2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
Ihre Mannschaften treffen am Samstag in Friedrichshafen aufeinander: Bergs Trainer Oliver Ofentausek (links) und VFB-Co-Coach Giovanni Rizzo.
Ihre Mannschaften treffen am Samstag in Friedrichshafen aufeinander: Bergs Trainer Oliver Ofentausek (links) und VFB-Co-Coach Giovanni Rizzo. – Foto: Fotos: Rolf Schultes/Alexander Hoth

Musik liegt in der Luft

Beim Spiel Friedrichshafen gegen Berg treffen zwei emotionale Trainer aufeinander

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Friedrichshafen / sz - Wenn am Samstag in der Fußball-Verbandsliga der VfB Friedrichshafen und der TSV Berg aufeinandertreffen (15.30 Uhr, Zeppelinstadion), dann ist es auch ein Spiel zweier emotionaler Trainer. VfB gegen Berg – da liegt Musik in der Luft. Auf der einen Seite der TSV-Chefcoach Oliver Ofentausek, der nach 90 Minuten fast keine Stimme mehr hat und auf der anderen Seite VfB-Co-Trainer Giovanni Rizzo, der deutlich besonnener geworden ist. Für beide gehören die Emotionen zum Fußball, wie die Luft zum Atmen. Ofentausek und Rizzo haben aber ganz klare Vorstellungen, wo die Emotionen fehl am Platz sind.

Rückblende: Toni Leistner, Profi beim Zweitligisten Hamburger SV, stand nach der verlorenen Pokalpartie gegen Dynamo Dresden zum Interview bereit. Von der Tribüne wurde er von einem Fan derart beleidigt, dass er hochkletterte, den Fan packte, ihn einmal durchschüttelte und dann wieder zurückkehrte. Die Folge: drei Spiele Sperre für Leistner. Muss sich ein Fußballer bei den Profis oder bei den Amateuren alles gefallen lassen? Hier haben sowohl Oliver Ofentausek als auch Giovanni Rizzo eine klare Meinung: Irgendwo sei eine Grenze, die weder von einem Trainer noch von einem Zuschauer, überschritten werden darf. Fünf oder sechs Euro für den Eintritt rechtfertigten keine einzige verbale Attacke, die unter die Gürtellinie gehe.

"Die Emotionen beim Fußball sind das berühmte Salz in der Suppe und für mich ein großer Teil meiner Arbeit beim TSV Berg. Allerdings ist nicht jeder Mist von außen ertragbar", sagt Ofentausek. "Ich habe früher viel mehr nach hinten geschaut, als gut war. Heute schaue ich nur nach vorne und ignoriere alles andere. Da fahre ich besser damit", meint Rizzo.

Beide Trainer lieben beim Fußball die Emotionen. Wer Oliver Ofentausek nicht kennt und ihn bei einem Spiel seines TSV Bergs beobachtet, der hat folgenden Gedanken: Entweder hat er zu Hause nichts zu sagen oder er hat nicht alle Latten am Zaun. Diese Außendarstellung vermittelt er, sie ist aber völlig falsch. Ofentausek ist ein Besessener, der jeden Spieltag von seiner Mannschaft ein engagiertes Auftreten sehen will. Mit weniger gibt er sich nicht zufrieden. "Ich arbeite die ganze Woche mit der Mannschaft. Meine Tätigkeit als Trainer hört nicht vor dem Spiel auf. In den 90 Minuten kommuniziere ich mit meinen Spielern. Das ist mein Charakter. 90 Prozent des Gesagten haben mit Fußball zu tun. Wenn ich ein unpassendes Wort sage, dann tut es mir gleich leid. Das darf mir nicht passieren", sagt der 45-Jährige. Lob und Kritik müssten die Fußballer aber ertragen. "Ich bin stets sachlich, auch wenn mir manchmal andere Worte ausrutschen. Mir geht es aber immer um die Sache", betont Ofentausek. Er sei ein emotionaler Trainer und lebe das vor. Seine Spieler wissen das. Wer beim TSV Berg unterschreibt, dem muss bekannt sein, was ihn erwartet. Ofentausek vergleicht den Fußball mit einem Boxkampf. Man müsse immer hellwach sein. "Ein unerwarteter Schlag kann alles entscheiden", meint er. Am Samstag in Friedrichshafen erwartet er ein offenes und emotionales Spiel. "Die Grenzen des Anstandes und des Respekts dürfen aber nicht überschritten werden", sagt er.

Rizzo unterschreibt diesen Satz sofort. Er hat in seiner Laufbahn als Trainer schon viel mitgemacht. "In jüngeren Jahren war ich zu emotional, heute bin ich deutlich ruhiger", sagt er. Seine Heirat und seine zwei Kinder sind für ihn der Mittelpunkt des Lebens. "Du hast als Vater und Ehemann eine große Verantwortung und bist auch Vorbild. Das darf man nie vergessen", meint er. Der Co-Trainer des VfB verschränkt nicht 90 Minuten die Arme und lässt alles laufen. Er kommuniziert, wie Ofentausek, mit seinen Spielern. Manchmal verstehen sie es, manchmal muss er Dinge mehrmals sagen. "Entweder bin ich zu leise, oder meine Spieler brauchen Hörgeräte", sagt er mit einem Augenzwinkern. Tatsache ist, dass in der Hektik des Spiels viele Ansagen verpuffen. "Wichtig ist es, dass die Spieler die Botschaft verstehen, auch wenn ich sie mehrmals sagen muss. Ich unterstütze die Mannschaft in schwierigen Situationen, lobe und tadle aber auch", meint er. Man müsse sachlich bleiben und immer den Ton wahren.

Er versteht sich aber nicht als HB-Männchen, das dann in die Höhe springt, wenn etwas nicht funktioniert. Die Spieler müssten die Entscheidungen auf dem Platz selbst treffen. Er wirke von außen nur unterstützend. Alles könne er nicht korrigieren. Wenn Zuschauer verbal ihn oder die Spieler attackieren würden, dann denkt er sich, das ist ihre Meinung. Basta. Bei ihm gehen unqualifizierte Bemerkungen links rein und rechts raus. Oftmals nimmt er sich auch ganz zurück, weil er der Ansicht ist, dass zu viel Kommunikation auch schaden kann. "Als Trainer musst du immer die richtige Balance finden, sonst schalten die Spieler irgendwann ab und du erreichst sie nicht mehr", betont Rizzo.

Aufrufe: 024.9.2020, 16:31 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor