schon längst „Einheimische“. Nämlich seit genau 38 Jahren. Anno 1979 war es, als die überwiegend am Stahlstandort Geisweid beschäftigten türkischen „Gastarbeiter“ unterm „Monte Schlacko“, dem einstigen „Abfallprodukt“ der Stahlindustrie im Hüttental, den 1. FC Türk. Geisweid gründeten. Und seither ging es bergauf mit dem interkulturellen Fußball in Geisweid, sowohl was die Integration der Menschen als auch was die sportliche Entwicklung der Kicker betraf.

Und friedlich ging es auch zwischen den beiden Fußballklubs zu. Türkische Spieler wechselten zu den „Fürsten“, und diese legten sogar ihren besten Pferden wie dem frischgebackenen Bäckermeister Peter Frank keine Steine beim Wechsel ins fußballerische Türkenmilieu in den Weg. Ein vorbildliches interkulturelles Wechselspiel zwischen Moschee und Talkirche! Miteinander statt gegeneinander heißt bis zum heutigen Tage die Devise.

Ganz aktuell stehen inzwischen vier ehemalige „Fürstenspieler“ im Türkendress ihren Mann: Temel Akcakoca, Peter Frank, Aytac Özekicioglu und „Sturmtank“ Selcuk Özer. Bis auf Peter Frank waren am Sonntag auch alle aktiv „auf‘m Platz“. Erst zum Winter hat der 1. FC Türk. Geisweid die Klafelder Nachwuchshoffnung Sezgin Alperen Özdemir wieder friedlich ins Hofbachstadion ziehen lassen, damit der junge „Fürst mit türkischen Wurzeln“ dem VfL im Abstiegskampf der Kreisliga A zur Verfügung stand. Genützt hat es freilich nichts, wie man heute weiß. Auch mit dem jungen Türken konnten die VfLer den Abstieg nicht verhindern.

Aufrufe: 01.9.2017, 09:00 Uhr
hb Autor