2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Imago Images

Zwischen Abstiegssorgen und Insolvenzverfahren

Der KFC Uerdingen kämpft vor der Partie gegen Lübeck auch gegen sich selbst.

Ob die Reise des VfB Lübeck zum Auswärtsspiel am Freitag (19 Uhr) beim KFC Uerdingen 05 wirklich statt­finden wird, stand bis vor knapp zwei Wochen noch nicht einmal fest. Der KFC steckt in einem Insolvenzverfahren.

Ausgelöst worden war die Entwicklung durch den Rückzug von Präsident und Investor Mikhail Ponomarev. Der trat im Januar von seinen Vereinsämtern zurück und verkaufte im Februar seine Anteile an der KFC Fußball GmbH an die Noah Company des Armeniers Roman Geworkyan. Der neue Investor hatte bis Ende Februar jedoch noch kein frisches Geld zur Verfügung gestellt, das zur Beendigung der Saison erforderlich ist.

Erst in der vergangenen Woche stellte sich der neue starke Mann überhaupt beim Verein vor. Bedingt durch die fehlenden liquiden Mittel wurde am 21. Januar der Antrag auf Insolvenz eingereicht, die ge­plante Durchführung in Eigenregie jedoch nicht genehmigt. Am 1. März wurde das Verfahren vom Amtsgericht Krefeld wegen „Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung“ eröffnet und Claus-Peter Kruth als Insolvenzverwalter eingesetzt.

Der bis dahin sogar drohende Rückzug aus dem laufenden Spielbetrieb scheint damit vom Tisch. Dann wären alle bisherigen Spiele des KFC aus der Wertung genommen (auch der 1:0-Sieg des VfB im Hinspiel) worden und die Krefelder stünden als erster Absteiger fest. Die Zukunft hängt nun vor allem am neuen Investor und an der Gläubigerversammlung, die über den Fortgang der Insolvenz entscheidet, und möglichen Investitionen für die neue Saison – egal in welcher Spielklasse.

Wo die Mannschaft dann spielen würde, steht nicht fest. Die baufällige Grotenburg-Kampfbahn in Krefeld wird seit Jahren renoviert – und die Stadt und der Verein streiten um die Maßnahmen und die Kosten. In den Vorjahren spielte der KFC in den Arenen in Duisburg und in Düsseldorf – dort wurden dem Verein nach dem Ponomarev-Rückzug al­lerdings die Kosten zu hoch. Für die zweite Saisonhälfte mietete sich der Verein im rund 180 Kilometer entfernten Lotte ein. Im dortigen Sportpark, der zu Drittliga-Zeiten der Sportfreunde Lotte (2016 bis 2019), mit Rasenheizung und tauglichem Flutlicht ausgestattet worden war, soll auch die Partie gegen den VfB stattfinden.

Sportlich ist der Mannschaft von Trainer Stefan Krämer unter diesen schwierigen Voraussetzungen noch immer ein Kompliment zu machen. Zwar ist die Mannschaft qualitativ gut besetzt für die 3. Liga, auch nachdem im Winter mit Heinz Mörschel (Dynamo Dresden) und Stefan Velkov (MSV Duisburg) zwei Stammspieler den Verein verließen. Zahlreiche Akteure mit langjähriger Drittliga-Erfahrung – oder auch mehr wie bei Kapitän Assani Lukimya (früher u.a. Werder, Düsseldorf), den Niederländern Peter van Ooijen oder Hidde Jurjus – stehen weiterhin beim KFC unter Vertrag. Doch angesichts miserabler Trainings­bedingungen und nicht regelmäßig fließender Gelder ist es anerkennenswert, dass die KFC-Elf bislang als Einheit auftritt und rein sportlich trotz einer Negativentwicklung noch auf Rang 15 platziert wäre.

Durch den Drei-Punkte-Abzug wegen der Insolvenz ist der KFC derzeit jedoch Tabellen-17. und stellt mit 21 Treffern auch den schlechtesten Angriff der Liga. Aus den vergangenen neun Spielen gelang nur noch ein Sieg. Nach dem 1:0-Sieg bei Bayern München II gab es noch ein 1:3 in Wiesbaden, ein 1:2 gegen Duisburg, ein 0:3 gegen Ingolstadt und ein 2:2 in Saarbrücken, ehe am Dienstag unglücklich mit 0:1 gegen Hansa Rostock verloren wurde. Dabei vergab Kolja Pusch in der Nachspielzeit einen Elfmeter. Weitere zwei englische Wochen stehen für die Uerdinger bevor – auch die Partien in Meppen und gegen Zwickau, die wegen Corona-Fällen in der KFC-Mannschaft ausgefallen waren, müssen noch nachgeholt werden, so dass die Krämer-Elf auf dem Papier noch etwas bessere Chancen auf den Klassenerhalt besitzt als die Konkurrenten in der Abstiegszone.

Bislang gab es zwischen dem VfB und dem KFC zehn Pflichtspiele – und die Bilanz ist aus Lübecker Sicht positiv: Vier Siegen und vier Unentschieden stehen zwei Niederlagen bei 15:14 Toren gegenüber. Die Begegnungen fanden in der 2. Bundesliga (1996/97), im DFB-Pokal (1997) und in der zweigleisigen Regionalliga (2000 bis 2005) statt. Das Hinspiel gewannen die Grün-Weißen mit 1:0 durch einen Treffer von Ersin Zehir.

Aufrufe: 011.3.2021, 07:33 Uhr
PM/VfBAutor