2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
Nicht mehr zittern, sondern gemeinsam vorangehen, wollen die Führungskräfte des VfL Biedenkopf mit (v. l.) Karsten Plitt (Vorsitzender), Jürgen Koch (neuer Sportchef), Herbert Bodenbender (zweiter Vorsitzender) und Trainer Vladi Kovacevic. 	Foto: Rainer Maaß
Nicht mehr zittern, sondern gemeinsam vorangehen, wollen die Führungskräfte des VfL Biedenkopf mit (v. l.) Karsten Plitt (Vorsitzender), Jürgen Koch (neuer Sportchef), Herbert Bodenbender (zweiter Vorsitzender) und Trainer Vladi Kovacevic. Foto: Rainer Maaß

Spannendes Projekt

+++ Gruppenligist VfL Biedenkopf stellt sich neu auf / Jürgen Koch wird Sportchef +++

Biedenkopf. Fußball-Gruppenligist VfL Biedenkopf hat die unfreiwillige Trainings- und Wettkampfpause genutzt. Im Franz-Josef-Müller-Stadion hat man sich zwischenzeitlich sportlich und organisatorisch neu aufgestellt. In Verbindung mit einer strategischen Neuausrichtung ergeben sich auch kurz- und mittelfristig andere Perspektiven.

Zuletzt waren Gruppenligaaufenthalte der „Roten“ meist eine Angelegenheit des Zitterns. Nicht selten rettete der berühmte „grüne Tisch“, also eine sportpolitische Entscheidung, das Wohl und nicht das Wehe zugunsten des VfL. In die laufende Saison startete die Mannschaft trotz des prominenten, hessenligaerfahrenen Trainers Vladi Kovacevic sehr schwach. Obwohl sich die Leistungen stabilisierten, schwebte man in höchster Abstiegsgefahr. Nachdem nun alles darauf hindeutet, dass der Hessische Fußballverband die Runde ohne Absteiger abbricht, sind die Biedenkopfer wohl gerettet. Statt sich selbst zu feiern, gingen die VfLer über Monate in Klausur. In einer kritischen Analyse wurde fast jeder Stein umgedreht. „Wir haben von Vorstandsseite aus Lehrgeld bezahlt, keine Frage. Aber wir haben auch viel gelernt“, betont der zweite Vorsitzende Herbert Bodenbender. Der Verein erwarb inzwischen das Klubgelände samt Funktionsgebäude und ist diesbezüglich nun mit dem inkludierten Handlungsspielraum in gestalterischer Hinsicht sein eigener Herr.

Vonseiten der heimischen Wirtschaft, vor allem aber durch die eigenen Mitglieder, erfährt der Klub eine Welle der Unterstützung. „Ob bei freiwilligen Arbeitsdiensten, die sehr gut laufen oder im Fall, dass Sponsoren ihr Portemonnaie aufmachen. Wir werden als ein verlässlicher Partner wahrgenommen, der zu erkennen gibt, dass er gemeinsam etwas auf die Beine stellen will“, registriert Herbert Bodenbender.

Sportlicher Überlebenskampf gegen Abstieg soll vorbei sein

Es sei aber auf allen Ebenen noch viel Arbeit zu verrichten, fügt er an. Karsten Plitt, der erste Vorsitzende, weiß genau, „dass nun die Zeit gekommen ist, sportlich neue Wege zu gehen“. Der sportliche Überlebenskampf gegen den Abstieg soll vorbei sein. „In der neuen Runde, wann immer sie auch beginnt, wollen wir unter die ersten Fünf in der Gruppenliga“, lässt Jürgen Koch wissen. Jürgen Koch? Der Mann, der als einer der größten Fußballfachleute im heimischen Raum gilt und als Trainer sowie Sportlicher Leiter fast überall einen bleibenden Eindruck hinterließ? Koch wird mit sofortiger Wirkung neuer Sportchef beim VfL Biedenkopf. Der 53-jährige Engelbacher und selbstständige Geschäftsmann verfügt sportlich und wirtschaftlich über beste Kontakte. Seine Expertise ist gefragt. „Wir wollen nicht mit Gewalt in ein, zwei Jahren ganz nach oben preschen, sondern hier etwas Nachhaltiges aufbauen, das uns auf allen Ebenen eine Weiterentwicklung bringt. Im Gespräch mit den Verantwortlichen war schnell klar, dass wir mit unseren Vorstellungen auf einer Linie liegen.

Hier ist richtig Zug drin. Bereits vor drei Wochen war im Großen und Ganzen erkennbar, wie der künftige Kader aussieht. Das kannte ich in Jahrzehnten in diesem Geschäft bisher nicht“, stellt Jürgen Koch erfreut fest. Was genau ist aber künftig sein Job und was will er verändern?

„Erste und zweite Mannschaft werden gemeinsam trainieren, eine gemeinsame Spielersitzung durchführen und die gleichen Annehmlichkeiten, aber auch Pflichten genießen“, verkündet der neue Sportchef. Er führt alle Gespräche mit den Akteuren des bestehenden Kaders und mit potenziellen Zugängen. Die strategische Ausrichtung im Jugendbereich, den mit Dennis Brandl ein früherer Klassespieler als Sportlicher Leiter Jugend führt, aber auch im Seniorenbereich, obliegt Jürgen Koch. Der Vorsitzende Karsten Plitt, zuvor für diese Belange verantwortlich, konzentriert sich mit Herbert Bodenbender darauf, ein Profil des VfL Biedenkopf zu entwickeln, das zeigen soll, was der Verein leisten kann und will.

Vladi Kovacevic bleibt Trainer des Gruppenligisten

Cheftrainer bleibt Vladi Kovacevic. Der einstige Hessenligaspieler und Trainer hat das Angebot zur Vertragsverlängerung angenommen. „Wir sind von Vladis Können und seinem Sachverstand überzeugt. Eine zeitliche Befristung gibt es nicht. Nur wenn eine der beiden Parteien das Gefühl hat, etwas verändern zu wollen, würde sich etwas ergeben. Diesen Zeitpunkt sehen wir aber nicht, denn wir wollen auch auf der Trainerposition Kontinuität“, verraten Herbert Bodenbender und Jürgen Koch. Bereits in wenigen Tagen will der Verein den künftigen Kader bekannt geben. Ein halbes Dutzend Zugänge, viele davon mit Erfahrung im Verbands- oder Hessenligabereich, soll kommen. Und fast alle aktuell beim VfL spielenden Akteure werden bleiben. „Der Weg, Jungs aus unserem Nachwuchs zu Stammspielern in der Gruppenliga zu machen, ist der Richtige. Allein mit Luis Höflein, Janik Lehnert und Luca Schöbel haben das in kurzer Zeit drei Mann geschafft. Ich möchte hier einen Mix aus Eigengewächsen, Talenten aus der Region, Jungs, die seit Langem bei uns sind und externen Zugängen, die uns von ihrer Klasse her voranbringen, installieren“, verrät Kovacevic. Eine Zielsetzung, die ihn und Jürgen Koch eint. „Gleichzeitig werden wir mittelfristig ein Scoutingsystem für die älteren Jugendjahrgänge im heimischen Fußball aufbauen“, kündigt Koch an. Alles ist ganz im Sinne von Karsten Plitt und Herbert Bodenbender, die den sportlichen Teil im Verein nach eigenem Bekunden „in den allerbesten Händen“ wissen. Für Plitt, Bodenbender und ihre Mitstreiter gilt es nun, mittelfristig die organisatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen. „Ich bin mir ganz sicher, dass der VfL Biedenkopf ein großes Potenzial besitzt und dass sich viele Menschen in und außerhalb der Kernstadt für uns interessieren. Dieses Interesse wollen wir noch steigern“, kleidet Bodenbender das in Worte, was sich allmählich abzeichnet: Der VfL Biedenkopf ist derzeit eines der spannendsten und ehrgeizigsten Projekte in Hinterländer Fußballsport.



Aufrufe: 023.5.2020, 08:00 Uhr
Rainer MaaßAutor